17. Rhaenys Targaryen

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Das Laena und Sela gemeinsam den Frühstücksraum betraten und zu spät waren, war nicht weiter auffällig – merkwürdig wäre es gewesen, die beiden wären pünktlich und einzeln gekommen. Deswegen sah kaum einer auf als die beiden guten Morgen in den Raum sagten, erst als einer der Bediensteten klirrend die Wasserkaraffe auf den Boden fallen ließ, blicken die Prinzessin und ihr Gemahl auf.

Sie bemerkte den strafenden Blick ihres Gemahls und wollte eben versöhnliche Worte anbringen als der Lord seinen Mund wieder schloss und erstaunt in Richtung der beiden Mädchen sah. Sämtliche Gespräche waren verstummt und alle Blicke lagen ausnahmslos auf Sela.

Sie trug ein weißblaues Gewand und sah abwartend in die Runde: Ihr Haar trug sie offen, doch das rotbraun war gänzlich daraus verschwunden – stattdessen floss es ihr nun wie silberne Seide den Rücken hinab und umspielte ihr Gesicht in goldenen Wellen.

Laena griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht, während sie abwartend in die Runde blickten und Laenor grinsend verkündete: »Das Geheimnis ihrer Haare ist feierlich gelüftet.« Er wusste also auch Bescheid.

Rhaenys und der Lord warfen sich einen kurzen Blick zu als Lord Corlys seine Stimme erhob: »Bitte setzt euch... ich denke es gibt einiges zu erzählen, alle anderen, raus hier! Ich möchte mit meiner Familie allein sprechen!«

Rhaenys fing den zögernden Blick von Sela auf und ihr Blick zurück zur Tür, als schien sie nicht zu wissen, zu was nun sie aufgefordert worden war - aber da zog Laena sie bereits mit an den Tisch als die Bediensteten die Tür hinter sich geschlossen hatten, sah er abwartend in die Runde, ehe sein Blick an Sela hängen blieb.

»Ich denke es ist an der Zeit, dass wir uns reinen Wein einschenken... du bist nicht eines meiner Kinder, da bin ich mir sicher«, fing er an, »bist du ein Bastardkind, das den Targaryen entsprungen ist?«

Sela fühlte sich sichtlich unwohl, aber sie schüttelte den Kopf. »Ich versichere euch, dass ich kein Bastard bin.«

»Aus welchem Hause seid ihr dann?«

»Ist das wichtig?«, fragte sie vorsichtig. »Mein Haus existiert nicht mehr, in dieser Welt bin ich ein niemand.«

Der Lord lachte und musterte sie von oben bis unten. »Du magst vieles sein, aber du bist sicher kein niemand und du bist auch nicht unwichtig... ich möchte nur wissen, ob ich meine Familie in Gefahr bringe, wenn du ein Teil davon wirst.«

»Corlys!«, mahnte Rhaenys scharf. »Sie ist bereits ein Teil unseres Hauses und sie hat schon ihren Anteil geleistet, um dem gerecht zu werden...« Ihr Blick wurde weicher als sie zu Sela sah. »Habt ihr euch entschieden?«

Selas und Laenors Blicke kreuzten sich als die beiden nickten. »Wir werden uns vermählen.«

Ein Hauch von Freude huschte über das Gesicht des Lords als seine Frau noch einmal die Stimme erhob: »Das freut uns sehr, denn egal, wessen beiden Menschen wir es zu verdanken haben, dass du Teil unseres Lebens wirst... mit dieser Hochzeit wirst du den Namen unseres Sohnes tragen und nicht mehr Sturmwind. Du wirst offiziell ein Teil des Hauses Velaryon werden.«

Sie sah wie ein erleichtertes grinsen über ihr Gesicht huschte und Laena begeistert lächelte.

»Es gibt jedoch eine Bedingung... keine Geheimnisse! Du erzählst uns deine Geschichte, hier und jetzt in diesem Raum und wir werden anschließend gemeinsam entscheiden, wie viel dieser Geschichte wir mit der Welt teilen werden... ich bin mir sicher, du hattest Gründe, dich davor zu verstecken.«

Es widerstrebte jedem einzelnen Grundsatz, so viel von sich offenbaren zu müssen – aber sie sah ein, dass das wohl der Preis war, denn sie zahlen musste. Am Ende wurde sich zeigen, ob sie ihr glauben würden oder sie sie als Lügnerin davon schickten.

»Mein richtiger Name ist Selaena«, begann sie zögernd und erzählte ihre Geschichte.

Als sie mit ihrer Erzählung geendet hatte, schaute sie abwartend in die Runde. Keiner sagte ein Wort.

»Kannst du das, was du erzählst, beweisen?«

»Sie hat es geschafft, deinen Krieg im Alleingang zu beenden... wie viele Beweise möchtest du denn noch, Vater?«, bemerkte Laena und ihr Bruder ergänzte: »Ihr Haus und ihr ganzer Besitz ist den Feuern zum Opfern gefallen. Feuer, welches nicht einmal die Drachen überlebten. Wie soll sie dir also das beweisen, wenn du ihren Worten keinen glauben schenkst?«

Rhaenys ließ ihren Blick über sie schweifen, zum ersten Mal, seitdem sie sie kannte, wirkte sie befreit und losgelöst – nachdenklich stand sie auf, ging auf sie zu und reichte ihr die Hand. »Ich glaube dir«, sagte sie als sie ihre Hand ergriff und sie umarmte, »Tochter.«

Ein glückliches Lächeln erschien auf Selaenas Gesicht als sie die Umarmung erwiderte.

»Nun, wenn meine Frau dir Glauben schenkt... wäre ich ein Narr es nicht zu tun«, murmelte der Lord und auch wenn ihre Geschichte so absurd schien – so wurde er ihr für diesen Moment glauben.

»Ist das alles?«

»Eines wäre da noch«, sagte sie zögernd, »ich kann es euch im Moment nur nicht zeigen und ich möchte das ihr es seht... aber ich bin mir sicher, sie wird in den nächsten Tagen wieder bei mir sein.«

Laenor und Laena runzelten die Stirn, doch ihre Mutter akzeptierte ihre Bedingung und der Lord wollte die Verlobung seines Sohnes und die Hochzeit verkünden – als Trompetenfanfahren von draußen zu hören waren. Kurz darauf war die ganze Burg in Aufruhr.

Der König kommt.

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt