Auch in den kommenden Tagen tauchen viele Originale in Galerien oder Museen auf. Manchmal gleich zwei Stück auf einmal und die Eigentümer, sowie das gesamte Polizeirevier verstehen die Welt nicht mehr.
Ich hingegen weiß noch immer nicht, was ich tun soll. Erst recht nicht, wenn ich es nicht schaffe, Harry aus dem Weg zu gehen. Zweimal haben wir uns gesehen. Liam war schneller als ich und so musste ich am Gemälde auf Harry warten und so verkorkst die Situation auch ist, seine Erscheinung haut mich jedes Mal um.
Sein flehender Blick sagt mir jedes Mal, dass er auf eine Entscheidung von mir wartet, aber die kann ich ihm einfach nicht geben. Ich bin hin- und hergerissen. Ein Kampf zwischen Liebe und Verstand.Es ist Samstag, als Liam beschließt, dass ich raus muss.
Wir haben frei. Mein Plan war eigentlich auf meinem Sofa zu versauern und eine Netflix-Doku zu schauen, aber mein bester Freund hat leider einen anderen Plan.
"Wir gehen aus", verkündet er gutgelaunt, als er einfach so vor meiner Tür steht. Niall breit grinsend neben ihm.
"Und bevor du meckerst, die Anderen werden auch endlich mal wieder dabei sein."
Die Anderen.
Unsere Freunde.
Normalerweise besteht unser Freundeskreis aus sieben Menschen. Seth, Luke, Beverly, Kate, Liam, Niall und mir.
Ich habe sie kennengelernt, als Liam mich hierher geholt hat. Sofort hat er mich damals mit zu seinen Freunden geschliffen. Niall war damals noch kein Teil von uns und wir hatten alle eine Menge Spaß. Doch dann bekamen Seth und Kate ein Baby. Sie waren die Ersten, die logischerweise nicht mehr jedes Wochenende um die Häuser ziehen konnten. Ein Jahr später schlossen sich Luke und Beverly an, indem sie Zwillinge bekamen. Und als Liam dann Niall kennenlernte, fanden unsere Treffen als Gruppe nur noch alle paar Monate statt.
Es ist okay für mich, denn ich mag meine Ruhe und bin eh nicht der Experte, für ein soziales Leben. Theoretisch würde es mir ausreichen, wenn wir alle paar Wochen in einer WhatsApp-Gruppe miteinander schreiben, was wir eigentlich auch genau so machen. Doch heute anscheinend nicht. Heute ist mal wieder einer der Tage, an denen alle Hummeln im Arsch haben und raus müssen.
Und da ich kein Spielverderber sein möchte, stimme ich widerwillig zu.
Wir fahren in eine Bar, etwas außerhalb der Stadt.
Seth und Kate haben einen neuen Babysitter und wollen, im Falle eines Falles, schnell zu Hause sein. Die Bar liegt nur gute zehn Minuten von ihrem Haus entfernt, weshalb die Wahl sich auf eben genau diese gelegt hat.
Freudig fallen wir uns alle in die Arme, wobei ich mich frage, wann ich sie alle wirklich das letzte Mal gesehen habe. War es im Sommer? Wir saßen auf jeden Fall draußen.
"Okay, die erste Runde geht auf mich!", ruft Liam euphorisch und marschiert sofort zur Bar, ohne zu fragen, was wir trinken wollen. Was theoretisch aber auch nicht nötig ist. Wir trinken immer das Gleiche.
"Erzählt schon, wie geht es euch?" möchte Beverly wissen und sieht erst Niall, dann mich an.
Ihre braunen Augen sehen uns neugierig an und warten auf eine Antwort.
Beverly ist hübsch. Man könnte sie glatt mit Mila Kunis vergleichen und wenn ich auf Frauen stehen würde, wäre sie definitiv mein Fall. Luke und sie sind schon seit der Highschool zusammen, was ich heimlich beneide.
Liam kommt zurück, stellt zwei Flaschen Wein auf den Tisch und drei Bier.
Dankend nehme ich eines davon, trinke den ersten Schluck und lausche Niall, der von seinen letzten Wochen erzählt.
Ich schweige. Von Harry erzähle ich ihnen lieber nicht. Sie sollen nicht erneut mitbekommen, dass ich es einfach nicht hinbekomme, eine Beziehung zu führen. Die mitleidigen Blicke will ich mir ersparen. Die bekomme ich auch so schon."Und dann stand ich da, mit einem vollgeschissenen Baby auf dem Arm. Und weil es nicht schon genug war, lief das ganze Zeug auch noch meinen Arm herunter. Direkt in meinen Ärmel." Seth würgt, während er uns die Story erzählt.
"Und dann hat er in die Küche gekotzt", beendet Kate die Story und lässt uns lachen.
"Das ist doch noch gar nichts" springt Beverly dazwischen und beginnt zu erzählen.
Der Alkohol fließt inzwischen ordentlich. Mein Gehirn ist benebelt und ich ertappe mich dabei, wie ich mit dem Kichern nicht mehr aufhören kann. Wir sind alle ordentlich betrunken und vermutlich die Lautesten im ganzen Laden.
"Ich gehe mal eben eine rauchen", nuschele ich, stehe schwankend auf und lache, als sich alles dreht. "Ooops."Liam begleitet mich und als ich mir draußen eine Zigarette anzünde, streckt er mir fordernd seine Hand entgegen.
"Niall wird dich umbringen", stelle ich fest, gebe ihm aber dennoch eine Zigarette und mein Feuerzeug.
"Ich sage einfach, dass ich deine Zigarette gehalten und dann einmal gezogen habe."
Grinsend nehme ich einen Zug. "Dann wird er dich nur ein bisschen umbringen."
Liam kichert, nickt und hat dann dieses versaute Grinsen auf seinen Lippen. "Vielleicht ist er dann sauer und der Abend endet mit Versöhnungssex."
Lachend boxe ich ihm in die Seite, woraufhin er sich verschluckt und den Rauch aushustet.
"Was denn?", will er schmunzelnd wissen und zieht erneut an dem Glimmstängel.
"Versöhnungssex ist gut. Sehr gut."
Augenrollend halte ich mich an der Steinmauer fest. Die frische Luft sorgt für noch mehr Nebel in meinem Gehirn.
"Und wenn -" Liam bricht ab, sieht stattdessen mit geweiteten Augen hinter mich. "May!"
Ich zucke zusammen und drehe mich um.
Freudestrahlend kommt unsere Kollegin auf uns zu, breitet ihre Arme aus und nimmt Liam und mich gleichzeitig in die Arme. "Was macht ihr denn hier?", möchte sie wissen, ihre Stimme gezeichnet von Alkohol. Ebenso wie unsere.
"Wir haben einen netten Abend mit Freunden" verkünde ich und merke, wie meine Zunge sich verdammt schwer anfühlt.
Sie grinst breit, nickt und im selben Augenblick stehen Harry und Zayn neben ihr.
Fuck.
"Ach, sieh an. Unser Kunstexperte", stellt Liam belustigt fest und grinst von einem Ohr zum Anderen. Harry grinst zurück, seine Augen glänzend und die Pupillen geweitet. Anscheinend hat er auch schon etwas getrunken.
Zayn ignoriere ich.
Der aufgeblasene Enrique Iglesias für Arme kann mich mal.
Ungewollt scannen meine Augen Harry ab.
Enge Jeans, schwarzes Hemd, natürlich nur bis zur hälfte zugeknöpft und eine Menge Schmuck. Die Haare trägt er offen.
Ein griechischer Gott ist ein Witz neben ihm.
Verdammt.Ich habe absolut keine Ahnung, wie es passiert ist.
Wie die Situation zustande gekommen ist, aber etwas später sitzen May, Zayn und Harry bei uns am Tisch und trinken mit.
Liam ist mittlerweile vollkommen betrunken, kann seine Finger nicht mehr von Niall lassen, welcher allerdings auch nicht den Anschein macht, dass er etwas dagegen hat. Anscheinend stört es ihm an diesem Abend nicht, dass Liam nach Zigarettenrauch stinkt. Oder er hat es noch nicht bemerkt, aber so wie die beiden sich ihre Zungen in den Hals schieben, wäre es ein Wunder, wenn er das nicht bemerken würde.
Als Harry und Zayn an die Bar verschwinden, löst sich Liam plötzlich von seinem Freund und rückt etwas enger an mich heran. "Also ich an deiner Stelle würde ihn heute Abend abschleppen."
"Hm?"
Mein Gehirn funktioniert nicht mehr richtig.
"Wer soll abgeschleppt werden? Niemand kann mehr Auto fahren", nuschele ich und trinke einen weiteren Schluck Bier.
Liam lacht, boxt mir gegen die Schulter, woraufhin ich zur Seite kippe und ihn grummelnd anschaue.
"Styles."
"Er ist mit dem Auto hier?"
Liam verdreht lachend seine Augen und legt dann den Arm um meine Schulter, während der Geruch von Alkohol in meine Nase steigt. "Ich meine, dass du Styles abschleppen solltest. Er steht sowas von auf dich und nach der Pleite mit deinem Ex, solltest du dir mal etwas Spaß gönnen."
Ungewollt huscht mein Blick zu Harry, welcher neben Zayn an der Bar auf die Getränke wartet. Der Schwarzhaarige redet auf ihn ein, wobei Harrys Blick auf mir liegt.
Ich muss schlucken.
Diesen Blick kenne ich nur zu gut.
Mir wird heiß, meine Finger beginnen zu kribbeln und schnell schüttele ich meinen Kopf.
Liam sieht mich irritiert an, als ich mich an ihm vorbeiquetsche.
"Ich brauche Luft", murmele ich, durchquere die Bar und versuche mein rasendes Herz zu beruhigen.
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Der Kunsthändler
FanfictionDie Polizei ist schon eine lange Zeit auf der Suche nach dem Kunstdieb "Picasso". Leider kann er jedes Mal aufs Neue unbemerkt vom Tatort verschwinden und hinterlässt eine exakte Kopie der Gemälde, die er an sich nimmt. Kunsthändler und Experte Har...