Kapitel 65

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Ich habe heute eine Mail vom Arzt bekommen. Es ist alles okay. Azman und ich sind beide kerngesund. Ich habe Azman angeschrieben und er war unglaublich glücklich. Ich schminke mich nach langem wieder und ziehe mir eine Leggins und mein weißes Rollkragenpullover an. Ich habe sogar mit Intervall fasten angefangen und ein Kilo abgenommen. Heute darf ich mir mein Gold aussuchen. Und um ehrlich zu sein, ich habe gestern nochmal alles in meiner Galerie durchblättert, weil ich Screenshots vom Gold gemacht habe, dass ich schon immer haben wollte.
Ich kriege einen Anruf von Samira und ziehe schnell meine Jacke an und meine Sneaker, die mir Azman gekauft hat. Ich jogge die Treppen runter und öffne die Tür, als ich Samiras Auto erkenne. Ich gehe lächelnd auf sie zu und steige vorne ein. Samira kreischt und Tante Adeya piepst freudig. „Meine schöne Schwiegertochter ist hier." Ich lächele sie an und halte kurz ihre Hand. Samira umarme ich. „Alles gute nachträglich, ich habe es so vergessen Siya. Mein Medizinstudium nimmt mich durch und ich habe dir ein Geschenk gemacht, aber es ist im Kofferraum drin." „Dankeschön, das macht nichts", sage ich ehrlich. „Mama hat beschlossen beziehungsweise gefordert, dass du nicht nur dein Gold auszusuchen sollst, sondern auch extra für dein Geburtstag eine Kleinigkeit." „Nein das ist nicht nötig." Azmans Familie ist weder reich noch arm und deswegen kann ich das nicht annehmen. „Doch mein Kind." „Aber Tante das kann ich nicht anneh-" „Shhh", sagt Samira.

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Im Goldladen sehe ich mich um und tippe auf die Sachen, die ich haben möchte. Der Mann schreibt sich das alles auf und legt es in große rote Schatulle. Bei den 6 Armreifen suche ich mir die, die sich ineinander verflechten und bei den Ringen die, die ich am schönsten finde. Samira gibt mir auch Ratschläge, damit mir meine Entscheidung leichter fällt. Ich probiere die Ringe an und sage dann welche ich will. Tatsächlich hat dieser Laden alle, die ich in meiner Auswahl genommen habe. Als wir fertig sind zwingt mich Tante Adeya ein Armband auszusuchen, weswegen ich mich für eins mit kleinen Kugeln entscheide. Ich bekomme es rangemacht und gebe Tante Adeya nachdem wir fertig sind eine Umarmung und fange an zu schniefen, sehe zu Samira die blinzelnd versucht ihre Tränen zu verdecken. „Mein Kind, weine nicht." Normalerweise wären beide Schwiegereltern dabei. Normalerweise durfte meine Mutter auch entscheiden, was ich bekomme. Normalerweise dürfte ich nicht über knappe 26k Gold bekommen. „Dankeschön." „Aber nein, das ist Tradition. Außerdem weiß ich wie eure Zukunft sein wird. Ich träume jede Nacht von Licht und wie glücklich Azman und du sein werdet." Wir lösen uns und ich nicke. Samira wischt mir meine Tränen weg und lächelt mich danach mit ihren glasigen Augen an. Als ich zuhause ankomme fahre ich zu Azman, der mir die Tür öffnet. Als ich in seine Augen sehe, deutet mir mein Herz wie sehensüchtig er gehofft hat das ich vor seiner Tür stehe. Seine Lippen auf meine und ich keuche. „Azman.." „Ich habe dich so vermisst", flüstert er und sieht mir mit diesen dunklen Augen, die mich ständig an einen Wald mit Sonnenlicht erinnern, wenn der Raum eine Beleuchtung auf seine Augenfarbe durchzieht. Stets erinnern sie mich daran, wie schön Azman schon aufgrund seiner Augenfarbe ist.
„Ich habe dich auch vermisst", sage ich lächelt und lache, denn Azman trägt mich ins Wohnzimmer. schockiert lasse ich mich zu Boden kommen, den Boden ansehen sowie auch, Azmans Tisch und Couch. „Azman was ist hier passiert? Deine Wohnung sieht aus wie als hättest du versucht recyceltes Papier herrzustellen ohne ein Baum dafür zu sägen!", sage ich schockiert. Blätter liegen auf den Boden nebeneinander. Auf den Tisch steht eine Cola Light - fast leer- und ein Pizzakarton mit einer leeren Knoblauchsoße. Ich denke es steht seit vier Tagen dort. Das brot ist nähmlich längst hart geworden. Ordner decken die Couch. „Ich bin seit einer Woche im Wohnzimmer und habe mein Schlafzimmer nicht gesehen." „Hast du geschlafen?" „Drei Stunden gestern, aber heute abend werde ich durchpennen." „Wow..", murmele ich und hocke mich zu Boden. „Azman wieso holst du die ganzen Blätter raus..?" „Brauche mehr Überblick." „Es sieht hier eher aus wie als hättest du garkeinen Überblick." „Ja. Ich meine Nein. Oof", murmelt er und reibt sich übers Gesicht und zieht lustiger weise eine Grimasse. Man denkt er ist auf Vanilla Sky.
Als er müde wird backfeift er sich sogar, weswegen ich lache. „Ich will nicht mehr", höre ich Azman jammern. „Du willst." „Ich will. Aber es ist so viel.." „Seh es als spannende Prozesse, welche die Menschen über Jahre gefunden und erfunden haben." „Das sagst du mir zum 12. mal." „Anscheinend muss ich dir das immernoch sagen. Räum mal hier auf! Ich kriege gleich einen Kollaps", sage ich schockiert, weil ich weitere leere Redbull Dosen erkenne. Ich werfe ihn mit einen Kissen ab und fluche auf kurdisch. Azman hört auf meine Alarmsignale und räumt sofort alles auf. Ich sehe mir derweil seine Notizen an und grinse dann. „Seitwann benutzt du Textmarker?" Das Knackern von Dosengeräuschen missversteht Azman. Verstanden mit nicht, hä was? „Was hast du gesagt?" „Seitdem ich verstanden habe, dass ich ohne nicht durchblicke."„Achso. Erstaunend." Ich spiele mit den Gedanken seine Sachen aufzuräumen, aber ich möchte nichts durcheinander bringen, also lasse ich es. Als Azman kommt und alles vom Tisch räumt und danach seine Blätter zusammen legt rieche ich etwas starkes. „Azman, wann hast du dich geduscht?", frage ich ihn. „Gestern Abend." „Lüg nicht. Du stinkst!" „Das ist nur mein schwarzes T Shirt hinter dir." „Oh." „Was denkst du von mir?", grinst er. Ich sehe ihn skeptisch an.

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt