Haare raufend tigere ich im Raum auf und ab und bleibe immer mal wieder kurz stehen, nur damit ich mit dem Kopf schütteln kann.
"Das kann nicht dein beschissener Ernst sein, Harry", motze ich und bleibe abermals stehen.
"Ich habe mich genau wegen diesem Mist von dir getrennt. Und dann, wenn ich dir noch eine Chance geben möchte, sagst du mir, dass du nicht aufhören kannst? Sag mal, geht es noch?!"
Der Kunsthändler erscheint vor mir und sieht mich an. Sein Blick ist genau so verzweifelt, wie ich mich gerade fühle.
"Ich höre auf, aber... ich brauche noch ein bisschen Zeit. Versteh das bitte."
Ein verachtendes Schnauben kommt aus meinem Mund.
"Ich verstehe gar nichts, Harry. Überhaupt nichts."
Er möchte etwas erwidern, allerdings werden wir von einem Klopfen an der Schlafzimmertür gestört.
Wobei, als Klopfen kann man das nicht bezeichnen. Viel mehr ist es ein energisches Hämmern und keine zwei Sekunden später geht die Tür einfach auf, ohne dass irgendeiner von uns das Okay gegebene hat.
Und wie sollte es auch anders sein, steht natürlich Zayn davor.Der bekannte, hasserfüllte Blick und dieselbe Ich-hasse-dich-Visage, wie eh und je.
Was hat er mir gefehlt."Mitkommen", brummt er und sieht direkt in meine Richtung.
"Bitte", stöhne ich genervt und fahre mit meinen Händen über mein Gesicht. "Mein Tag war schon chaotisch genug. Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?", bitte ich ihn, bekomme aber keine Antwort.
"Zayn", murmelt nun auch Harry und sieht fragend in die Richtung seines besten Freundes.
"Ich bringe ihn dir gleich wieder. Lebendig, versprochen".
Höre ich da ein Schmunzeln?
"Los, komm endlich!"
Augenrollend drehe ich mich zu ihm um und gehe Richtung Tür. "Na, wenn du mich so lieb bittest."
Arschloch!Schweigend folge ich ihm durch das Anwesen, bis wir bei seinem Atelier ankommen.
Er sieht mich an, durchbohrt mich mit seinem Blick und schließt dann endlich diese verdammte Tür auf.
Was will er hier?
Und die ganz große Frage, was will er von mir?Farbgeruch steigt in meine Nase, gepaart mit Verdünnung.
Vielleicht sollte er hier mal wieder lüften.
Wobei, soll er hier doch jämmerlich ersticken. Mir doch egal."Was soll ich hier?", möchte ich wissen, als der Typ die Tür hinter sich schließt und sich zu mir dreht.
"Ich hasse mich hierfür", murmelt er und zieht einen Hocker unter einem Tisch hervor. Er setzt sich, greift nach einer Kaffeetasse und trinkt einen Schluck.
Kalter Kaffee?
Mein Psychopathen-Radar schlägt Alarm."Ich will dich darum bitten, Harry eine Chance zu geben. Und wenn ich ehrlich bin, und glaube mir, das fällt mir verdammt schwer, das auszusprechen, würde ich dich notfalls auf Knien anflehen."
Skeptisch ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.
"Wie bitte?!"
Wollte er nicht noch vor einigen Monaten verhindern, dass wir überhaupt daten?
Hat er nicht auf Harry eingeredet und versucht, ihm das auszureden?
Und jetzt zieht er in Betracht, mich auf Knien anzubetteln?Kurz huscht ein bittersüßes Grinsen über meine Lippen, als ich für einen Bruchteil einer Sekunde tatsächlich in Betracht ziehe, dass er hier vor mir kniet und mich anfleht.
Nur aus Genugtuung.
Einfach nur so, weil ich es kann. Sicherlich hätte ich einen Heidenspaß dabei.Der Schwarzhaarige stöhnt genervt und zieht einen weiteren Hocker hervor, kickt mit dem Fuß dagegen, sodass er genau vor mir stehen bleibt.
"Setz dich. Das dauert länger."
Keine Ahnung, warum, aber ich setze mich.
"Ich glaube tatsächlich, dass du die einzige Möglichkeit bist, die mir bleibt. Von alleine hört er mit diesem Bullshit nicht auf und auf mich hört er nicht. Und wenn du jetzt wieder gehst, dann geht der Scheiß von vorne los, oder aber es wird noch schlimmer."
Ich brauche meine Frage nicht auszusprechen, denn anscheinend sieht man mir an, dass ich das nicht kapiere.
"Und sowas will Polizist sein", brummt Zayn und schüttelt seinen Kopf, ehe er seine Beine übereinander schlägt.
"Das Ding mit den Gemälden, Idiot."
Verblüfft weiten sich meine Augen. "Du willst, dass er damit aufhört?"
Der Schwarzhaarige nickt und leert seine Tasse.
"Am Anfang war es ja noch ganz witzig und hat Spaß gemacht, aber jetzt nimmt es Dimensionen an, die bei aller Liebe nicht mehr lustig sind. Er ist besessen davon. Beinahe süchtig."
"Süchtig?"
"Hörst du schlecht? Meine Güte, ich weiß echt nicht, was er an dir findet."
"Ich kann auch wieder gehen", drohe ich, bekomme aber nur ein genervtes Augenrollen.
Ich mag dich auch, Arschloch.
"Er kann einfach nicht aufhören. Er hat es versucht, als du abgehauen bist. Als du erfahren hast, was hier abgeht. Er wollte damit aufhören, aber es hat nicht geklappt. Er hat sich eingeredet, dass, wenn er die Gemälde wieder tauscht, dass es das dann weniger schlimm macht, aber seien wir mal ehrlich - es ist eine beschissene Idee."
Er kann also wirklich nicht aufhören?
Das war nicht nur so daher gesagt?
"Ich glaube, wenn du ihm vor die Wahl stellst, dann wird er es lassen. Früher oder später. Und so beschissen wie es ist, bist du die einzige Hoffnung, die ich dabei habe."
Ich bin verwundert, das gebe ich zu.
"Ich dachte, du findest das genauso gut wie er."
Der Schwarzhaarige schüttelt seinen Kopf.
"Anfangs ja. Ich meine, ich konnte so mein Können unter Beweis stellen, aber dann nahm das ganze irgendwie eine Dimension an, die mir zu hoch war. Ich habe keine Lust, im Knast zu landen. Wobei ich mir da um mich weniger Gedanken mache, als um Harry. Er wird dort nicht lange überleben können. Ich meine, sieh ihn dir an. Er wäre das gefundene Fressen für die Insassen."
Bei dem Gedanken daran, Harry in einem Gefängnis zu sehen, zieht sich alles in mir zusammen.
Und ich weiß genau, wie Zayns Aussage gemeint ist.
"Und du denkst, dass er das tatsächlich für mich lassen würde?"
Klar, Harry hat gesagt, dass er ein paar Wochen brauchen würde, aber kann man sich da sicher sein?
Wer garantiert mir denn, dass er damit wirklich in drei Wochen aufhört, wenn er so süchtig danach ist, wie Zayn sagt?
"Ja", brummt der Künstler und verschränkt seine Arme vor der Brust.
"Keine Ahnung, warum, aber er ist absolut verliebt in dich. Ach, was labere ich da - er liebt dich. Er ist dir verfallen und so wie mit dir habe ich ihn noch nie erlebt. Also ja, ich glaube, du kannst das schaffen."
Nachdenklich sehe ich auf meine Schuhe.
Kann das gutgehen?
Und was, wenn er es nicht kann?
Oder wenn er vorher erwischt wird?Überfordert sehe ich den Mann mir gegenüber an.
"Ich... wie soll das klappen?", möchte ich wissen und merke, wie die Verzweiflung in mir hochkommt.
"Keine Ahnung", murmelt Zayn und zündet sich eine Zigarette an. Geschockt reiße ich meine Augen auf, doch er verdreht genervt die Augen und zieht an dem Glimmstängel. "Mach dir nicht in die Hosen. Hier ist noch nie was in Flammen aufgegangen, nur weil ich eine geraucht habe."
Naja, irgendwann ist immer das erste Mal, oder?
"Frag May", redet er weiter und zieht erneut an der Zigarette. "Sie ist das Gehirn von uns. Sicherlich weiß sie, was zu tun ist."
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Der Kunsthändler
FanfictionDie Polizei ist schon eine lange Zeit auf der Suche nach dem Kunstdieb "Picasso". Leider kann er jedes Mal aufs Neue unbemerkt vom Tatort verschwinden und hinterlässt eine exakte Kopie der Gemälde, die er an sich nimmt. Kunsthändler und Experte Har...