Hier und jetzt?

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"Du... was?", kommt es keuchend von Harry und sofort ist die Wut aus seinen Augen verschwunden. Stattdessen spiegelt sich nun pure Angst darin wider und lässt mich seufzen, ehe ich mich von ihm abwende und zum Fenster gehe.
Der Herbst ist mittlerweile eingetroffen. Die Bäume verlieren bereits ihre ersten Blätter, obwohl es mir noch nicht allzu lange her erscheint, dass wir gemeinsam unten am Pool saßen.

Damals, wo noch alles irgendwie schön war.

"Wie... wie meinst du das?"
Harrys Stimme zittert und als ich mich zu ihm umdrehe, schreit sein Körper nach Unsicherheit und Anspannung.
"Sun", beginne ich und gehe vorsichtig auf ihn zu. Seine Augen lassen mich nicht aus dem Blick. Jede meiner Bewegungen beobachtet er genau, als wenn er daraus irgendetwas lesen könnte.
"Das heute Nacht... das war mehr als gefährlich und alles andere als knapp. Wenn das alles anders gelaufen wäre, dann...", schnell kneife ich meine Augen zusammen, damit ich meine Emotionen unter Kontrolle bekomme. "Es hätte nur eine Sache anders laufen müssen und du würdest jetzt in einer Zelle sitzen. Oder noch schlimmer - im Krankenhaus. Ich... ich kann das keine Sekunde länger. Nicht einen Tag, nicht eine Stunde - gar nicht mehr."
Alleine die Vorstellung, was hätte passieren können, lässt die Übelkeit erneut in mir aufflammen.
Und die ganzen Konsequenzen, die für mich noch obendrauf kommen, versuche ich einfach mal bei Seite zu schieben.

"Und was heißt das für uns?", möchte mein Lockenkopf leise wissen und sieht auf den Boden. Seine Hände hat er ineinander geknotet, seine Schultern nach unten gesackt.
Ich gehe einen weiteren Schritt auf ihn zu, lasse meinen Finger über seinen Arm gleiten und lege meine Hand anschließend auf seine Wange. Sofort hebt sich sein Blick, die Augen glasig, voller Angst vor meinen nächsten Worten.
"Wenn du mich wirklich liebst und willst, dass wir weiterhin ein Wir sind, dann musst du jetzt auf der Stelle mit diesem ganzen Scheiß aufhören. Es ist mir egal, wie die restlichen Bilder hier verschwinden und wo sie auftauchen, aber ich will, dass du es hier und jetzt beendest."
Sein Adamsapfel zittert, als er schluckt und tief einatmet.
"Hier und jetzt?"
Ich nicke.
Seine Augen mustern mich, seine Finger entknoten sich und legen sich auf meine Brust. Die rechte Hand von ihm legt sich direkt auf mein Herz, spürt sicherlich den rasenden Herzschlag, während unsere Blicke sich ineinander verfangen.
"Ich liebe dich", kommt es flüsternd aus seinem Mund, ehe seine Hände weiter hinauf gleiten. Über meine Schultern, meinen Hals und auf meinen Wangen stoppen.
"Nichts auf der Welt ist es wert, dass du nicht mehr bei mir bist."
Zitternd halte ich meinen Atem an, als er mir ein Stück näher kommt und seine Lippen über meinen Mundwinkel streifen lässt.
"Ich... ich bringe die Bilder weg. Alle. Jetzt gleich!"
Sein Blick bohrt sich erneut in meinen und ich kann die Entschlossenheit darin erkennen. 
"Ich werde es ein für alle Mal beenden."
"Das ist alles, was ich hören wollte", gestehe ich und merke, wie ich wieder atmen kann.
"Du bleibst bei mir?"
Ich nicke.
"Ich liebe dich", haucht er erneut und legt sanft seine Lippen auf meine.
Es ist ein unschuldiger, gar fast schüchterner Kuss, aber das ist alles, was ich in diesem Moment brauche. 

Ich verschwinde unter die Dusche, während Harry mir verspricht, dass er in einer Stunde wieder da ist. Er hat vorgeschlagen, dass ich schlafen soll, doch wenn wir ehrlich sind, wissen wir beide, dass das eh nicht klappen wird, solange er unterwegs ist. 
Als ich aus der Dusche komme und beschließe, dass ich dringend einen Kaffee brauche, wundert es mich nicht, dass ich in der Eingangshalle auf Zayn treffe, der mich mit einem Blick ansieht, der mir mehr Angst an ihm macht, als alles andere.
Seine Lippen formen ein lautloses "Danke", wobei seine Augen Freude ausstrahlen und ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen liegt. 
Ich finde es nach wie vor unheimlich, wenn er mich so freundlich ansieht. 

Die Eingangstür geht auf und Harry erscheint. Als er mich sieht, lächelt er unsicher und kommt auf mich zu. Er zieht mich in seine Arme, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und scheint mich nicht mehr loslassen zu wollen.
"Ich bin gleich wieder da."
Nickend kralle ich mich an ihm fest, hoffe innerlich, dass alles klappt und auf den letzten Metern nicht doch noch eine Katastrophe ausbricht. Nach seinem Plan frage ich nicht. Ich will es schlicht ergreifend einfach nicht wissen.
Aber dass Zayn ihn anscheinend begleitet, erleichtert mich ungemein.
Er wird nicht alleine sein und vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei.
Was auch immer sie vorhaben - sie werden es schon irgendwie schaffen.

Hoffe ich.

Kinners,
mit einem Tag Verspätung, hier das neue Update.
Ich hoffe, ihr hatten schöne Weihnachten und konntet die Tage mit euren Lieblingsmenschen verbringen. Und für alle, bei denen es nicht der Fall war, hoffe ich, dass ihr trotzdem eine schöne Zeit hattet.
Nun... was denkt ihr?
Wird alles gutgehen?
Und was haben die Beiden mit den Gemälden vor?
Sie werden sie ja wohl kaum zu einem Museum bringen.
Oder?

Fühlt euch gedrückt.
All the Love, K.

Der Kunsthändler Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt