Es sollte mir eigentlich Angst machen, dass nach drei Tagen wieder alles so ist wie vorher.
Beinahe so, als wenn dieses ganze Theater niemals existiert hat.
Ich habe wirklich versucht etwas auf Distanz zu gehen, Harry nicht gleich wieder so nahe an mich heranzulassen, mich nicht gleich wieder Vollkaracho in dieses Abenteuer zu stürzen, aber es hat irgendwie nicht geklappt.
Sobald ich in Harrys Nähe bin, funktioniert mein rationales Denken nicht mehr. Alles in mir ist gefüllt mit Schmetterlingen und ich schwebe in dieser wundervollen, weichen Blase, die die Welt so viel schöner macht.
Später, wenn ich alleine bin, dann kommen die Gedanken zurück. Sie erinnern mich daran, was passiert ist und was passieren wird. Doch kaum bin ich zurück bei Harry, scheint das alles nicht mehr relevant zu sein.Scheiße.
Ich bin wirklich vollkommen am Arsch.Es dauert genau drei Tage, bis wir auf dem Revier die Nachricht bekommen, dass ein erneuter Austausch von Gemälden stattgefunden hat.
Drei beschissene Tage!
Liam und ich haben gerade das Revier betreten, nachdem wir während unserer Nachtschicht eine kleine Prügelei schlichten mussten. Betrunkene Jugendliche in der Pubertät sind wirklich kein Zuckerschlecken.
Doch beim Betreten des Vorraumes bemerke ich schon an Mays Blick, dass etwas nicht stimmt.
Und als sie dann sagt, dass wir zum Museum müssen, zieht sich mein Magen auf schmerzvolle Art und Weise zusammen.
Gut, ich habe ihm zwei Wochen gegeben, dennoch - es fühlt sich absolut scheiße an.
"Na dann mal los!", verkündet Liam und eilt zum Streifenwagen.Während der Fahrt versuche ich mich irgendwie zu beruhigen. Meine Nerven liegen absolut blank, weswegen ich zu Liam schaue und ein gespieltes Grinsen aufsetze.
"Und? Wann wirst du Niall endlich fragen?", möchte ich wissen und bekomme ein leises Seufzen, gepaart mit einer nagenden Lippe von Liams Seite.
"Bald."
"Bald? Sagtest du das nicht schon vor einem halben Jahr?", ziehe ich ihn auf und muss nun nicht mehr so tun, als wenn ich grinsen würde.
"Meinst du, es ist unser Mann?", wechselt Liam das Thema und bringt mich leise zum Lachen.
Der arme Niall wird vermutlich niemals seinen Antrag bekommen.
"Vielleicht. Wir werden es sehen."Als wir ankommen, steht der angestellte Sicherheitsmann bereits vor dem Gebäude und scheint auf uns zu warten.
Kaum sind wir ausgestiegen, eilt er auf uns zu und erklärt, dass er einen Alarm im Nebengebäude hatte. Augenscheinlich ein Waschbär, erklärt er uns und sieht bedröppelt zu Boden.
Als er dann jedoch in sein Büro zurückging, sah er auf dem Monitor eine schwarz gekleidete Person, die sich an einem der Gemälde zu schaffen machte.
"Ich habe sofort die Polizei gerufen und wollte in das Gebäude, doch die Tür ist verriegelt. Die Feuerwehr ist gerade dabei, diese zu öffnen."
Nickend folge ich meinem Kollegen und dem Wachmann.Die Feuerwehr bearbeitet die eiserne Tür noch immer mit einem Schweißbrenner, doch kaum, dass wir bei ihnen sind, fällt ein großes Stück Metall krachend zu Boden.
Liam und ich tauschen einen Blick, nicken und klettern mit der Hand an dem Holster durch das Loch in der Tür.
Es ist mucksmäuschenstill in dem Inneren des Gebäudes.
Lautlos schleichen wir durch die Gänge, den Blick in der noch so kleinsten Nische, doch niemand ist zu sehen.
Als wir dann bei einem kleinen Raum ankommen, erweckt etwas meine Aufmerksamkeit.
Ein Gemälde.
Ein Picasso.
Dieses Mal mit einer kleinen Notiz, welche am Rahmen befestigt wurde.Und auch heute möchte ich mich bei Ihnen bedanken.
P.S.: Es gibt keinen Waschbären"Er macht sich über uns lustig", knurrt Liam und verstaut die Notiz vorsichtig in einem Beweisbeutel.
Mein Blick schweift über das Gemälde, doch wie immer kann ich nicht feststellen, ob es sich hierbei um das Original, oder um die Fälschung handelt.
"Rufen wir Styles an", murre ich und beobachte, wie Liam sein Handy aus der Jackentasche zieht, damit er May Bescheid geben kann.
Drei beschissene Tage!Es dauert genau eine halbe Stunde, bis das altbekannte Klackern von Absätzen durch das Gebäude hallt und uns alle aufschauen lässt.
"Guten Abend, die Herren", erklingt seine wunderschöne Stimme, während er auf uns zukommt und mir mit seiner Erscheinung den Atem raubt.
Ein enger, weißer Anzug, Unmengen an Ringen und dazu seine Sonnenbrille. Sein Gang ist lässig, gleichzeitig so elegant und seine gesamte Aura scheint den Raum einzunehmen.
Himmel, mein Herz überschlägt sich fast und ich muss mich wirklich beherrschen, ihn nicht an mich zu ziehen und ihm zu zeigen, wie heiß er schon wieder aussieht.
"Was haben wir?", möchte Harry wissen und betrachtet das Gemälde hinter Liam.
"Der Dieb hat mal wieder zugeschlagen", brumme ich und kann einen gewissen Unterton nicht unterdrücken.
Er soll ruhig wissen, dass ich diesen Mist hier absolut scheiße finde.
Der Kunsthändler nickt, betrachtet das Bild erneut und lässt seine Fingerspitzen sanft über die Oberfläche gleiten. Eine Show, wie ich mittlerweile weiß - allerdings eine verdammt Gute.
"Eine Fälschung, eindeutig."
Liam schnaubt. Er hatte etwas anderes gehofft.
"Gut, ich werde Ihnen den Bericht zukommen lassen. Ich nehme an, Sie kümmern sich um das Gemälde?"
Ich nicke. "So wie immer."
Harry lächelt noch ein letztes Mal charmant in die Runde, ehe er so elegant und grazil das Gebäude wieder verlässt.
"Komischer Kerl", murmelt Liam und steckt kopfschüttelnd seinen Notizblock ein.
Vollkommen ausgelaugt betrete ich Stunden später die imposante Villa meines Lockenkopfes.
Auf dem Weg hier her habe ich mir bereits eine Standpauke überlegt. Worte, wie ich Harry zurechtweisen kann, doch kaum betrete ich die Eingangshalle und sehe meinen Lockenkopf auf der Treppe stehen, verpuffen die Worte in meinem Kopf und die rosarote Blase umhüllt mich binnen weniger Sekunden.
"Love", erklingt seine Stimme erfreut, während er die Treppe herunterkommt und mich mit einem bezaubernden Lächeln ansieht.
"Und? Wie war die Arbeit?", möchte er wissen, als er mich in seine Arme zieht und mir einen federleichten Kuss auf die Lippen haucht.
Sämtliche Gedanken sind verschwunden.
"Der Dieb ist uns durch die Lappen gegangen, aber das weißt du ja bereits."
Harry kichert leise, nickt und haucht mir einen weiteren Kuss auf die Lippen.
"Hast du Hunger? Ich habe uns Frühstück anfertigen lassen."
Wie auf das Kommando knurrt mein Magen und bringt Harry erneut zum Kichern.
Gott, wie bezaubernd kann ein Mensch nur sein?Hand in Hand betreten wir das Esszimmer, in welchem Norma mal wieder alles gegeben hat.
Das Essen reicht locker für mehrere Leute und ich bin mir sicher, dass May und Zayn später auch noch etwas davon bekommen werden.
"Wie wäre es, wenn wir uns gleich noch ein wenig hinlegen? Du musst doch hundemüde sein", haucht der Lockenkopf leise und fährt mit seinen Fingern über meinen Oberschenkel.
"Du doch sicherlich auch, oder? Immerhin hast du dir auch die halbe Nacht um die Ohren geschlagen."
Erneut ein tadelnder Unterton, doch den überhört Harry gekonnt und grinst stattdessen.
"Ich kann ja auch nichts dafür, wenn mich die Polizei mitten in der Nacht anruft und meinen Rat braucht."
"Doch, eigentlich schon", murre ich und werde im nächsten Moment von ihm auf die Beine gezogen.
Harrys Lippen treffen auf meine und sofort verschwindet die negative Energie im Raum wieder.
Wie macht er das nur immer?
Als er meine Lippen wieder freigibt, streichelt seine Hand über meine Wange und lässt meine Beine weich werden.
"Warum musst du eigentlich immer solch eine Show abziehen? Tatorte sind kein Laufsteg, Sun."
Harry grinst und raubt sich einen weiteren Kuss.
"Aber die fallen jedes Mal die Augen aus dem Kopf, wenn du mich siehst und das ist es mir wert."
"Und warum diese Notiz?"
"Damit es nicht langweilig wird."
Nachdenklich weiche ich einen Schritt zurück und sehe in die bezaubernden, grünen Augen meines Gegenübers.
"Haz-", beginne ich, werde aber wieder an ihn herangezogen und durch einen Kuss unterbrochen.
"Ich weiß, Love. 11 Tage noch."
Ja Moin, Kinners.
Einige von euch haben bestimmt in diesem Kapitel den One Shot wiedererkannt.
Ich musste ihn leider etwas abwandeln, da er sonst nicht mehr zur Geschichte gepasst hätte.
Aber gut, hier haben wir den ersten One Shot eingebaut.
Wann wohl der Zweite kommt?
Ein schönes Wochenende an euch alle.
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Der Kunsthändler
Fiksi PenggemarDie Polizei ist schon eine lange Zeit auf der Suche nach dem Kunstdieb "Picasso". Leider kann er jedes Mal aufs Neue unbemerkt vom Tatort verschwinden und hinterlässt eine exakte Kopie der Gemälde, die er an sich nimmt. Kunsthändler und Experte Har...