Schön, dich zu sehen.

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Eineinhalb Wochen später kann ich endlich wieder arbeiten. Es wird auch langsam Zeit, denn mir ist zu Hause wirklich die Decke auf den Kopf gefallen. Zwar waren ab und an Liam und Niall da und auch Harry natürlich, aber die meiste Zeit des Tages war ich mit meinen Gedanken alleine und das hat mich fast in den Wahnsinn getrieben.
Zwischen Harry und mir war es einige Tage nach meinem Besuch komisch. Ich konnte meine Skepsis einfach nicht abstellen und das merkte mein Lockenkopf natürlich und versuchte alles daran, mich zu besänftigen. Ich habe zwar immer noch ein ungutes Bauchgefühl, aber die Skepsis ist mittlerweile gewichen und ich kann die Zeit mit meinem Freund endlich wieder genießen. Er wird es mir erzählen, das hat er versprochen und bis dahin gebe ich mich damit zufrieden.

"Endlich". May kommt um ihren Tresen herum und schließt mich in eine dicke Umarmung. "Ohne dich ist es hier so langweilig", klagt sie, drückt mich fest und lässt mich dann mit einem breiten Lächeln wieder frei. "Schön, dass du wieder da bist". Lächelnd nicke ich, ziehe meine Uniform zurecht und lasse meinen Blick einmal durch den Raum gleiten.
"Ich bin auch froh, dass ich wieder arbeiten darf."
Mit meinem Rucksack in der Hand gehe ich weiter, begrüße meine anderen Kollegen und sehe mich nach Liam um, doch der scheint noch nicht da zu sein. Mein Rucksack landet neben meinem Schreibtisch und zielsicher steuere ich die Kaffeemaschine an. Auch wenn ich den Kaffee hier immer verteufele, er schmeckt um einiges besser, als der, den ich zu Hause habe. Vielleicht ist das aber auch nur ein Streich von meinem Gehirn, denn eigentlich schmeckt nichts schrecklicher als dieses Gebräu hier.
"Schön, dich zu sehen". 
Grinsend drehe ich mich um und starre direkt gegen die Brust meines besten Freundes. Er schenkt mir ein Grinsen, schnappt sich meine Tasse, nippt einmal dran und verschwindet an seinen Schreibtisch. Empört schnappe ich nach Luft, bekomme von Liam den Mittelfinger gezeigt und lässt mich damit die Augen verdrehen. "Arsch!".
"Du liebst mich und das weißt du auch".

Ja. Leider. Arschloch.

Mit einem neuen Kaffee in der Hand stelle ich mich wenig später neben meinen besten Freund und sehe ihn auffordernd an. "Was?", will er wissen und schiebt sein Handy in seine Hosentasche. "Ich brauche ein Update. Bring mich auf den neusten Stand". Zwar wollte ich von Liam in den letzten Wochen immer wieder wissen, ob es irgendetwas Neues gibt, aber dieser Blödmann hat einfach nicht über die Arbeit gesprochen. Er meinte, ich solle mich erholen und nicht über die Arbeit nachdenken. Aus ihm war einfach nichts herauszubekommen.
"Ich habe dir schon eine Akte auf deinen Schreibtisch gelegt. Wirklich spannende Dinge sind nicht passiert. Ein Diebstahl hier, ein Betrüger da. Ein paar Autounfälle und Schlägereien... Eher langweiliges Zeug."
"Und die Akte?".
Liam nickt, trinkt einen Schluck Kaffee und holt sein Handy erneut aus der Hosentasche. Kurz sieht er auf das Display, grinst und wendet seinen Blick dann zu mir. "Picasso hat dreimal zugeschlagen. Ich habe dir alles zusammengetragen. Bring dich auf den neusten Stand und dann schauen wir weiter." Er steht auf, sein Handy vibriert erneut. "Ich muss mal eben telefonieren", murmelt er, umrundet den Schreibtisch und verschwindet durch die Eingangstür.
"Wo will er hin?". Irritiert sieht Scott zur Tür und legt eine Akte auf Liams Schreibtisch, ich hingegen schmunzele und ziehe meinen Stuhl hervor. "Telefonsex".

