Kapitel 10

314 25 1
                                    

Ich lerne und lerne

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Ich lerne und lerne. Doch es will nicht in meinem Kopf hinnein. Wieso ist das so? Mein Therapeut meint ich habe mein Gehirn überlastet, aber denken wir nicht jedentag an etwas? Das Problem ist, bei mir setzt es sich rein und geht nie wieder raus.
Ein wimmern ertönt. Ich schaue von meinen Zetteln auf.
Fuck, wer weint jetzt?!

Ich gehe aus meinem Zimmer und sehe die Mädchen schlafen, jedoch sehe ich Siya zittern. Ich knie mich zu ihrer Matratze. Scheiße sie schwitzt. Sie weint sogar im schlaf. Ich muss sie aufwecken, bevor ihr Traum sie verschlingt. Verdammt sind dieses Mädchen und ich uns ähnlicher als ich gedacht habe.

Als würden nur wir uns verstehen und der rest sind Robotoren, die wir verwandte und Freunde nennen, jedoch sind sie nur Lücken, die unser Leben füllen sollen.

Ich ertaste ihre Stirn. Ihre Stirn ist verdammt warm. „Siya, Siya", flüstere ich und wecke sie. Sie wacht erschrocken auf und blickt mich an. Danach schmeigt sie sich die Decke näher an sich ran, als hätte ich ihre wundervollen Brüste nicht beachtet. Sie beruhigt sich, während ich ihren Rücken streichele. Sie tut mir leid. Alles an mir tut ihr leid. Ihr Atem ist normalisiert, während sie ihre Wangen ertastet und realisiert das sie geweint hat. Sie schaut wieder zu mir. „Hattest du einen Alptraum?", frage ich sie und lege meine Hand wieder auf ihre Stirn. Sie ignoriert meine Frage und steht auf. Ich denke, sie will zum Balkon. Dort gehe ich auch immer hin, nachdem ich einen Alptraum habe. Ich gehe in mein Zimmer und kratze meine Stirn. „Fuck", flüstere ich und gehe zur Küche, danach öffne ich die Balkontür. Sie sitzt mit den knien an sich ran auf dem Balkonboden. Manchmal brauchen Menschen Zuneigung und manchmal müssen sie alleine sein. In diesem Moment finde ich es für angebracht bei ihr zu bleiben.

„Hast du von deinem Vater geträumt?" „Woher weißt du von meinem Vater?"  Ich erzähle ihr alles. „Sei nicht sauer auf Samira. Es ist meine schuld. Es..also..Es tut mir leid, dass ich meinte, du hättest keine Ahnung wie es sich anfühlt sein Elternteil zu verlieren, dabei hast du aus Erfahrung mit mir gesprochen." Sie schaut nur zum gegenüberliegenden Block. Der Mond beleuchtet ihre Augen, welche glasig werden. All die Emotionen kommen in ihr wieder hoch. Ich habe das Gefühl, dass ich mit ihr verbunden bin und all ihre Emotionen fühlen kann. Ich rutschte näher zu ihr. So nah, dass meine Arme die ich um Siyas Rücken lege, sie an meine Brust drücken kann. Sie wimmert schmerzvoll, versucht leise zu sein. Ich streichele sie, versuche Ihr Zuneigung zu schenken, genieße ihren Duft von Rosenwasser, was aus reflex passiert. Komm zu dir, komm zu dir verdammt.  Sie beruhigt sich. „Ich weiß wie du dich fühlst."  Leider weiß ich nicht wovon sie geträumt hat, doch ich bin mir sicher, es hat ihre Wunden einen neuen Schnitt verpasst. „Willst du mit mir darüber sprechen?"  Sie schüttelt ihren Kopf. „Okay", flüstere ich.

„Irgendwann dürfen wir sie besuchen und das für immer."

„Irgendwann."

-

Ich habe sie schlafen gelegt und habe mich neben sie, auf den kalten Boden gelegt. Wieso mache ich mir sorgen um sie? Wieso habe ich Angst, dass ihr das wieder passiert?

Ich habe sie Stunden beim Schlafen beobachtet. Ihre Schönheit analysiert und die frische Narbe an ihrem Nacken, weshalb ich meine Augen runzele. Wie? Wer? Und Wo?

Es ist gleich Zehn Uhr. Der Himmel ist nicht mehr richtig dunkelblau. Ich stehe langsam auf und nehme ihren Arm von meiner Brust.

Ich schaue nochmal hinter mir um sicher zu gehen, dass es ihr gut geht.

Im Bad frage ich mich wie ich auf sie reagieren soll. Es soll nicht kalt rüber kommen, aber ich denke es ist besser wenn ich sie ignoriere. Ich weiß nicht wie man mit sowas umgeht. Ich will nicht darauf rumkratzen.

Als ich mich angezogen habe, gehe ich zur Küche und mache mir çay rein. Ich spühre ihre Blicke, was soll ich bloß tun. Was erwartet sie von mir..?

„Siya? Alles inordnung? Du atmest so schnell und wirkst nachdenklich." Sofort schaue ich zu ihr. Sie richtet sich auf und nickt. Mein Puls niedrigt sich. Du sorgst dich wie eine Mutter um sie, entspann dich. Etwas in mir will sich um sie sorgen. Etwas in mir will ihr gewisse Gesten geben. In ihr sehe ich mich. Irgendwie.

„Alles gut, mir ist aufgefallen, dass ich noch Nachhause muss und was erledigen muss", sagt sie. Eine gute Lügnerin. Ich schaue sie nur an, jedoch ignoriert sie mich. „Ich fahre dich dann", sagt Jasmin zu ihr. Sie nickt. „Oh Schade, ihr wollt mich verlassen?" Meine Mutter liebt sie. Sie konnte meine Mutter ablenken. Wieso klappt es bei mir nicht? Du bist deinem Vater ähnlich. „Nein, aber leider haben wir keine Wahl Tante", sagt sie.

Mein Körper braucht Nikotin, weswegen ich nach Samira und meiner Mutter zum Balkon spaziere. Ich zünde mir eine Zigarette an und blicke Siya an. Ich ziehe dran und puste den Rauch weg. Sie ist sicherlich enttäuscht von mir, aber was interessiert mich das eigentlich? Wir haben einen intensiven Blickkontakt, doch sie bricht ihn ab und begibt sich ins Auto. Wie sie diesen Traum wohl verarbeiten wird? Ich zerdrücke meine Zigarette im Aschenbecher und gehe zurück in die Wohnung.

———————-

Er braucht entzug, kommt irgendwann.

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt