Kapitel 37

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Kein Wort beschreibt meine Sehnsucht nach ihr. Ich vermisse sie. Ich tuhe aber mehr als vermissen. Ich tuhe mehr als mich nach ihr zu sehnen. Ich will sie riechen, ihre Hand halten und mich mit ihr bis zum Morgengrauen unterhalten. Meine wahre Therapeutin ist sie, nur sie. Ihr habe ich mich als erstes geöffnet. Wie oft ich mich wiederhole. Es ist aber so. Noch ein halbes Jahr, dann sehe ich sie. Das fühlt sich an wie eine Folter. Wir telefonieren inzwischen mehr und fühlen uns wohler beieinander. Wie vor den Wellen, die uns zerstören wollten. Seitwann bin ich so Kitschig? Mein Ego lacht mich aus. Ich gehe aus der Uni, um meine zukünftige Wohnung zu besichtigen. Ich habe eins gefunden und besuche sie heute mit meinem Markler.

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„Was sagen sie?", fragt mich der Blockbesitzer. „Es ist nicht weit von der Uni und von der Innenstadt, in der ich arbeiten gehe. Es ist weder zu klein noch zu groß." sage ich und schaue mir diesen Balkon an. Es sieht etwas luxeröser aus, als
das Balkon meiner Mutter. Neuer. Ich drehe mich um. „Ich nehme es." Beide Markler freuen sich. Ich unterschreibe die Verträge, die ich mir gründlich durchlese. „Ach das sind nur Bedingunge-", ich unterbreche ihn mit meinem Zeigefinger und unterschreibe dann als ich fertig geworden bin. Ich kriege die Schlüssel und werde gratuliert. Ich lasse sie mit einem Handdruck verabschieden und sehe mir die Wohnung nochmal an. Ich wollte schon immer eine schwarze Küche mit einer Insel haben. Einen Wohnzimmer mit einem Sofa der sich auch um schlafen eignet, wenn Siya bei mir bleiben möchte. Natürlich erst wenn wir verlobt sind. Mein Herz springt auf. Ziehe ich gerade eine Heirat in betracht? Ja tust du, schon immer. Nur denkst du es gerade zum ersten mal. Jedenfalls habe ich die Möbel bestellt, die ich möchte. Otto hat Angebote gehabt. Durch meinen Cousin habe ich Prozente bekommen. Er arbeitet dort. Mein Sofa müsste morgen ankommen. Ich habe mir sogar wegen Siya eine Vase bestellt. Sie wollte das.

Ich habe meine Mutter über FaceTime angerufen und sehe ihre Tränen. „Wein doch bitte nicht." „Es sind Freudenträne, mein Sohn." Samira kommt aus der Ecke. „Ich hoffe du hast ein Zimmer für mich." „Ja, du kannst im Flur schlafen", sage ich, während meine Mutter mir Glück betet. „Also dann, ich habe gleich eine Nachtschicht." „Wo arbeitest du denn noch?", fragt mich meine Mutter. „Kellner." „Kelena Ciye? Tu kere tu? Du überanstrengst dich. Wie willst du dir noch Zeit für dein Studium finden?", fragt sie mich. „Das passt schon. Habe ein Terminkalender. Ein Kellner ist einer der im Restaurant Bestellungen aufnimmt und das gegessene abräumt", sage ich ihr auf kurdisch. „Gutes Trinkgeld", sagt Samira, um sie zu überzeugen. Sie schaut Samira misstrauisch kurdisch an und dann zu mir. „Ich bringe dich um wenn du Augenringe hast", sagt sie auf schlechten Deutsch. „Kriegst." „Mach mal ruhig", sagt sie zu Samira. Ich grinse. „Bye", sage ich und lege nach ihrem Tschüss auf. Ich lege das Handy auf die schwarze Insel und sehe mich um. Mein Handy klingelt. Eine Nachricht von Samira. Ich runzele meine Augenbrauen als ich das lese.

> Hakim hat mich heute nach Geld gefragt. <

Ich rufe sie an. „Sag das nicht Mama." „Ist er entlassen?", frage ich sie. „Nein er hat morgen ein Gerichtstermin, es wurden neue Beweise gefunden. Villeicht kriegt er lebendslänglich." „Wie hat er dich erreicht." „Knasttelefon." „Woher hat er deine Nummer?", „Keine Ahnung man." „Hast su ihn gegeben?" „Zwanzig Euro." „Du bist so dumm, so bezahlt er sich seine Drogen." „Was soll ich machen?", sagt sie plötzlich leise weinend. „Blockier ihn verdammte scheiße."

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Ich reibe meine Stirn. Er hat uns noch gefehlt. Ich versuche an was anderes zu denken.
Ich habe leichten Muskelkater vom Gym, aber das macht nichts.
Ich ziehe mir eine Schürze an und gehe zum Tisch der Überraschung. „Azman?" „Hallo." „Seitwann arbeitest du hier?", fragt Arin. „Erste Nachtschicht", sage ich schmunzelnd. „Interessant", sagt Helin und studiert mich. Ich nicke kurz verwirrt. „Was möchtet ihr trinken?", „Cola normal für uns beide." Ich nicke. „Essen?" „Nummer 245. ich nehme dann 119." „Kannst du uns auch bitte zwei Salate mitbringen?", fragt Arin. „Natürlich." „Danke." Ich nicke und serviere dann. „Guten Appetit." „Danke", sagen beide. Arin lächelnd, Helin misstrauisch. Hm.

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt