33. Selaena

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Laenor führte seine zukünftige Braut hinab auf die Tanzfläche um die Tänze zu eröffnen, alle Augenpaare lagen in diesem Moment auf ihnen.

Sela beobachtete die beiden, bis ein Blick Rhaenyras eine Sekunde zu lang in der Menge verweilte – sie folgte ihrem Blick und bemerkte einen Ritter der Königsgarde. In seinen Augen lag etwas, was sie nicht in der Lage war zu deuten.

Laenor setzte seinen Tanz fort und Gottfrids Blick wanderte ebenfalls zu dem Ritter, da schien er ihren Blick zu spüren und sah sie an. Ein kleines Schmunzeln auf den Lippen, mit dem er nachdenklich zurück zu dem Ritter sah.

Sie war also nicht die Einzige, die es bemerkt hatte.

Ein abschließendes Trommeln verriet das der Eröffnungstanz beendet war und weitere Menschen stürmten die Tanzfläche.  Derweil verließ die Königin ihren Platz und kehrte an den Tisch ihres Hauses zurück, leider war es mittlerweile selbst für ihre Ohren kaum möglich, dem Gespräch zu folgen. Jetzt, wo die Musik wieder eingesetzt hatte, und die Menschen redeten, lachten und tanzten.

Da erhob sich aber ein Herr aus den vordersten Reihen, den Blick feindselig auf Prinz Daemon gerichtet.

»Im grünen Tal, ziehen wir Männer für ihre Verbrechen zur Verantwortung«, in seiner Stimme hallte Wut mit, die Augen unablässig auf den Prinzen gerichtet, der leicht genervt schien, »selbst Targaryens!«

Der Prinz sah gelangweilt aus, auch wenn mittlerweile sämtliche Blicke des Königstisches auf ihm lagen. »Wer seid ihr?«, fragte er unbeeindruckt.

»Ser Gerold Rhois. Von Runenstein.«

»Und?«

»Ich bin, ein Vetter eurer verstorbenen Frau.«

»Achja«, bemerkte Daemon und klopfte mit dem Finger auf den Tisch, »grauenvolle Sache. Ich bin am Boden zerstört. So ein tragischer Unfall.«

Seine Worte klangen leer und kalt, er gab sich nicht einmal Mühe Mitgefühl oder Trauer vorzutäuschen. Sela runzelte die Stirn.

»Ihr wisst besser als jeder Mann sonst, dies war kein Unfall!«

»Wollt ihr mir etwas beichten, Ser Gerold?!« Ein listiges schmunzeln umspielte seine Mundwinkel.

»Ich erhebe eine Anschuldigung.«

Der Prinz nickte mit einem ungerührten lächeln und blickte den Tisch hinauf: »In Königsmund ziehen wir Männer für Verleumdungen zur Verantwortung. Selbst alte Bronzeschlampen wie euch. Aber tatsächlich bin ich erfreut, dass ihr gekommen seid! So können wir über mein Erbe reden!«

Ser Gerold runzelte die Stirn. »Welches Erbe?!«

»Lady Rhea und ich hatten keine Nachkommen und als ihr Gemahl, gehen ihre Erbansprüche auf mich über. Sie hätte doch auch Runenstein erben sollen. Nicht wahr?«

Fassungslosigkeit machten sich auf dem Gesicht des Mannes breit.

»Nach dieser Hochzeit werde ich Lady Jayyn auf Hohenehr mein Gesuch vorbringen. Vielleicht sehen wir uns ja dort, Ser Gerold.«

Sie sah den Blick von Lord Lyonel und den Blick des Königs und sie sah den zutiefst erstarrten Blick des Mannes von Runenstein und den kalten, aber amüsierten Blick des Prinzen. Wenn es auch zu keiner Anklage kommen möge, wusste sie in diesem Moment, das der Prinz etwas mit dem Ableben seiner Ehefrau zu tun hatte. Seine Worte waren zu kalt, sein Blick zu berechnend als er Ser Gerold abgefertigt hatte.

»Du hörst mir gar nicht zu«, mahnte Laena sie da von der Seite und stieß sie unter dem Tisch an.

»Verzeih«, murmelte Sela leise und wandte den Blick ab, nicht ohne den Blick des Prinzen aufzufangen, der sie ansah, ein kleines lächeln auf den Lippen. Manchmal waren ihre Sinne ein Geschenk, manchmal ein Fluch – doch das war schließlich auch der Sinn ihrer Existenz.

Sie sah den Blick Laenas als sie den Prinzen betrachtete und von ihr auf die Tanzfläche mitgezogen wurde.

Gottfrid war nur den Hauch einer Sekunde später an ihrer Seite, Daemon nur wenig später an der Seite Laenas.

»Ich weiß, wer es ist«, sagte er grinsend zu ihr. Sela runzelte nur die Stirn und wandte ihre Aufmerksamkeit ihm zu, besorgt hatte sie Laena und Daemon betrachtet. Wenn der Prinz tatsächlich für den Tod von Lady Rhea verantwortlich war – wer wusste zu was er noch fähig war?

»Verzeiht, was meint ihr?«

»Du bist abgelenkt«, stellte Gottfrid fest, »das Geheimnis hinter der Übereinkunft der Prinzessin mit unserem Geliebten.«

Sela runzelte die Stirn über die Wahl seiner Worte, was ihn zum Lachen brachte – da deutete er mit dem Kopf auf den Ritter in Weiß. Sie erblickte Laenor am Rand, der zu den beiden sah.

Ein letztes Mal ging Gottfrids Blick in Richtung des weißen Ritters und ein wissendes Schmunzeln lag auf seinen Lippen als er sich in Laenors Richtung entfernen wollte. In dem Moment wurde ihr klar, was ihr an dem Blick des Ritters nicht gefiel:  Er sah Rhaenyra nicht an, wie Gottfrid Laenor ansah.

»Tut nichts unüberlegtes Ser Gottfrid«, mahnte sie ihn, »wir wissen nichts, von dem wir sicher sein können und wir wissen zu wenig.«

»Ihr macht euch zu viele Sorgen«, war das letzte, was er zu ihr sagte.

Aus Asche zu FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt