Kapitel 17

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Die letzten Wochen waren perfekt. Ich habe viel mit Azman unternommen und mal hier und da gelernt. Wir trafen uns sehr oft zum lernen, kochten und er brachte mir bei wie man Liegestützen macht. Wir sind sogar Joggen gegangen.

Ich bleibe stehen und atme tief ein und aus. „Wir haben gerade erst angefangen", sagt Azman. „Warte kurz", bitte ich außer Atem. Er reicht mir seine Wasserflasche die ich dankend annehme. „Was ist los?" „Habe meine ganze Energie fürs lernen ausgenutzt." „Achso." „Ja." „Weiter." „Können wir aufhören?" „Nein." Ich seufze und fange wieder zu joggen an. Wir überqueren gerade eine Brücke. „Bin ich ein Mann das ich das kann", sage ich rethorisch. Er lacht. „Du musst nur laufen." „Trotzdem." „Wenn du es schaffst 10 Minuten weiter zu laufen gebe ich einen Döner aus." „Ich gebe mein bestes", sage ich verzweifelt. „Du machst das gut." „Nenn mich König."

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Wir essen gerade unseren Döner. „Wie kannst du Döner ohne zwiebeln essen?" „Wenn ich das mit Zwiebeln esse schmecke ich nur diese Zwiebel. Dann kann ich das andere, was dort drin ist nicht genießen." „Weningstens hast du Zaziki drin." Wir lachen. Azman holt gerade was zu trinken, als mein Handy klingelt. „Siya? Wo seid ihr?", fragt mich Helin. „Bin mit Azman bei einem Dönermann." „Komm schnell nachhause." „Was ist passiert?" „Oma ist tot." Ich nehme mein Handy von meinem Ohr. Ich kann dieses Gefühl von einem emotionalen Verlust und Normalität nicht beschreiben da beides in mir miteinander verhängt. Ich weiß nicht wie ich reagieren soll. „Siya? Alles Okay?", fragt mich Azman mit zwei Cola Dosen in der Hand. Ich lege auf und lege mein Handy zur Seite. „Ich denke, eine Enkelin, die vom tot ihrer Oma erfährt würde zerbrechen. Eine Oma sollte doch wie eine zweite Mutter sein oder?" Er versteht was ich meine. „Eine Enkelin würde doch jetzt schreiend weinen oder?", frage ich ihn. Er gibt mir meine Cola und sieht mich dabei sanft an. „Sind wir traurig oder haben wir keine Gefühle?" Ich zucke mit meinen Schultern. Meine Nase brennt.

Ich schluchzte. Wieso weine ich? „Oh Siya.." Er weiß nicht was er tuhen soll. Er hält meine Hand. „Sie hat doch auch nur ihre Tochter lieben wollen..Sie hätte mich auch lieben sollen." „Sie hat dich bestimmt geliebt. Aber sie hat dir die Schuld gegeben, was falsch war. Du kannst nichts dafür." „Sie hat Raman, Arin Helin und Derya geliebt. Mich hat sie nicht geliebt Azman.  Mich musste sie bestimmt zwingend lieben. Meine Tante musste meine Mutter und meine Oma spielen." „Sie konnte es nicht zeigen weil sie in dir ihre Tochter gesehen hat." Ich wische meine Tränen weg und schaue aus den großen Fenster. „Aber genau deswegen hätte sie mich doch lieben sollen.." Es regnet. „Wenn es aufhört zu regnen, gehen wir", sagt er und wischt meine Wiederkommenden Tränen weg. Ich nicke.

„Lass uns jetzt Rausgehen", sage ich.
Er bezahlt gerade. „Du wirst krank." Ich höre nicht auf ihn und gehe raus. Die Wassertropfen praseln auf meiner offnen Handfläche, als ich mich dann traue mich mit Regen überfluten zu lassen. Das tut gut. Mein Gesicht erwischt jegliche Tropfen, so dass sich der Regen mit meinen Tränen vermischt. Meine Haare sind klitschnass. Hätte ich eine Jacke dabei wäre es erfrischender, aber das ich friere kümmerte mich gerade nicht. Die Kapuzen Jacke reichte zum Teil aus. Azman kommt gerade raus. „Siya, was hast du dir dabei gedacht? Lass uns reingehen." „Komm, oder hast du angst das dich ein Blitz erwischt? Es Gewittert nichtmal." „Hexe." Ich schmunzele. Wahrscheinlich sind meine Augen leicht rot, dass man mir dieses schmunzeln nicht abkaufen würde, aber das interessierte mich nicht. Wir gehen los und machen eine Pause unter der Brücke. Ich presse das Wasser aus meinem Jogginganzug und meinen Haaren raus. Danach sehe ich zu Azman, der das selbe mit seinen Haaren tut und mich dann nass macht, indem er seinen Kopf schüttelt und mich zum kreischen bringt, während mich meine Arme vors Gesicht drücke. „Wir werden krank. Deine Nase ist schon rot." „Ja, weil ich geweint habe."  „Wir hätten auch drinnen warten können." „Meckerst du gerade?", frage ich ihn und setze mich dann am rand der Brücke. Er schmunzelt nur und setzt sich neben mir hin. „Was wirst du machen wenn du im Labor arbeitest und dann irgendwann was gutes erbringst und deswegen reich wirst?", fragt er mich. „Ich werde mir ein schönes Auto besorgen. Und dann baue ich mir mein Traumhaus. Villeicht bekommen wir..Kinder." „Du stellst dir deine Zukunft mit mir vor?" „Du nicht?" „Doch, doch. Ich dachte du würdest es nicht tuhen." „Dann dachten wir beide falsch. Was würdest du tuhen?" „Dir hinterher rennen." Ich lache und lehne meinen Kopf auf seine Schulter. „Aber keine Haustiere." „Keine Haustiere." „Ich will eine Villa. Kein scheiß rotes Haus mit einem Garten." „Was willst du denn dann?" „Eine schöne Villa mit einem großen Garten. Der Eingang wird einen kleinen Weg haben aus grauen Steinpflastern und gepflegten Büschen um die du dich kümmern musst. Oben werden zwei Balkons sein. Oder nein, dann sieht dich ja jeder. Villeicht auf der anderen Seite, wo dann der große Garten steht mit dem Pool und der Terrasse. Wenn man reingeht-Also am Eingang der Tür- werden sich zwei Treppen gegenüber stehen, aber in einem großen Flur. Solche Treppen sind aber sehr teuer.." „Wenn man sie aus Polen holt.." „Du hacker." „Erzähl weiter. Deine Vorstellungen gefallen mir", sagt er lächelnd und spielt mit meiner Locke. Ich schaue verlegen runter und erzähle weiter. „Vor den beiden Treppen steht ein Tisch mit einer Vase. Aber auch genug Platz um dort durch zu gehen. Der Flur wird ja immerhin groß sein." „Welche Farben sollen die Steinplatten haben?", fragt er mich. „Es muss kein Marmor sein, was wirklich toll wäre. Aber das wäre zu viel. Aber es sollen schöne Fliesen sein, sodass die Bodenwärmheizung funktioniert. Immerhin will ich das Wohlergehen der Kinder beachten. Die Wände bleiben Weiß, weil ich Wandfarbe nicht so mag. Aber ich würde teure Gemälde aufhängen. Was ich weiß ist, dass ich Aufjedenfall eine schwarze Küche haben will. Wenn das passen würde. Die Treppen können auch dunkel sein- nein das sieht dann Herzlos aus..keine Ahnung." „Gefällt mir." „Hast du keine Vorstellung?" „Ich hatte vor kurzem nichtmal Ahnung ob ich mein Abitur schaffe Siya. Nur Gott weiß wie ich mein Studium überstehe." „Aber du bist doch gut." „Ja weil ich keine Freunde in der Uni habe." Ich grinse. „Manchmal ist es gut sich von bestimmten Sachen zu trennen, wenn es dir auf deinem eigenen Weg weiter hilft." „Dann sollten wir uns trennen." „Was." „Kleiner Scherz." „ Ha Ha, wie lustig du bist", verdrehe ich meine Augen. „Zwei Badezimmer reichen. Ich will das mein Wohnzimmer offen ist. Mit Balkon Schiebetüren aus Glas. Meine Küche muss Italienisch aussehen!" „Werden wir hinkriegen", sagt er und küsst meinen Scheitel. „..Ich habe Kaya entfolgt." „Wie kommts? Habe ich gewonnen?" „Nein, ich hatte keine Lust auf diese Wette. Das war kindisch." Er nickt. „Ich würde auch nicht wollen, dass du einem Mädchen folgst, welche du nicht kennst. Ich will nicht das sich jemand zwischen uns stellt." „Ich auch nicht." „Gut. Ich habe so überlegt.. und um ehrlich zu sein wäre ich wirklich enttäuscht wenn du nicht einwilligst.." „Erzähl." „Wollen wir uns von den Sozialen Medien trennen? Abtauchen sozusagen?" „Du meinst Accounts löschen?" „Nein, aber das würde mir nichts ausmachen. Plattformen löschen. Instagram und Snapchat zum Beispiel." Er nickt. „Lass und das jetzt machen." „Okay", sage ich und hole mein Telefon raus, ehe wir gleichzeitig Instagram und Snapchat löschen. „Sieh mal, die Sonne scheint wieder", sage ich und zeige auf den Himmel. Er schaut dorthin. „Lass uns los." Er hilft mir hoch.

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt