"Liam".
Genervt steige ich die Treppen zum Revier hinauf. Mein bester Freund folgt mir lachend, dicht hinter mir, seine Hand dabei an meiner Schulter. "Ach, komm, Tommo! Gib es wenigstens zu".
Ich schließe meine Augen und atme tief ein, ehe ich die Tür öffne und der allbekannte, stickige Geruch in meine Nase steigt.
"Ich werde ganz sicher nichts zugeben".
Meine Güte.
"Du kannst es aber nicht leugnen", lacht Liam weiter und schiebt sich neben mich, nun den Arm um meine Schulter gelegt, ein neckender Gesichtsausdruck begleitet sein Lachen.
"Was soll Louis nicht leugnen?", will May wissen, die neugierig am Empfang sitzt und uns beide ansieht.
"Nichts", zische ich, gleichzeitig aber ertönt Liams Sing-Sang-Stimme. "Louis ist verliebt!".
Ich werde ihn umbringen müssen.
Eindeutig.
Scheiß auf die jahrelange Freundschaft. Ich kann mir einen neuen besten Freund suchen.
"Verliebt?".
May sieht mich ganz verzückt an und unweigerlich bildet sich ein Kloß in meinem Bauch. Sie weiß, um wen es geht. Sie weiß von Harry und mir und kann sicherlich eins und eins zusammenzählen.
Liam ist so gut wie tot.
"Ich bin nicht verliebt", verlässt es brummend meinen Mund, gefolgt von einem lauten Lachen meines besten Freundes.
Gut, ich habe einen Crush auf Harry, aber gleich von verliebt reden?
Da gibt es einen großen Unterschied, finde ich.
Natürlich finde ich den Lockenkopf heiß, genieße die Zeit mit ihm und freue mich jedes Mal, wenn wir uns sehen. Aber gleich von Verliebtsein sprechen? Würde ich dann nicht Herzklopfen bekommen und dieses Kribbeln im Bauch?Scheiße.
Genau das habe ich doch jedes Mal.
Meine Miene wird grimmiger, weil mein bester Freund anscheinend vor mir kapiert hat, was mit mir los ist. Trotzdem werde ich es nicht zugeben. Er muss das nicht wissen.
"Red dir das nur ein", schmunzelt der Braunhaarige und verschwindet Richtung Kaffeemaschine.
Gestresst und vollkommen genervt fahre ich durch meine Haare und sehe dann zu May, welche mich noch immer vollkommen verzückt anlächelt.
"Du bist verliebt?", haucht sie leise und ihre Augen strahlen förmlich. "Nein".
May lächelt, umrundet den Tresen und stellt sich neben mich, ihre Hello-Kitty-Kaffeetasse fest umschlossen.
"Weiß er davon?".
"May."
Können die mich nicht einfach in Ruhe lassen? Kann ich vielleicht erstmal selber damit klarkommen, dass ich anscheinend verliebt bin?
"Sag es ihm", fordert sie und trinkt einen Schluck. "Was?" - "Sag es ihm".
Ungläubig schüttele ich meinen Kopf. Niemals. Harry hat nur einen Crush auf mich, das hat er gestern selbst gesagt. Niemand hat von Verliebtsein gesprochen.
"Ich kann es ihm nicht sagen, May".
Meine Stimme ist leise, niemand soll von diesem Gespräch Wind bekommen. Erst Recht nicht Liam.
May dreht sich etwas, neigt ihren Kopf mehr in meine Richtung und senkt ebenfalls ihre Stimme.
"Er würde sich freuen, das zu hören".
Unweigerlich beginnt etwas in meinem Bauch zu kribbeln, doch das verdränge ich. Zumindest vorerst.
"Wir haben gestern darüber geredet. Ja, wir mögen uns und vielleicht schwärmt er von mir, aber er ist nicht verliebt."
Hätte er mir das sonst nicht gesagt? Hätte er das Wort Crush nicht einfach durch ein anderes Wort ersetzt?
