Natürlich ist mein One-Night-Stand am nächsten Morgen verschwunden.
Schade eigentlich. Der Sex mit diesem Mann war mehr als gut und ich hätte wirklich nichts dagegen, es zu wiederholen. Aber gut, er ist weg. Eine Nummer hat er mir auch nicht hinterlassen und die Wahrscheinlichkeit auf eine Wiederholung ist minimal.
Immerhin ist meine Laune deutlich besser und das bleibt wenig später auf dem Revier nicht unbemerkt.
"Also entweder hast du im Lotto gewonnen, oder du hast heute Nacht jemanden flachgelegt", stellt Liam fest und sieht mich grinsend aus seinem Schreibtischstuhl aus an.
"Kann ich nicht einfach so gute Laune haben?", möchte ich wissen und trinke einen Schluck von meinem Kaffee. Das Grinsen bekomme ich trotz aller Bemühungen nicht aus dem Gesicht.
Wahnsinn, was so eine heiße Nacht alles mit einem anstellen kann.
"Jeder kann das, aber nicht du. Du hast so gut wie nie grundlos gute Laune."
Wo er recht hat...
"Also? Auf einer Skala von 1 bis 10, wie heiß war er?".
"Wer sagt, dass ich Sex hatte?".
Mein bester Freund verdreht seine Augen. "1 bis 10, Louis. Sag schon".
Ein Lachen kommt aus meinem Mund, während ich den Kopf schüttele und meine Tasse leere. Ich stehe auf, steuere die Kaffeemaschine an und fülle meine geliebte Iron-Man-Tasse wieder mit meinem Lebenselixier auf.
"Eine 12".
Wahrlich, dieser Mann mag zwar einen fragwürdigen Kleidungsstil haben, aber sein Gesicht alleine ist schon überdurchschnittlich hübsch. Dazu sein Körper, seine Hände, die Haare... meine Güte, ich habe wirklich noch nie einen schöneren Menschen gesehen. Außer vielleicht Jensen Ackles, aber der zählt nicht. Der wird niemals in meinem Bett liegen. Leider.
Mein bester Freund hebt unterdessen die rechte Augenbraue in die Höhe und nickt anerkennend. Er möchte gerade etwas erwidern, da wird er von seinem Funkgerät unterbrochen.Eine halbe Stunde später kommen Liam und ich an einer Kunstgalerie an. Der Besitzer hat uns gerufen, da er den Verdacht hat, dass jemand eingebrochen wäre.
Als wir am Tatort ankommen, kann ich jedoch auf den ersten Blick nichts erkennen. Die Türen und Fenster sind alle intakt. Nichts deutet auf einen Einbruch hin, was aber per se erstmal nichts heißen muss.
Aber auch im Inneren deutet nichts auf eine Straftat hin. Alles steht ordentlich in Reihe und Glied, keine Verwüstung.
"Endlich", motzt der Besitzer und kommt mit einem arroganten Blick auf uns zugestürmt. "Das hat ja ewig gedauert."
Wenn man die Entfernung zum Revier bedenkt, dann eher nicht. Aber gut. Er hat da irgendwie andere Vorstellungen. Fliegen können wir noch nicht. Und auch müssen wir uns an die Verkehrsregeln halten. Zumindest in diesem Fall.
"Was wurde denn entwendet?", möchte Liam wissen, spart sich die Höflichkeitsfloskeln und ist ebenso genervt von diesem Mann wie ich.
"Gar nichts".
"Wie bitte?". Hat er gerade gar nichts gesagt?
"Es wurde nichts geklaut, es wurde etwas zugefügt."
Jetzt verstehe ich nur noch Bahnhof und schaue meinen Kollegen leicht überfordert an. Aber auch Liam sieht irritiert aus und lässt seinen Block in seiner Hand sinken. "Sie meinen?", möchte er wissen und bekommt ein verärgertes Schnaufen.
"Folgen Sie mir einfach".Wir folgen diesem Griesgram durch zwei Gänge, dann bleibt er stehen und deutet auf eine Wand, an dem zwei identisch, gleiche Bilder hängen.
"Ich nehme an, Sie haben das Bild nicht zweimal an der Wand?", stellt Liam die Frage, die ich mich nicht gewagt habe zu stellen und natürlich bekommt er genau die Antwort, mit der ich gerechnet habe. "Natürlich nicht!". Wütend stampft der kleine, rundliche Mann mit dem Fuß auf den Boden, sieht dabei aus wie ein kleiner, dicker Junge, der seinen Willen nicht bekommt und bringt mich innerlich zum Schmunzeln.
"Dieses Werk ist einzigartig. Es gibt lediglich Fotodrucke davon, aber auf keinen Fall ein zweites Gemälde."
"Also hat es jemand kopiert", stelle ich fest und trete näher an das Bild heran. Allerdings kann ich nicht sagen, ob ich vor dem Original stehe, oder vor der Fälschung. Diese Bilder sehen exakt gleich aus, wenn ich das als Laie beurteilen kann.
"Hier ist also jemand eingebrochen und hat eine Fälschung an ihre Wand gehangen, dabei das Original an der Wand gelassen und ist dann wieder verschwunden?", hakt Liam nach und der wütende Mann bekommt einen knallroten Kopf. Vermutlich explodiert er gleich. Wäre jedenfalls lustig.
"Das sehen Sie doch!", wütet er und fuchtelt mit seinen Händen durch die Gegend.
"Dann haben wir hier lediglich Hausfriedensbruch". Liam ist genervt und auch ich bin es. Natürlich könnten wir jetzt mehr aus der Sache machen, aber wenn wir ehrlich sind, haben wir einfach keine Lust mehr auf diesen Mann und sein Verhalten. Soll er sich doch freuen.
"Da nichts gestohlen wurde, stellen wir eine Anzeige gegen Unbekannt und schauen, ob es Zeugen gibt, die irgendetwas beobachtet haben. Ich würde Ihnen empfehlen, die Schlösser auszutauschen."
Und wieder wird der Mann rot im Gesicht. "Sie unternehmen jetzt nichts?", will er wissen und ich überlasse Liam den Rest. Ich hingegen gehe noch einmal durch die Gänge, versuche irgendetwas zu finden, was irgendwie auf einen Einbruch deuten kann, doch ich kann einfach nichts finden. Entweder hatte der Täter einen Schlüssel, oder er hat sich einfach verdammt geschickt angestellt.
Zu gerne würde ich wissen, wie er hier hereingekommen ist, doch das wird vermutlich sein Geheimnis bleiben. Oder ihr Geheimnis. Wer weiß das schon?
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Der Kunsthändler
FanfictionDie Polizei ist schon eine lange Zeit auf der Suche nach dem Kunstdieb "Picasso". Leider kann er jedes Mal aufs Neue unbemerkt vom Tatort verschwinden und hinterlässt eine exakte Kopie der Gemälde, die er an sich nimmt. Kunsthändler und Experte Har...