Unruhig laufe ich im Wohnzimmer auf und ab. Der Fernseher läuft im Hintergrund, doch was genau dort zu sehen ist, kann ich nicht sagen.
Meine Gedanken kreisen, lassen mich nervös immer wieder auf die Uhr schauen, begleitet von einem unguten Gefühl in meiner Bauchgegend.
Die Stunde ist längst vorbei.
Harry und Zayn wollten schon längst wieder hier sein.
Natürlich könnte ich ihn anrufen, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst, dass ich dadurch vielleicht irgendetwas falsch mache. Wenn er zum Beispiel sein Handy nicht lautlos hat. Und irgendwie unentdeckt bleiben muss.
Oh lieber nicht.Gerade, als ich mir den fünften Kaffee aus der Küche hole, geht die Tür zur Eingangshalle auf. Erleichtert drehe ich mich um, werde dann aber binnen eines Wimpernschlags auf den knallharten Boden der Tatsachen zurückgeworfen.
Es sind nicht Harry und Zayn.
"Guten Morgen", trällert mir May entgegen und kommt freudig auf mich zu. Sie schnappt sich meinen Kaffee, trinkt einen Schluck und grinst breit und fröhlich.
"Seid ihr im Wohnzimmer?", möchte sie wissen und marschiert voraus, bleibt dann aber im Türrahmen stehen, als sie bemerkt, dass sich niemand in diesem Raum befindet.
"Esszimmer?"
Belegt schüttele ich meinen Kopf.
"Sie sind noch nicht wieder da", hauche ich und merke, wie die Nervosität immer stärker wird.
May runzelt ihre Stirn und sieht mich mit unergründlicher Miene an.
"Aber Zayn meinte, dass sie nur eine Stunde brauchen."
Wieder schaue ich auf die Uhr und seufze. "Ja, das meinte Harry auch. Aber mittlerweile sind sie seit zwei Stunden weg."
Irgendetwas muss da schiefgelaufen sein.
Das scheint auch May zu denken, denn ihr Blick wechselt zu ernsthafter Besorgnis.
"Oh, das ist gar nicht gut. Normalerweise sind sie immer pünktlich."
Toll. Das bessert die Lage jetzt nicht gerade.Eine weitere Stunde vergeht, in der May und ich schweigend auf dem Sofa sitzen und unentwegt auf unsere Handys schauen. Auch meine Kollegin traut sich nicht, ihrem Freund zu schreiben. Sie hat die gleiche Befürchtung, wie ich.
Niemand von uns will am Ende vielleicht Schuld daran sein, dass irgendetwas schiefgeht.
Wobei ich bereits glaube, dass irgendetwas nicht nach Plan verlaufen ist.
Sonst wären sie doch schon lange wieder hier.
Scheiße.
"Okay", murmelt May und sieht mich an.
"Wir warten jetzt noch eine halbe Stunde und dann fahre ich ins Revier. Ich gebe vor, irgendetwas vergessen zuhaben und horche mich mal unauffällig um. Vielleicht wurden sie erwischt und-"
Weiter kommt May nicht, denn endlich geht die Eingangstür auf.
Wir tauschen einen kurzen Blick, ehe wir zeitgleich aufspringen und in die Eingangshalle hasten.
Und tatsächlich.
Es sind Harry und Zayn.Pure Erleichterung durchströmt meinen Körper, als ich auf meinen Lockenkopf zustürme und mich ihm in die Arme drücke. Leise lacht er auf, drückt mich an sich und haucht mir einen Kuss auf mein Haar.
"Fuck, Styles", murmele ich gegen seine Brust und klammere mich noch ein wenig fester an ihn.
"Du sagtest eine Stunde", brumme ich und löse mich ein wenig von ihm. Fragend mustere ich sein Gesicht, wobei mir die tiefen Augenringe auffallen.
"Was ist passiert?", möchte nun auch May wissen und hängt in einer ähnlichen Pose an ihrem Freund, nicht bereit, ihn je wieder loslassen zu wollen.
"So einiges", kommt es von genau diesen, während er May kurzerhand einfach auf seine Arme hebt und in die Küche marschiert. Erneut schaue ich zu meinem Lockenkopf, bekomme einen sanften Kuss und ein scheues Lächeln, bevor wir den beiden in die Küche folgen."Erst standen wir im Stau, weil es einen Verkehrsunfall gab", beginnt Zayn und führt seine Tasse zu seinen Lippen. Er sitzt auf einem der Barhocker, May steht zwischen seinen Beinen und krallt sich erneut an ihm fest.
"Dann gab es eine Verkehrskontrolle."
Ich schlucke und sehe Harry an, welcher sich unterdessen einen Apfel geschnappt hat und hineinbeißt. Kurz kaut er, schluckt dann den Bissen herunter und sieht mich an. "Neben meinen Papieren wollten die Polizisten dann einen Blick in meinen Kofferraum werfen." - "In welchem die Gemälde waren", murmelt Zayn und verdreht seine Augen.
"Mir ist ganz schön die Pumpe gegangen", gesteht Harry und schmunzelt leicht. "Ich dachte - das war es jetzt."
Der Schwarzhaarige nickt zustimmend und trinkt erneut.
"Ich habe uns schon im Knast gesehen", gesteht er und streicht May liebevoll durch die Haare. "Aber wir hatten mal wieder mehr Glück als Verstand."
"Ja. Gerade als der eine Beamte skeptisch die Gemälde gemustert hat und mich im nicht gerade netten Ton gefragt hat, was ich damit vorhabe, ist seinem Kollegen wohl aufgefallen, dass ich für euch arbeite. Zumindest meinte er dann zu seinem Kollegen, dass ich doch der Kunstexperte im Picasso-Fall bin und dann durfte ich gehen."
"Mehr Glück, als Verstand. Sag ich ja."
Fassungslos schüttele ich meinen Kopf
Scheiße. Das hätte auch komplett nach hinten losgehen können.
"Jedenfalls konnten wir dann endlich weiter fahren und sind am Ende an unserem Ziel angekommen. Wir haben die Gemälde abgeladen und haben zugesehen, dass wir dort wegkommen."
"Euch hat niemand gesehen?", möchte ich wissen und traue mich noch nicht, richtig durchzuatmen. Harry hingegen schüttelt seinen Kopf, grinst und zieht mich erneut an sich. Seine Lippen legen sich auf meine Schläfe, das Grinsen wird breiter.
"Uns konnte niemand sehen, Love. Es ist alles gut und wenn jemand die Gemälde in den nächsten Tagen finden sollte, dann wird niemand uns damit in Verbindung bringen."
"Dann ist jetzt alles wieder gut?", will May wissen und lächelt zaghaft. Dieses ganze Drama hat an ihr mehr genagt, als sie zugeben würde. Natürlich hat es das. Immerhin ging es hier auch um ihren Freund.
"Ab jetzt wird alles gut", bestätigt Harry nickend, umfasst dann mein Gesicht und sieht mir in die Augen. "Ab jetzt wird alles gut", wiederholt er, lächelt sanft und küsst mich endlich.
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Der Kunsthändler
FanficDie Polizei ist schon eine lange Zeit auf der Suche nach dem Kunstdieb "Picasso". Leider kann er jedes Mal aufs Neue unbemerkt vom Tatort verschwinden und hinterlässt eine exakte Kopie der Gemälde, die er an sich nimmt. Kunsthändler und Experte Har...