Kapitel 26

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Ich glaube ich habe Liebeskummer.

Ich weiß es hilft mir nicht, aber ich kann nicht aufhören unsere Chats und Bilder anzusehen. Und statt zu weinen, lerne ich gerade. Jedoch unkonzentriert, mit den gewissen bei ihn, ob er ohne mich beim lernen klarkommt. Ob er ohne mich eigentlich lächeln kann. Lächelt er überhaupt, seitdem wir getrennt sind? „Hier, das ist heute angekommen", Helin reicht mir einen Brief. „Steht da mein Name?", frage ich sie. „Nein. Meiner, deswegen gebe ich ihn dir." Ich schüttele meinen Kopf. „Du stellst fragen wie kurdische Mütter. Wenn man sagt man ist satt und die trotzdem nochmal fragen ob man satt ist." „Oder wenn man nachhause kommt und gefragt wird ob man da ist, dabei ruft man sogar das man da ist", sagt Arin aus der Küche. „Schon verstanden", sage ich und öffne den seltsamen Brief. Meine Hand wandert zu meinem Mund als ich langsam durch die Buchstaben von Wörtern, deren Sätze mich zu meiner Reaktion bringen, lese. „Ich wurde angenommen..", flüstere ich. „Wie? Was?!" „Ja", sage ich lächelnd und bekomme glasige Augen. „Oh mein Gott, Helin komm schnell her!"

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„Aber wieso antworten die so spät?", fragt Arin, während Helin sich mit Tränen für mich freut. „Das ist Amerika." „Diese Erfahrung wird dir so gut tuhen", sagt Helin schniefend. „Vorallem wegen Azman und all das." Ich nicke nur. Wieso musstest du seinen Namen sagen? „Aber zu meiner Hochtzeit kommst du doch oder?", fragt Arin. „Bei meiner ist sie Schon längst zurück", flext Helin. „Natürlich komme ich. Was eine Frage", verdrehe ich Meine Augen. „Ich wollte nur sicher gehen", murmelt sie. „Ich glaube sogar ich fliege erst in zwei Monaten." „Rufen wir Mama an!", sagt Helin. Als Tante per FaceTime erreichbar ist und erstmal ihr Mikrofon nicht funktioniert. „Sie wurde angenommen!", kreischt Helin. Tante Hazal versteht erstmal nicht, weswegen ich sie von meiner Bewerbung vor knap einem Jahr aufkläre. Sie fängt zu weinen an. Mein Mund bildet ein o. „Mama", seufzt Arin. „Lass mich mich für sie freuen!", Schimpft sie. „Es sind Freudentränen, mein Kind", sagt sie schniefend. Ich schmunzle. „Iss viel und lerne viel dazu. Das ist ein Geschenk, nutze es. Mach deine Eltern und mich stolz, Tamam?" Ich nicke ohne emotional zu werden. Ich kann wieder glücklich sein. Doch ich kann es trotzdem nicht wirklich sein. Wäre das mit Azman nicht passiert, würde ich kreischend in seine Arme hüpfen und meine offenere Seite zeigen. Erst seitdem es vorbei ist merke ich, wie ich mich ihn gegenüber geöffnet habe. Ich blinzele zweimal und nicke nochmal, während Tante mit mir eine Beratung führt, die ich nur zur Hälfte mitgehört habe. „Wann fliegst du?", fragt Tante. „Mitte Juli."

Zwei Tage nach Azmans Geburtstag.

Oh mein Gott halt die Fresse jetzt. Ich blinzele zweimal.
Azman hier Azman da.

Wir haben verstanden das du noch an ihn hängst.

Naja ich habe mich ihn geöffnet. Das habe ich sonst bei keinem gemacht. Er war sogar mein erster Kuss. Ich glaube es ist nicht so einfach loszulassen. Ich hasse diese menschlichen Gefühle. Dein Körper weiß wie lange du dich an jemanden bindest, eher gesagt deine Psyche. „Okay, ich muss weiter lernen", flüstere ich. Helin nickt und sagt Tante bescheid, dass sie sie später wieder anruft. Wir verabschieden uns alle, ehe ich mich auf meine Notizen fokussiere. Arin sitzt noch neben mir. „Ich will dich bei deinem Tuhn nicht stören, aber bist du dir sicher das es dir gut geht?", fragt sie mich. „Mir geht es gut." Sie nickt zögernd, lehnt sich zurück und öffnet ihr Handy. Mir geht es nicht gut, ich lasse es mir aber nicht anmerken.  „Kannst du Kopfhörer anziehen?", frage ich sie. „Sonst hat es dich doch auch nicht gestörrt." „Ich bin unter Lernstress, ich brauche ein bisschen Ruhe weißt du. Alleine das zwitschern der Vögel beunruhigt mich zurzeit. Aber ich kann auch in mein Zimmer gehen, wenn du willst." Ich will gerade meine Papiere zusammen räumen, als mich Arin aufhält. Sie schüttelt ihren Kopf. „Nein nein, bist du verrückt? Ich ziehe Kopfhörer an." „Danke."

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt