Was macht er hier?

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Harry sieht mich mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen an, nickt dann und beugt sich zu sich herüber. "Du bist wundervoll", verlässt es seine Lippen, ehe er die letzten Millimeter überbrückt und mich küsst.
Zufrieden seufze ich, erwidere den sanften Kuss und merke einmal mehr, wie meine Schmetterlinge im Bauch Saltos schlagen. 
Gott, was macht dieser Mann nur mit mir?
Als sich unsere Lippen wieder voneinander lösen, habe ich das Gefühl zu schweben.
Harrys Hand legt sich vorsichtig auf meine Wange, wodurch ich kurz zusammenzucke, da mein geprelltes Jochbein mich erinnern will, dass es auch noch da ist.
"Wie geht es dir heute, Love?"
Ich liebe es, wenn er mich so nennt.
"Besser", gestehe ich ehrlich und komme nicht umher, wie ein verliebter Trottel zu lächeln. "Mir ist nicht mehr übel und die Kopfschmerzen halten sich in Grenzen." Mein Lockenkopf nickt zufrieden, möchte etwas sagen, doch dann sind Schritte zu hören und keine Sekunde später wird die große Flügeltür geöffnet.
Unsere Blicke schnellen synchron zum Eingang des Wohnzimmers, wo jemand steht, den ich jetzt eigentlich nicht sehen möchte. Und er mich auch nicht, so wie er mich ansieht.
"Was macht er hier?", möchte Harrys bester Freund wissen und sieht mich so voller Hass an, dass ein eiskalter Schauer über meinen Rücken läuft.

Ja, ich freue mich auch dich zu sehen, Zayn.

"Mich besuchen". Harry, der diese negative Stimmung nicht zu merken scheint, lächelt und steht auf. Er schlendert zu seinem besten Freund, wobei mein Blick zufällig seinen wundervollen Hintern streift und ich feststellen muss, dass diese Hose ihm verdammt gut steht. Er muss sie öfter anziehen. Oder ausziehen. 
Mein Lockenkopf begrüßt den Schwarzhaarigen mit einem Wangenkuss, lächelt weiterhin und sieht dann wieder zu mir.
"Harry". Der schneidende Unterton in Zayns Stimme klingt wie eine Warnung und ich frage mich, was verdammt ich diesem Typen getan habe. Es kann ja wohl nicht nur daran liegen, dass ich Polizist bin. 
"Komm schon, Zee. Louis ist mein Freund, da darf ich ihm ja wohl mein Haus zeigen."
Der Schwarzhaarige zischt irgendwelche Worte, die ich vom Sofa aus nicht verstehen kann, als eine weitere Person den Raum betritt, welche von Zayns Besuch allerdings viel mehr angetan ist, als ich. 
Norma lächelt überglücklich, als sie den neuen Gast erblickt, zieht diesen direkt in ihre Arme und zu meiner großen Verwunderung erscheint ein sanftes Lächeln auf den Lippen des sonst so grimmig, guckenden Typen.
"Zayn, mein Liebling. Wie schön, dass du da bist."
Ansichtssache.
"Isst du mit? Ich habe den beiden Turteltauben hier gerade etwas angerichtet."
Bei dem Wort Turteltauben muss ich kurz Schmunzeln und als ich Harrys Blick begegne, wird mir ganz warm.
"Nein, danke Norma."
Die Haushälterin schmollt, nickt dann aber und sieht zu Harry. "Ich habe im Speisezimmer angerichtet. Wenn ihr noch etwas braucht, ruft mich einfach".
Speisezimmer.
Von mir aus hätten wir auch hier auf der Couch essen können. 

Norma verabschiedet sich mit einem Küssen auch Zayns Wange wieder zurück in die Küche und schon ist die Stimmung im Raum wieder kalt. Zumindest zwischen Zayn und mir. Harry scheint davon noch immer nichts mitzubekommen.
"Ich bin in meinem Atelier", brummt der Schwarzhaarige und durchquert das Wohnzimmer, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Bevor er allerdings durch eine weitere Tür verschwindet, bleibt er stehen und sieht meinen Freund mit einem warnenden Blick an. "Mein Atelier ist für ihn tabu, Harry. Ich will ihn da nicht sehen".

Als Zayn verschwunden ist, sieht mein Freund mich entschuldigend an. 
"Nimm ihn nicht so Ernst. Seine Kunst ist ihm heilig."
Ich stehe auf, gehe zu meinem Lockenkopf und greife nach seinen Händen, als ich vor ihm ankomme. 
Harry lächelt, verhakt unsere Finger miteinander und führt mich zurück in die Eingangshalle und anschließend durch eine weitere Flügeltür, die uns in das Esszimmer führt.
"Weißt du, Zayns Wohnung ist nicht groß genug, damit er seine Kunst ausleben kann. Ich habe hier mehr als genug Platz und deshalb habe ich ihm zwei meiner Räume überlassen, damit er nach Lust und Laune malen kann."
Ich nicke, lasse aber nebenbei meinen Blick durch das Zimmer gleiten.
Eine große Glasfront erstreckt sich entlang einer Wand, wodurch man den Garten sehen kann. 
Fein säuberlich aneinandergereiht zieren Rosenbüsche einen Weg, der direkt zu einem großen Pool führt.
Wundern tut mich das nicht mehr. 
Ein Pool war zu erwarten bei diesem Haus.
"Wollen wir essen?", reißen mich Harrys Worte aus meinen Gedanken und erneut nicke ich, lasse mich von meinem Freund zu einem Tisch führen, an dem locker zehn Personen Platz haben, wenn nicht sogar mehr. Und, natürlich, befindet sich über dem Tisch ein weiterer Kronleuchter. 

Norma hat vollkommen übertrieben.
Sie hat ein Essen gezaubert, wovon eine ganze Familie satt werden kann und ich frage mich, wie sie das in der Zeit so schnell hinbekommen hat. Aber eines muss ich ihr lassen, es schmeckt einfach himmlisch. 
Sobald ich die Dame erneut sehe, werde ich sie für ihre Kochkünste loben und ich beschließe, dass ich Harry öfter besuchen muss. Selbst Nialls Essen stellt sie in den Schatten und das muss schon was heißen.
"Bekomme ich eine Führung durch dein Reich?", unterbreche ich die Stille, als wir gerade dabei sind, das Dessert zu essen, welches aus einem unglaublich, fluffigen Schokoladenmousse besteht. 
Bei meiner Frage beginnt der Lockenkopf an zu strahlen und nickt eifrig. "Sehr gerne", haucht er und leckt sich etwas von der Mousse von der Unterlippe.
Er hat keine Ahnung, wie gerne ich mit seiner Unterlippe tauschen würde.
Scheiße. Diese körperliche Distanz, welche wir in diesem Moment haben, scheint mir mit einem Mal viel zu groß und ohne weiter zu überlegen, stehe ich auf, setze mich auf Harrys Schoß, was mit einem leisen Kichern seinerseits kommentiert wird. Ich betrachte seine malerischen Augen, streiche ihm mit den Fingerspitzen über die Wange und klaue mir dann einfach einen Kuss, welchen Harry sofort erwidert und nicht den Anschein macht, als wenn ihn das stören würde.
Meine Finger vergraben sich in seinen Haaren, während Harrys Hände sich auf meine Hüfte legen und dieser Kuss schnell an Fahrt aufnimmt. Ein zufriedenes Brummen verlässt meinen Mund, mein Griff in seinen Haaren wird fester und der Kuss wird verlangender. Viel zu lange waren unsere Körper voneinander getrennt, zumindest für meinen Geschmack.
Aber auch Harry scheint das so zu sehen, denn als sich unsere Lippen voneinander trennen, ich erneut in seine Augen sehe, kann ich das lodernde Feuer und die pure Erregung darin sofort erkennen.

"Wie wäre es, wenn wir mit der Führung in meinem Schlafzimmer anfangen?"

Der Kunsthändler Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt