Du weißt, was ich davon halte

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Als wir wenig später in Harrys Firmenwagen auf dem Weg zu einer Bar sind, so viel hat er mir zumindest verraten, kommt der Lockenkopf aus dem Lachen nicht mehr heraus.
"Wirklich", lacht er und schüttelt seinen Kopf. "Ich hatte noch nie jemanden, der so gut vorbereitet ist wie du."
Ich verdrehe meine Augen und verschränke meine Arme vor der Brust. "Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich die Dusche verlassen hätte?". Schnell schüttelt er den Kopf und lenkt den Wagen um eine Kurve. "Nein, nein. ", gesteht er und versucht sein Schmunzeln zu unterdrücken. "Ich fand es nur erstaunlich, dass du ein Kondom in der Dusche versteckt hast."
Wenn er wüsste, wo ich überall Kondome habe...

Harry lenkt den Wagen in eine Parklücke und als ich mich umschaue, staune ich nicht schlecht. Wir stehen in der Nähe der Bar, in der wir uns kennengelernt haben.
"Ich treffe mich hier mit zwei Freunden und habe gedacht, es wäre nett, wenn du dabei bist". Erstaunt hebe ich meine Augenbrauen. "Ich soll deine Freunde kennenlernen?". Unsicher nickt er und wirkt auf einmal nicht mehr so selbstischer, wie er sonst immer tut. "Also...eigentlich kennst du meinen besten Freund ja schon".
"Du meinst, den Typen, der mich umbringen wollte?". Oh ja, der Schwarzhaarige ist mir tatsächlich im Gedächtnis geblieben. Der Lockenkopf verdreht seine Augen. "Er wollte dich nicht umbringen. Er ist halt nur sehr besorgt und-" - "Hat Eine Abneigung gegen Polizisten", beende ich den Satz und erinnere mich sehr wohl an diese Aussage vor wenigen Wochen. "Ach, das wird schon", beschließt er euphorisch und klatscht in die Hände.

Na, wenn er meint.

Gemeinsam gehen wir in die Bar und sofort erkennt Harry seinen besten Freund. Wir steuern auf den Tisch zu und so wie dieser Typ mich anschaut, weiß er auch nichts von diesem Treffen mit mir.
Da sind wir ja schon zu Zweit.
"Zee", begrüßt Harry den Schwarzhaarigen und schließt ihn in seine Arme. Der Typ murmelt irgendetwas in Harrys Ohr, woraufhin der Lockenkopf seine Augen verdreht und ihn tadelnd ansieht.
Harry dreht sich wieder zu mir, schenkt mir ein Lächeln und deutet mir an mich zu setzen. Wohl fühle ich mich nicht, komme seiner stummen Aufforderung allerdings nach und lasse mich neben ihn auf das kleine Sofa fallen.
Kaum sitze ich, kommt eine weitere Person an den Tisch und meine Augen weiten sich. "May?". Überrascht sehe ich meine Kollegin an, welche mich angrinst und sich neben dem Schwarzhaarigen fallen lässt.
"Hi, Louis".
Überfordert sehe ich zu Harry, dann zurück zu May. "Was machst du denn hier?".
Sie lacht, schmiegt sich an ihren Nebenmann und sieht mich mit ihren braunen Augen an. "Ich habe einen netten Abend mit meinen Freunden? Also wirklich, Louis. Was für eine dumme Frage."
Grinsend sieht meine Kollegin zu Harry und winkt dann einen Kellner heran.
Deswegen haben die beiden sich auf dem Revier so gut verstanden.
Als May dem Schwarzhaarigen dann allerdings einen Kuss gibt, schnellt mein Blick zu Harry, welcher dieses mit einem Schmunzeln kommentiert und sich zu meinem Ohr beugt.
"May ist eine Ausnahme. Außerdem ist sie ja keine richtige Polizistin. Sie bedient ja ausschließlich das Telefon und das zählt für Zayn nicht."

Wir bestellen uns etwas zu trinken und ich verfalle in ein Gespräch mit meiner Kollegin. Sie erzählt mir, dass sie schon seit drei Jahren mit diesem Zayn zusammen ist und dadurch auch Harry kennengelernt hat. Und auch gesteht sie mir, dass sie genaustens weiß, was da zwischen uns läuft.
"Er konnte einfach nicht aufhören von diesem heißen Polizisten zu schwärmen und da musste ich einfach den Namen wissen. Immerhin haben wir in dieser Kleinstadt nicht wirklich viele Polizisten. Ich kannte also die Person, die unserem Harry so den Kopf verdreht hat und so hat es nur ein paar Stunden gedauert, bis er mir endlich deinen Namen gesagt hat."
Ich grinse und sehe den Lockenkopf neben mir an. "Du konntest also nicht aufhören zu schwärmen?", will ich neckend wissen und nehme einen großen Schluck von meinem Bier. Er hingegen grinst und zuckt seine Schultern.
"Wieso sollte ich auch? Ich meine, du warst dabei, muss ich mehr sagen?".
Schnell schüttele ich meinen Kopf und erinnere mich an unsere erste gemeinsame Nacht. Und an die danach.
May kichert, während der Schwarzhaarige aufsteht und verschwindet. Soll mir nur Recht sein.

Kurz darauf entschuldigt sich auch Harry auf die Toilette und ich bleibe ein paar Minuten bei May, bis ich beschließe neue Getränke zu holen.
Ich zwänge mich durch die Menschen zur Bar, als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie dieser Zayn und Harry vor der Toilette stehen und diskutieren. Neugierig ändere ich meine Richtung, verstecke mich hinter einer Ecke und lausche.
"Du weißt, was ich davon halte", brummt der Schwarzhaarige, woraufhin Harry sicherlich seine Augen verdreht. Ich kann sie nicht sehen, das Risiko erwischt zu werden, wäre viel zu hoch.
"Entspann dich, Zee. Es ist alles gut. Ich habe das unter Kontrolle."
Verwirrt kräusele ich meine Stirn.
"Kontrolle? Ich glaube, du weißt gar nicht, in was für eine Gefahr du dich hierdurch bringst. Deine beschissene Rosarote-Brille blendet wohl aus, dass er ein Polizist ist." Der Lockenkopf lacht. "Das ist überhaupt kein Problem. Wie gesagt, ich habe alles unter Kontrolle." Spöttisch lacht nun der Schwarzhaarige auf. "Sicher doch....Pass auf, Haz. Ich werde sicherlich nicht dabei zusehen, wie du wegen irgendeinem Typen dein Leben an die Wand wirfst. Wenn du vögeln willst - okay, mach das, aber dann lass ihn nicht so nah an dich ran. Du weißt, was alles auf dem Spiel steht."

Kurz bleibt es still und ich beschließe, dass ich lieber zur Bar gehen sollte. Nicht, dass ich noch erwischt werde.

Mit tausend Fragen im Kopf bestelle ich mir ein weiteres Bier und Harry einen Gin Tonic. Als ich mich wieder zu May setze, sind die beiden ebenfalls wieder da.
Ob ich Harry darauf ansprechen soll?
Und wovon haben sie gesprochen?
Scheiße, die Fragen überschlagen sich in meinem Kopf.
Und während ich weiterhin an den tausenden Fragen in meinem Kopf verzweifele und das Gespräch zwischen Harry und May ausblende, merke ich nicht, wie der Schwarzhaarige mich mit einem hasserfüllten Blick mustert.

Der Kunsthändler Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt