Dunkel umspielte ihr Umhang sie als sie neben Selaena, die ebenfalls in einem Umhang gekleidet war, auf den Marktplatz trat. Es dauerte einen Moment, dann erblickte sie Ser Harwins dunkel gekleidete Gestalt unter einem der Zeltdächer auf einer Bank sitzen.Er war nicht allein, neben ihm saß eine Frau mit schwarzem Haar und schneeweißer Haut. Sie wusste nicht, woher ihre Freundin diese Frau kannte – doch Ser Harwin nach hatte sie vertrauenswürdige Informationen, von großer Bedeutung.
Mehr hatte sie nicht verraten als er die beiden um das Treffen bat.
»Prinzessin Rhaenyra, darf ich euch Mysaria vorstellen«, sagte Ser Harwin förmlich und die Frau, erhob sich um sich vor ihr zu verbeugen, »und Lady Selaena.«
»Bitte, wir wollen kein Aufsehen erregen«, antwortete Rhaenyra. Sie musterte die Frau und da wurde ihr klar, dass sie diese Person bereits kannte.
»Sie sind es«, kam es ihr über die Lippen und Sela sah sie verwundert an, »die, welche mein Onkel einst heiraten wollte und das Drachenein meines verstorbenen Bruders raubte.«
»Tut mir leid Prinzessin, wenn ich euch damit erzürnt habe. Dies war nicht in meiner Absicht.«
»Gewiss«, Rhaenyra klang kalt, »was also führt euch dazu um eine Audienz zu bitten?«
»Mysaria kam mit Informationen zu mir, welche mehr als beunruhigend sind.«
»Was für Informationen?«
»Der Hauptkommandant eurer Stadtwache ist bestechlich, Prinzessin«, erklärte Mysaria, »ich weiß von zuverlässigen Quellen, dass er Beschuldigte davonkommen lässt, wenn sie zahlen können. Andere werden zu Unrecht beschuldigt, einfach nur, weil die Wachen es können.«
»Das sind schwerwiegende Vorwürfe, warum sollte ich ihnen glauben schenken? Habt ihr Beweise?«
»Nur die Worte derjeniger, die dabei waren.«
»Habt ihr mit ihnen gesprochen, Ser Harwin?«
»Gewiss«, stimmte er zu, »und ich glaube ihnen. Einer von ihnen ist ein Familienvater, er hatte eine Schmiede, am Eingang der Armenviertel.«
»Hatte?«
»Der Hauptkommandant ließ ihm eine Hand abtrennen, er ist nicht mehr in der Lage zu arbeiten und hat alles verloren. Seine Frau starb bei der Geburt der Tochter, die beiden leben jetzt in Flohloch... ich kenne seine Tochter gut, um sich Medizin und Lebensmittel für ihren Vater und sich leisten zu können, arbeitet sie in meinem Etablissement.«
Rhaenyra runzelte die Stirn und sah Harwin fragend an.
»Sie arbeitet in einem der Freudenhäuser«, flüsterte Selaena ihr da leise ins Ohr. In dem Moment bemerkte auch sie die freizügige Kleidung, welche sich unter Mysaria dunklem Umhang verbarg.
»Ich habe mit den Menschen gesprochen, von den Mysaria mir berichtete und ich halte sie für glaubwürdig«, sagte Ser Harwin, »Mysaria hat sich ebenfalls als gute Informantin erwiesen: Ich lernte sie bei den Nachforschungen zu den verschwundenen Kindern kennen«, erklärte Harwin, »sie hat mir wichtige Informationen geliefert. Sie hat dazu beigetragen, dass wir viele der Kinder befreien und den Händlerring sprengen konnte. Auch wenn der Drahtzieher entkommen konnte.«
»Oh er hat seine gerechte Strafe bekommen«, bemerkte Mysaria mit einem kleinen schmunzeln, während sie Selaena einen Augenblick zu lange musterte als sie Rhaenyra über ihr Geschäft aufgeklärt hatte.
»Was meint ihr damit?«
»Diejenigen, die der Stadtwache entgehen oder eher die Stadtwache bestechen, leben nicht mehr in Sicherheit«, bemerkte Mysaria, »Menschen, die grausames tun, verschwinden spurlos, so wie einst ihre Opfer verschwunden sind. Es gibt Gerüchte, von einem Geist, der nachts durch die Straßen zieht... er soll auch den Chef des Kinderhauses erwischt haben.«
»Die Kinder, welche ihr retten konntet?«
Ser Harwin schüttelte den Kopf. »Wir erwischten die Händler, welche sie fingen und verkauften... die Kinder welche bei ihnen waren, konnten wir befreien. Doch niemand wusste, wohin die anderen Kinder gingen.«
»Was geschah mit ihnen?«
»Der Chef behielt sie«, meinte Mysaria, »und ließ sie kämpfen, gegeneinander und gegen wilde Tiere.
Fassungslos schüttelte Rhaenyra den Kopf. »Und ausgerechnet er ist euch entkommen?«
»Er wusste wohl, dass wir kommen«, bestätigte Ser Harwin, »und nach Mysaria Bericht, habe ich eine Ahnung weshalb.«
»Das ist nicht tragbar, ich werde mit dem König sprechen, um ihn seines Amtes zu entheben und es neu zu besetzen. Korruption wird in den Reihen der Stadtwache nicht geduldet!«
»Ich würdet den Menschen damit wirklich sehr helfen... doch darf ich frei sein zu sprechen?«
Rhaenyra nickte und die Frau fuhr fort: »Wenn einem Monster der Kopf abgeschlagen wird, wachsen drei neue nach um seinen Platz zu füllen... meistens kommt nichts besseres nach.«
»Was meint ihr damit?!«
»Ein Mensch allein kann bestochen werden, wer sagt, dass derjenige wo nachkommt nicht schlimmer ist?«
»Ich werde Ser Harwin als sein Nachfolger einsetzen«, entgegnete Rhaenyra und Harwin sah sie überrascht an ehe sein Blick wieder neutral wurde.
»Vielleicht hat Mysaria Recht und es sollte nicht in der Entscheidungsgewalt eines einzigen liegen, welche Bestrafung angemessen ist. Mehrere sind nicht so einfach zu manipulieren wie ein Einzelner.«
»Was sollen wir dann tun?«
»Vielleicht sollte darüber auch ein Rat urteilen? Und es müssen Beweise und Leute vorgeladen werden, welche die Geschichte stützen?«
»Zweifelt ihr etwa an meine Integrität Mylady?«, fragte Ser Harwin mit hochgezogener Augenbraue.
»Aber nein, Ser Harwin... an eurer nicht, doch auch ihr lebt nicht ewig. Ich zweifel an denjenigen, die euch folgen werden.«
Nachdenklich wiegte Rhaenyra den Kopf ehe sie nickte. »Ich werde den Vorschlag meinem Vater vorlegen.«
»Ich danke euch Prinzessin!«
✶ ✶ ✶
Der kleine Rat tat nichts, Ser Dancel war ein angesehener Ritter und seit Jahren Hauptkommandant der Stadtwache. Zudem war sein Haus mit dem Haus eines Ratsmitgliedes verwoben.
Der König wollte die Entscheidung nicht aufgrund einer Anschuldigung treffen, nur seine Stimme hätte die der anderen überstimmen können. Die Worte einer Hure konnten auch gekauft sein, um es mit den Worten von Tyland Lannister zu sagen.
»Es tut mir leid, das wir keine besseren Nachrichten überbringen können«, sagte Selaena als sie Mysaria nach der Sitzung vor einem der Waisenhäuser wieder sahen. Sie hatte dort auf sie gewartet.
»Wir haben es auf offiziellem Wege probiert«, sagte Mysaria dankbar, »vielleicht ist es an der Zeit zu warten, ob der Kommandant anderweitig zur Rechenschaft gezogen wird.«
Rhaenyra sah die Frau nachdenklich an.
»Was wollt ihr damit sagen?«
»Nichts Prinzessin, nur das Gerechtigkeit manchmal ihre Wege findet«, bemerkte sie mit einem Lächeln und verabschiedete sich von ihnen.
Ein paar Wochen später wurde Ser Harwin zum Hauptkommandanten der Stadtwache ernannt – sein Vorgänger war spurlos verschwunden. Der Geist hatte sich ihn geholt, so erzählten die Leute.
Mysaria hatte viele Mäuschen und Vögelchen in Königsmund, wie sie sie stets nannte und durch sie erfuhren Rhaenyra und Selaena auch was die Menschen dachten. Sie waren froh, über den neuen Kommandanten und auch über die neue Regel, welche mit ihm eingeführt wurde: Strafen wie das Abtrennen von Körperteilen, durften nur noch nach Rücksprache mit einem neu eingerichteten Council ausgeführt werden.
Der König hatte dieses in die Hände der Prinzessin gegeben und ernannte auch Selaena zu einer Richterin, gemeinsam mit dem neuen Kommandanten Ser Harwin läge es zukünftig in ihrer Gewalt, gerecht zu sein.
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Aus Asche zu Feuer
FanfictionWas wenn keine Naturkatastrophe für den Untergang Valyrias verantwortlich war? Sondern dadurch ein Wesen geschaffen wurde, mächtig genug, um den Tanz der Drachen zu verhindern... Die Geschichte basiert auf den Geschichten von George R.R. Martin und...