Ich lese mich durch die Akte, die Liam mit bereitgestellt hat. Picasso hat das gleiche Muster verwendet, wie die letzten Male. Scheinbar unsichtbar bricht er ein, tauscht die Gemälde und verschwindet dann wieder. Er muss sich auskennen. Nicht nur das Gebäude muss er im Vorfeld gut studiert haben, sondern auch die Schichtpläne des Sicherheitspersonals und deren Abläufe. Bei zwei der Einbrüche ist er immer während des Schichtwechsels eingebrochen. Das ist klug, denn die Sicherheitsleute waren abgelenkt und haben es nicht wirklich mitbekommen. Bei seinem letzten Einbruch hat er die Gelegenheit genutzt, als der Wachmann gerade seinen Rundgang gemacht hat und im hintersten Track der Galerie war. 
"Und?". Liam erscheint neben mir, ein Grinsen auf seinen Lippen. "Das ging schnell", murmele ich und sehe nachdenklich auf die Bilder der gestohlenen Gemälde. "Ich weiß nicht, was du gedacht hast, aber Niall wollte nur wissen, was ich heute Abend essen möchte." Lachend neige ich meinen Kopf und ziehe meine Augenbrauen zusammen. "Natürlich".
Ich widme mich wieder der Akte, merke, wie Liam seinen Stuhl heranzieht und sich neben mich setzt.
"Irgendwann muss dieser Typ doch mal einen Fehler machen", brummt mein Kollege genervt und fährt sich durch seinen kurzen Bart. "Er muss vorher da sein.", überlege ich laut und blättere erneut durch die Akte. "Er muss genau wissen, wie es dort abläuft und wie es dort aussieht." Ich betrachte die Fotos und sehe dann zu Liam. "Vielleicht sollten wir uns die Bänder der Kameras anschauen. Eventuell fällt uns ja jemand auf, der jeden Tag dort war, oder sich seltsam verhalten hat." Mein bester Freund nickt. "Die Idee hatte ich auch schon und ich bin bei Tag vier. Bis jetzt habe ich niemanden wieder erkannt". Toll.
Ich nehme einen Schluck Kaffee und stöhne auf. "Dann müssen wir weiter suchen." Liam nickt erneut, steht auf und streckt sich einmal. "Dann auf in den Videoraum".

Es vergehen ganze drei Stunden, in denen Liam und ich immer wieder auf den Monitor starren und uns ab und an mal Notizen machen. Ich habe mittlerweile meinen sechsten Kaffee und ich befürchte, dass es nicht mein Letzter war.
"Ach, guck an".
Neugierig inspiziere ich den Monitor und merke, wie mein Herz einen kleinen Hüpfer macht.
"Das ist doch Styles, oder?", will mein bester Freund wissen und ich nicke zur Bestätigung. "Und wer ist das neben ihm?". Sauer beiße ich mir auf meine Wange. Natürlich ist Zayn bei ihm. Sie lachen, während sie durch die Gänge schlendern und sich immer mal wieder die Gemälde anschauen, oder an einer Skulptur stehen bleiben. Ich schweige und merke zwei Minuten später, wie ein eifersüchtiger Stich durch meine Brust geht, als Harry seinen Arm um Zayns Schulter legt. Ich kann Liam schlecht sagen, dass ich Zayn kenne. Mein bester Freund würde nur unnötige Fragen stellen.
"Vielleicht sein Freund?".
Ich schnaufe auf und würde Liam am liebsten für diese Frage eine reinhauen.
"Was denn?", schmunzelt er und sieht mich an. "Man kann Styles auf 100 Kilometer Entfernung ansehen, dass er auf Männer steht". "Ja", motze ich, kippe den letzten Rest meines Kaffees herunter und verdrehe meine Augen. "Aber er steht sicherlich nicht auf solche Blödmänner".
Liam lacht und mustert mich grinsend. "Und das weißt du so genau, weil?".
Gut, vielleicht muss ich Liam doch einweihen. Zumindest, dass ich Zayn kenne. Aber er erfährt nicht die Wahrheit. Zumindest nicht komplett.
"Wenn ich mich richtig erinnere, ist das da der Freund von May".
Überrascht sieht Liam mich an. "Ach ja?". Ich nicke. "Ich habe die beiden mal zufällig in einer Bar getroffen. Ich glaube das ist er, kann mich aber auch täuschen." - "Und er ist ein Blödmann?", fragt Liam lachend nach und lässt mich damit genervt aufstöhnen. "Er war mir sehr unsympathisch."

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