May beobachtet mich und verdreht ihre Augen, ehe sie ihre Kaffeetasse komplett leert.
"Ihr seid beide absolut dumm". - "Hallo?". Was soll das denn jetzt?
Plötzlich durchzuckt mich ein stechender Schmerz und zischend fasse ich mir gegen die Stirn, mein Blick vollkommen geschockt. "Was sollte das denn jetzt?". Sie hat mir einfach gegen die Stirn geschnippt. Merkt sie es noch? Was stimmt denn nicht mit ihr? Sicherlich hat dieser Schwarzhaarige einen schlechten Einfluss auf sie. Anders kann ich mir das wirklich nicht erklären.
"Ich werde dieses Gespräch nicht nochmal führen."
Nochmal?
Wir haben doch noch nie - oh.Oh!
OH!
"Endlich". May seufzt und schüttelt ihren Kopf.
"Du meinst...", beginne ich, breche dann aber ab, als sie nickt. "Aber...wann?". Er musste doch gestern auf eine Auktion. Wann bitte haben sie miteinander gesprochen?
"Louis". Ich bekomme einen tadelnden Blick, dann verschwindet sie wieder hinter ihrem Tresen.
"Sag es ihm einfach."Den Rest meiner Schicht bin ich in Gedanken vollkommen woanders. Mein ganzer Körper steht unter Strom, was auch Liam mitbekommt, der einfach nicht aufhört mich zu necken.
Wenn Harry wirklich in mich verliebt ist, dann - ja was dann?
Das wird einiges zwischen uns ändern. Oder? Denn logisch wäre dann ja, dass wir zusammen kommen. Ein Paar werden. Sowas passiert doch, wenn man jemanden gesteht, verliebt zu sein. Aber würde sich wirklich etwas ändern? Und wäre das schlimm? Möchte ich überhaupt eine Beziehung?Scheiße.
Wieso denke ich eigentlich darüber nach?Als ich am Abend zu Hause bin, lenke ich mich mit dem Abwasch ab und beziehe mein Bett neu. Meine Gedanken sind ein Wirrwarr und ich weiß nicht, was ich will. Eine Beziehung verlangt so viele Pflichten. Man ist gebunden, muss sich nicht nur um sich selbst kümmern. Ich würde meine Freiheit abgeben.
Verdammt, ich klinge so, als wenn ich Harry heiraten würde.
"So ein Bullshit", brumme ich, werfe die dreckige Wäsche in meinen Wäschekorb, als es an meiner Tür klingelt. Irritiert hebe ich meinen Kopf. Ich erwarte keinen Besuch.
Neugierig drücke ich auf den Türsummer und stelle mich wartend in meinen Türrahmen.
Vielleicht ist es Liam. Vermutlich will er mich weiter auslachen und hat zur Verstärkung Niall im Schlepptau.
Doch als eine Lockenpracht, gepaart mit schlanken Beinen, die in einem mintgrünen Anzug stecken, in meinem Blickfeld auftauchen, wird das Wummern in meinem Herz stärker und das Kribbeln in meinem Bauch erscheint auch wieder.
"Officer".
Grinsend drückt er sich an mir vorbei, zieht mich dabei mit in meine Wohnung und lässt die Tür ins Schloss fallen. Er gibt mir gar keine Möglichkeit zu reagieren, da liegen schon seine süchtig machenden Lippen auf mir und bringen mein Innerstes nun vollkommen um den Verstand.Verliebt.
Ich bin sowas von verliebt.
DU LIEST GERADE
Der Kunsthändler
FanficDie Polizei ist schon eine lange Zeit auf der Suche nach dem Kunstdieb "Picasso". Leider kann er jedes Mal aufs Neue unbemerkt vom Tatort verschwinden und hinterlässt eine exakte Kopie der Gemälde, die er an sich nimmt. Kunsthändler und Experte Har...