49. Selaena Belaeres

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Selaena war wie in Trance als sie die Gemächer des Königs verließ, ihre Vergangenheit hatte sie eingeholt, dabei wäre sie ihr fast entkommen.

Mit dem Untergang Valyrias hatte sie alles verloren, was sie gekannt hatte, plötzlich war sie allein auf der Welt gewesen, in dem Wissen, das der Tod der Menschen ihre Schuld war und wenn nicht, so war sie zumindest schuld am Tod der Menschen, die folgten.

Irgendwann hielt sie es für ihr Schicksal, allein zu sein. Sie hielt es für ein Teil ihres Fluchs und ein Teil ihres Daseins.

Jahrzehntelang hatten Vaelah und sie sich in den Ländern des alten Valyrias versteckt. Nur selten verirrten sich Menschen in diese Gebiete, hielten sie doch die Legenden der Monster und die giftigen Nebel davon ab.

Bis zu jenem Tag als die Piraten über das Meer gekommen waren und ihr Versteck fanden. Sie nahmen sich ihren größten Schatz und lockten sie damit wieder hervor. Sie hatten sie dazu gezwungen, ihre Kräfte wieder erwachen zu lassen.

Diese Jagd hatte sie schließlich auf die Trittsteine geführt, in die Arme des Lords der Gezeiten. Schon damals war sie kurz davor gewesen, seine Einladung abzulehnen und nach Hause zurückzukehren – doch nach all den Jahren der Jagd, hatte sie erkannt, dass sie sich kontrollieren konnte. Das es nicht unmöglich war und es war verlockend, sich noch einmal am Leben der Sterblichen zu beteiligen.

Zum ersten Mal seit über einem Jahrhundert, hatte sie plötzlich wieder Menschen um sich, die ihr nichts Böses wollten und mehr noch: In Laena hatte sie wieder eine Schwester gefunden und mit Laenor sogar einen Bruder. Die Velaryons fühlten sich wie Familie an.

Aber vielleicht hatte sie auch einfach das Gefühl genossen, sich wieder an ihr Leben vor dem Untergang erinnern zu können. An die Normalität der Sterblichen und ihrer Probleme.

Sie hatte diesen Teil ihres Lebens hinter sich lassen wollen. Sie hatte eine Velaryon werden wollen.

Mit dem Namen Belaeres, wäre auch ihre Vergangenheit begraben worden. Besonders, nachdem sie sie akzeptierten, nachdem sie die Wahrheit kannten.

Wenn sie auch den dunkelsten Teil nicht erwähnte, doch so hatte sie auch nie mehr werden wollen.

Jetzt war sie wieder allein. Sie hatte Nyras erschrockenen Blick gesehen als sie die Wahrheit erfuhr und Laena war fort, wenn auch noch nicht ganz, so wurde sie nach Essos gehen – wenn der König sie nur verbannte, so konnte sie vielleicht Laena dort wiedersehen.

»Selaena? Warte!«, riss sie Laenor da aus ihren Gedanken und war einen Augenblick später an ihrer Seite. Er packte sie an den Schultern und sah ihr in die verweinten Augen. »Ich renne dir schon ewig nach und du reagierst einfach nicht!«

»Ich war in Gedanken.«

»Was ist passiert? Mutter ist nach Königsmund berufen worden, sie ist in den Thronsaal zitiert worden.«

Ein Brüllen vibrierte durch die Mauern der Festung und instinktiv sah Selaena in den Himmel, wo jedoch die Decken ihr den Blick nahmen. Vaelah merkte wie sie sich fühlte, wie verloren und ängstlich sie war, nicht zu wissen was geschehen wurde.

Der König hatte Rhaenys kommen lassen. Das Kartenhaus wurde fallen, Rhaenys wurde sich von ihr abwenden und mit ihr der Lord. Der König wurde sie bestrafen, für das, was sie getan hatte.

»Ich wollte euch nie Ärger machen Laenor«, flüsterte Sela und rannte los.

Es war naiv zu glauben, die Vergangenheit wurde ruhen und sie könnte wieder sterblich werden. Mit der Wiedergeburt war sie zur Tochter einer Göttin geworden und diese wurde sie nicht wieder gehen lassen.

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt