Sei pünktlich

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Ich hauche Harry einen weiteren Kuss auf die Lippen, ehe ich mich vorsichtig aus ihm entferne und im angrenzenden Badezimmer verschwinde. Schnell entferne ich das Kondom, schnappe mir ein kleines Handtuch und entferne Harrys Spuren von meinem Oberkörper. Mein Blick trifft den meines Spiegelbildes. Grinsend sieht es mich an, die Wangen rot und die Haare zerzaust. Schmunzelnd schüttele ich meinen Kopf und eile mit dem Handtuch zurück in das Schlafzimmer, wo Harry noch immer so da liegt, wie ich ihn verlassen habe.
Vorsichtig setze ich mich neben meinen Freund, streiche sanft mit dem Handtuch über seinen Oberkörper und bekomme ein zufriedenes Brummen von ihm.
Als er wieder sauber ist, schmeiße ich das Handtuch neben das Bett und lege mich neben ihn. Sofort schlingt er seinen Arm um mich und kuschelt sich an meine Brust. Umständlich ziehe ich die Bettdecke über uns und hauche einen Kuss auf seine Haare.
Mein Herz schlägt noch immer viel zu schnell und das ändert sich auch nicht, als Harry sanft mit seinen Fingern über meine Brust streichelt.
„Meintest du das eben eigentlich Ernst", unterbricht er dann die Stille und sieht zu mir auf. Fragend ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und betrachte das hübsche Gesicht meines Freundes. „Was genau meinst du?". Die Wangen des Lockenkopfes werden rot und ein unsicheres Lächeln erscheint auf seinen Lippen. „Dass du mich liebst?."
Meine Augen weiten sich und erschrocken schaue ich in das bezaubernde Grün, welches mich genau mustert.
Scheiße.
Ich habe es wirklich laut ausgesprochen?
Dafür ist es doch noch viel zu früh!
„Ich", beginne ich, breche dann aber ab und versuche die wirren Worte in meinem Kopf zu ordnen. „Ich meine" - verdammt. Harry kichert leise und setzt sich auf. Seine Hand legt er auf meine Wange, ein sanftes Lächeln umschmeichelt seine Lippen.
„Darling, es ist okay", haucht er leise, beugt sich zu mir und küsst meine Lippen. Es ist nur ein kurzer Kuss, ein Schmatzer, bevor sein Blick wieder auf mir liegt.
„Zwar hätte ich mir das alles ein bisschen romantischer gewünscht und nicht gerade beim Sex, aber trotzdem sind diese Worte wunderschön". Unsicher lächele ich.
„Ich wollte nicht der Erste sein, der es sagt", gesteht er und kommt meinem Gesicht wieder ein wenig näher. „Aber ich kann dir sagen, dass mir deine Worte sehr gefallen. Willst du wissen, warum?" Benebelt nicke ich. Ich kann nicht klar denken, wenn seine Lippen so nahe vor mir schweben.
„Weil ich dich auch liebe".
Und dann küsst er mich erneut. Doch dieses Mal ist es kein einfacher Schmatzer. Dieses Mal ist es ein Kuss, der mich in eine andere Welt katapultiert.

Irgendwann müssen wir eingeschlafen sein. Zwischen all den Küssen und weiteren Liebesbekundungen, hat uns der Schlaf irgendwann eingeholt.
Als ich aufwache, fühle ich mich so erholt wie lange nicht mehr. Mein Blick geht zu der kleinen Uhr, die gegenüber des Bettes hängt und ich seufze leise.
Ich bin viel zu früh wach. Heute muss ich in die Nachtschicht und da ist es mir lieber, wenn ich bis mittags schlafe. Aber dann werde ich mich einfach später noch einmal hinlegen.
Harry liegt nicht mehr neben mir. Sicherlich ist er unten in der Küche, da er bald zur Arbeit muss. Bei den Gedanken an meinen Freund muss ich unweigerlich grinsen.
Wie lange ist es her, dass ich jemanden die magischen, drei Worte gesagt habe?
Ewigkeiten.
Ich bediene mich einfach an Harrys Kleiderschrank, in dem Gott sei Dank auch die ein oder andere Jogginghose hängt und nicht nur seine bunte Kleidung. Ich würde in so einer Hose vermutlich aussehen wie ein Papagei. Einen grauen Hoodie finde ich ebenfalls und beschließe mich auf die Suche nach meinem Freund zu machen.

Als ich die Treppe hinunter in den Eingangsbereich gehe, erklingen Stimmen aus dem Essbereich und ein aufgeregtes Kribbeln erscheint in meinem Bauch.
Kann man sich nach einem Ich liebe dich, noch stärker in jemanden verlieben?
Breit lächelnd öffne ich die Schiebetür zum Essbereich und bleibe augenblicklich stehen. Mein breites Lächeln erlischt und argwöhnisch sehe ich den Gast an, der neben Harry am Tisch sitzt.
„Darling", begrüßt Harry mich und streckt seine Hände nach mir aus. Ich gehe auf ihn zu, doch mein Blick bleibt weiterhin auf dem Schwarzhaarigen liegen. Dieser hingegen würdigt mich keines Blickes, starrt stattdessen auf seinen Notizblock und klappt diesen zu, als ich bei Harry ankomme und dieser mich auf seinen Schoß zieht. Er umfasst mein Kinn, wendet somit meinen Blick zu sich und schenkt mir ein wunderschönes Lächeln.
„Guten Morgen, Love", haucht er leise, überbrückt den Abstand zwischen uns und gibt mir einen Kuss. Zayn ist vergessen und sofort schiebe ich meine Hand in die lockigen Haare meines Freundes, während ich den Kuss nur zu gerne erwidere.
Als sich unsere Lippen lösen, habe ich wieder dieses Lächeln auf meinen Lippen, welches ich vermutlich niemals wieder ablegen kann. Zumindest nicht, solange Harry an meiner Seite ist.
„Ich bin weg", brummt auf einmal eine Stimme neben uns und erinnert mich daran, dass wir nicht alleine sind. Zayn steht auf, würdigt mich noch immer keines Blickes. Stattdessen sieht er Harry an. Der Blick ist eindringlich und ich bin mir nicht sicher, aber es sieht so aus, als wenn sie ohne Worte kommunizieren würden.
Und schon wieder habe ich da dieses komische Bauchgefühl.
„Liebe Grüße an May", sagt mein Lockenkopf lächelnd und sein Griff um mich wird fester. „Sie soll sich mal wieder blicken lassen. Ich habe ein paar neue Kleidungsstücke, die sie sich mal anschauen soll". Fragend sehe ich zu Harry, welcher grinst. „May ist meine Stilberaterin". Verstehend nicke ich. Inoffiziell sicherlich.
„Ich werde es ihr sagen", grummelt der Schwarzhaarige und will gerade das Zimmer verlassen, als er innehält.
„Sei pünktlich".

Kaum ist er verschwunden, sehe ich meinen Freund neugierig an. Ihr habt noch was vor?. Harry nickt und greift nach seinem Kaffee. Wir wollen uns heute Abend treffen. Ein bisschen Wein trinken und ein paar Tapas essen. Sanft schiebt er mich von seinem Schoß und steht auf. Er greift über den Tisch und stellt mir eine Tasse vor die Nase, die er im nächsten Moment mit Kaffee befüllt. Ich will nicht wissen, wie teuer diese goldene Karaffe ist, aber irgendwie passt sie perfekt zu Harry.

Möchtest du frühstücken? Norma hat etwas vorbereitet.

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