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Ich nahm Aydens Hand, die sich zue Faust ballte und versuchte ihn zu beruhigen.

"Wir würden eh nichts ohne Julez machen, oder? Und wie oft hat er uns geholfen, weil wir zwei Dickschädel sind. Klar auch du bist verantwortungsvoll, selten aber rational. Das war jetzt absolut nichts gegen dich. Im Grunde will ee nur das Julez uns hilft, was er eh tun würde." Erst wollte er wohl ausflippen. Ich hörte ihn schon meckern ob ich auf der Seite von seinem Vater wäre. Aber komischerweise tat er nichts dergleichen.

"Und ich ... ich will eigentlich keine solcher Verantwortungen. Gehe sie aber ein. Weil ich dich liebe." Mein Worte, mit diesem Blick und wie ich ihn meine Hand auf die Brust legte, ließ ihn wieder weich werden. Er strich mir sanft über die Wange und schaute mich mit einem liebevollen Lächeln an.

"Du hättest mich nicht bitten müssen. Er ist eh auf unsere Seite wie du weißt. Durch ihn habeb wir ja erst den neuen Vertrag."

"Durch Nolan. Seid froh, dass er ... mich zu Vernunft brachte." Er wollte erst was anderes sagen. Ich merkte die Wut in seinen Worten. Er spielte wohl gern mit Menschen. Alles Schachfiguren auf seinem eigenen kranken Spielfeld.

"Ich möchte deiner zukünftigen gern was geben. Und vielleicht siehst du das als Friedensangebot an." Wirklich an frieden glauben konnte Ayden nicht ubd beugte sich mit einem schnippischen Geräusch zurück. Dann packte sein Vater etwas aus und hielt es ihm hin.

"Vielleicht erkennst du das. Es wäre deiner Mutter bestimmt ein großer Wunsch, wenn sie ihn trägt." Und dann gab er ihm noch was. Wo hatte er das plötzlich her?  Was das hier versteckt. Ich schaute unter dem Tisch und war verwirrt. Dann zu Ayden der sprachlos auf einen Ring schaute.

"Ich möchte sie in unsere Familie begrüßen. Du hast es verdient. Mach deine Mutter stolz. Mehr als ich es konnte." Ihm schien es schwer zu fallen. Und Ayden konnte seinen Blick nicht vom Ring abwenden. Ich sah, dass er angespannt war und seine Augen wurden glasig.

"Hast ... hast du noch Bilder von ihr? Ich würde sie gern dabei haben. Und vielleicht will sie Mum mal kennenlernen." Sein Vater lächelte wieder ziemlich ehrlich. Er nickte dann zustimmend.

"Natürlich. Sie hat ein Ehrenplatz. Du weißt ... ich ... sie war mir sehr wichtig." Warum konnte er das Wort liebe nicht aussprechen? Er stotterte fast, als er liebevoll über sie sprach. Als unterdrückte er jegliche Gefühle über sie. Ich fragte mich dann, wie sie gestorben war. Und was war mit den anderen beiden Frauen. Diese lebten ja noch. Ich war jetzt bald ein Monat da und keine hat sich jeh blicken lassen.

Ayden schloss mit einem ziemlich deprimierten Seufzer die kleine Schachtel und schloss kurz die Augen. Als wollte er sich zusammenreißen. Vielleicht wollte er keine trauer zeigen. Vielleicht steckte auch Wut dahinter. Vielleicht beides, womit er nicht klarkam.

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Zwei Stunden saßen wir dort mit seinem Vater. Und dieser kam mir etwas anders vor als sonst. Meine sicht auf ihn hatte sich leicht verändert. Er war ein Arsch. Aber ein verbitterter, der einfach keine Freude mehr empfinden konnte. Schien seinen Frust Vielleicht auch sogar Trauer, die er irgendwie verspürte an andere auszulassen. Ging wahrscheinlich sogar über Leichen dafür.

"Erstaunlich, dass ich fast vergessen habe wie sie aussah." Fing Ayden plötzlich an. Er schaute in den Himmel und beobachtete den Himmel. Die Wolken zogen über diesen. Kleine Sterne funkelten im blau, das allmählich dunkler wurde.

"Sie hatte Krebs. Bauchspeicheldrüse. Viele ihrer Organe versagten. Sie konnte kaum was essen. Ständig Schmerzen. Sie ... sie hatte sich zum Schluss." Ich sah Tränen. Das erste mal liefen Tränen. Ich hatte ihn nie weinen sehen. Aber er wischte sie schnell weg und versuchte wieder hart zu bleiben. Aber das wollte ich nicht. Wollte ihn berühren aber er wehrte mich ab. Kurz schockte mich, dass er das tat. Ich war dann unsicher. Ging ein paar Schritte zurück. Aber ihm schien es leid zu tun ubd zog mich wieder zu sich. Nahm mich fest in den Arm.

"Du sollst mich so nicht sehen. Ich bin erbärmlich genug." So ein Unsinn. Er war einfach menschlich und kämpfte auf seine Art mit allem. Dafür musste er sich nicht schämen.

"Aber ... wenn die eigene Mutter sich ... durch all dem Schmerz und Leid in vielerlei Hinsicht das Leben auf so eine ... eine ... es war einfach grausam." Ich musste fast mit Weinen.

"Es tut mir so leid Ayden. Du musst nicht darüber reden wenn es schmerzt."

"Doch. Ich muss endlich auch damit anschließen. Ihr verzeihen. Sie ging nicht aus Schwäche oder weil sie feige war, sondern, sie wusste, sie hat den Kampf verloren. Und sie hat gut gekämpft. Ich bin stolz auf Mum. Ubd hoffe sie wäre es auch, wenn sie noch ..."

"Sie ist es. Auch jetzt. Du musst nicht an irgendwelchen Göttern, Himmel oder Hölle glauben. Aber an sie. Und das sie, egal wo man ist nach dem Tot, dass sie auf dich aufpasst." Er lächelte und gab mir einen innigen Kuss. Es steckte so viel Gefühl in diesem, dass ich eine Träne verlor, die er mit dem Daumen wegwischte. Ich hoffte, dass ihm das etwas half. Das reden. Das ich bei ihm war. Hoffte, er könnte irgendwann mit einem Lächeln an seine Mutter denken. Das er nie wieder eine Träne der Trauer vergießen muss. Ich wünschte ihn, dass er endlich glücklich in die Zukunft blicken konnte ohne Angst vor dem ungewissen zu haben. Denn das war wohl das Problem was ihn so verschloss. Erst die Mutter, immer Pech mit seinem Umfeld und selbst in der Familie lief einiges schief. Wie sollte man da an sich und die Zukunft glauben, wenn nichts da war, was Lebenswert war.

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