16. Laena Velaryon

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Das Wasser des Meeres wusch die Farbe aus und hinterließ silbergoldenes Haar, welches im Licht des hellen Mondlichts schimmerte wie Sterne.

»Sela, dein Haar«, japste Laena erstaunt, sie hatte geahnt, dass darunter eine andere Farbe zum Vorschein kommen würde – aber damit hatte sie nicht gerechnet.

Fasziniert kam Laenor auf sie zu, während sie beinahe festgefroren schien und erst zurückzuckte als Laenor ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich. Ihre Augen waren beinahe starr vor Schreck, ihr zukünftiger Ehemann griff nach ihrer Hand und sah sie verwundert an. »Sie sind wunderschön, vor was hast du so eine Angst? Warum versteckst du dich?«

Auch Laena kam vorsichtig auf ihre Freundin zu.

Sela hatte gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die beiden diese Entdeckung machen würden. Trotzdem dachte sie, mehr Zeit zu haben, um sich eine Erklärung dafür auszudenken. Diese Haare waren selten und für gewöhnlich waren sie ein Zeichen großer Macht, denn sie waren das Zeichen des alten Valyrias und mit dieser Epoche ihres Lebens, wollte sie nicht in Verbindung gebracht werden.

Selbst auf der anderen Seite des Meeres, wurde man durch dieses Haar zu etwas besonderem und dadurch zog man Menschen an, gute wie schlechte. In den ersten Jahren ihres neuen Lebens, nutzte sie diese Umstände aus – sie musste sich nur in größere Städte begeben, schon wurde die Unterwelt angelockt. Sklavenjäger, die dachten sie hätten einfaches Spiel bei einem jungen Ding, welches alleine war. Wunderschön wie eine Göttin, wurden sie sich gut verkaufen lassen als Sklavin, mit der der Besitzer oder die Besitzerin machen konnte, was ihr gefiel.

In dieser Epoche ihres Lebens hatte sie eine Menge Blut vergossen... und eine Menge davon gekostet als sie des Tötens müde und Vaelah ein Teil ihres Lebens wurde, zog sie sich von den Menschen zurück und für die wenigen Male, die sie unter ihnen wandeln musste, verschleierte sie ihre Herkunft.

Erst dachte sie, in Westeros könnte es anders werden – hier waren noch die alten Familien ansässig, doch genau dadurch, wurde sie für die Menschen noch interessanter. Egal wo sie aufgetaucht war, die Leute hatten gesprochen über sie und sahen ihr auf den Straßen nach, weil sie rätselten, wessen Bastardkind sie sein könnte. Denn in diesen Landen, wurde dieses Haar sofort mit zwei Häusern in Verbindung gebracht: Velaryon oder Targaryen.

Sie hatte nur finden wollen, was ihr gestohlen worden war – Aufmerksamkeit, konnte sie dabei nicht gebrauchen und so entschied sie sich, ihre Haarfarbe wieder zu verstecken. Das Problem war nur, dass das Mittel, welches sie verwendete nach jedem Bad verschwand und neu aufgetragen werden musste, deshalb wollte sie auch immer allein sein.

Die besten Lügen waren jene, welche nahe an der Wahrheit wahren: »Ich wollte nicht auffallen«, sagte sie schlicht, »ich war es leid, egal wohin ich ging, die Leute fragen zu hören... wessen Bastardkind ich war. Diese Aufmerksamkeit wollte ich nicht und...«

»Und?«, fragte Laena vorsichtig.

»Menschen können grausam sein«, antwortete Sela ausweichend, »zu oft, versuchten sich Männer und Frauen sich meiner zu bemächtigen. Sie dachten, dass sie mich verkaufen könnten oder jemand ein Lösegeld für mich zahlen würde... und andere... versuchten anderes.«

Laenor sah sie an. »Wurde dir etwas angetan?«

»Einer sagte einmal, er wolle wissen, wie es sich anfühlte jemanden mit königlichem Blut zu ficken ...« Sie schwieg einen Moment und sah wie Laenor zornig die Fäuste ballte. »Seine Hände waren auf mir und zerrissen meine Kleider, ich spürte seine Erregung an meinen Beinen.«

Laena schluckte. »Hat er dich?«

Ein Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »Ich habe ihm meinen Dolch in den Hals gerammt und ihm dabei zugesehen, wie er nach Luft japsend an seinem eigenen Blut erstickt ist.«

Die beiden wirkten nicht einmal betroffen. »Hat er verdient«, bemerkte Laena.

»Es war nur einer«, entgegnete Sela, »von ziemlich vielen. Irgendwann war es einfacher, unauffällig zu bleiben.«

»Du bist jetzt Zuhause«, erklärte Laenor feierlich und legte ihr einen Arm um die Schulter, »hier musst du dich nicht mehr verstecken und du bist sicher, bei uns.«

Sela war noch immer nicht ganz überzeugt davon, doch langsam schlich sich ein Gefühl hinein, welches ihr schon lange fremd war: Es fühlte sich an als würde sie nach Hause kommen und nicht mehr rastlos durch die Welt ziehen.

Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht als sich Laena an sie lehnte, Laenor ihnen noch ein Glas Wein einschenkte und sie sich gemeinsam am Feuer trocknen ließen.

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt