Kapitel 39

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Ein weiterer Monat ist vergangen, meine Wunden sind heil, haben jedoch Kratzspuren hinterlassen. An meiner Augenbraue ist noch ein Pflaster von gestern, den ich ausgewechselt habe. Ich sitze vor meinem IPad und lerne gerade für eine wichtige Zwischenprüfung, die nächste Woche ansteht. Es ist nicht mehr lang, Siya kommt in genau drei Monaten. Ich habe das Gefühl, dass ich ausversehn vor Glücksgefühlen auf sie springen werde. Ich muss lächeln. Doch es verstummt als ich mich an Ramans tat erinnere. Von ihn ist nichts mehr zu hören , aber ich glaube das Siya davon mitbekommen hat, oder?
Wir haben nur geschrieben, weil würden wir FaceTimen, würde sie wieder schockiert einatmen und mich beleidigen, auch wenn das süß ist. Ich kriege einen Anruf von einen Kollegen. „Ey Azman." „Umut, was gibts?", frage ich ihn. „Raman sieht richtig sauer aus." „Was soll ich machen. Was rufst du mich an, ich bin kein Therapeut." „Ist zwischen euch was vorgefallen?" „Juckt dich das?", frage ich ihn sauer. „Chill." Ich lege auf. Ich hasse sowas. Informationsgeile Menschen die jeden Müll zu wissen müssen. Als hätten die kein Leben und befinden sich in einer Blase, der sie nicht entkommen können, da sich alles immer um andere geht statt das die erstmal an sich selber arbeiten. Aber auch einer der an sich selber arbeitet, würde sowas nicht machen. Umut ist einer von denen. Füttert sich von jeder Ecke Informationen und nennt es Wissen. Wissen ist macht, aber nicht in der Hinsicht. Ich merke plötzlich, dass es doch einen Vorteil hat über jeden etwas zu wissen, aber ich jucke mich nicht für alles. Ich bin nicht die Art Menschen für so einen unnötigen Müll.
Achso, mein Esstisch ist da. Ich reibe meine Augen und lege währenddessen das IPad zur Seite.

Ich mache einen Mittagsschlaf.

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Ich zittere an den Händen und stehe auf. Ich hatte einen Alptraum. Ich brauche eine Zigarette und gehe deshalb ans Balkon. Normalerweise dürfte ich erst nächste Woche eine Zigarette nehmen. Ich habe gleich eine Schicht im Juwelier meines Onkels und hole gleich meinen Anzug von der Wäscherei ab, da es dort extra gebügelt wird. Ich zünde sie mir an und puste den Rauch wie eine ungesunde Heilung aus meiner Lunge. „Krass es kommt mir vor als hätten wir Mitternacht, dabei habe ich zwei Stunden geschlafen", flüstere ich zu mir selbst. Als ich zur Hälfte angelangt bin werfe ich die Kippe weg. Ich gehe rein.

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Ich richte meine Kravatte und steige wie als wäre ich ein reicher Inhaber in meinem Bmw hinnein. Ich rufe Kazim an und sage, dass ich auf dem Weg bin. Ich siehe mir einen, wie heißen diese Kommunikationsteile..Walkie-Talkie? Mini Walkie- Talkie ans Ohr und stehe für zwei Stunden. Ich spüre, dass ich einen Anruf bekomme, da mein Handy in meiner Tasche vibriert. Siya. Ich stelle es über das Auto ein und hebe ab. „Azman?", fragt sie. Ich antworte nicht. „Hallo?" „Ja." „Wieso hast du mir nichts erzählt." „Befasse dich nicht mit dieser Sache, ich kläre das schon." „Du verstehst das nicht. Du lässt dich von ihn prügeln und sagst mir nichts. Ich werde heute abend mit einem Flugzeug kommen." Ich runzele meine Augenbrauen. „Bist du durch? Du wirst sehen was ich mit dir machen werde, wenn du das machst." „Mach doch." „Mach mich nicht sauer." „Das ist mir egal!" „Siya!" Sie legt auf. Ich seufze und weite meine Augen, als ich die Kreuzung nicht einhalte, Scherben meines Fensters eingeschlagen werden und aus meinem Lenkrad ein Kissen wird.

Ich höre nurnoch ein piepen.

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Sirenen.
Stunden danach den Geruch von Medizin. Nicht schon wieder.

„Azman, versuchen sie wach zu bleiben." Es ist schwer, aber ich halte durch. Glaube ich. Ich höre die Stimme meiner Mutter, das geheule meiner Schwester. Azhar darf das nicht sehen, sonst ist er traumatisiert. Meine Mutter darf nicht mehr mit. Sie fängt an zu beten. Ich komme in die Narkose.

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Meine Augen öffnen sich. Langsam sieht sich ein gewältiger Schmerz in mir hinnein, dass ich zu zischen anfange. Ich schaue auf das Gerät, welcher meinen Herzschlag misst. Eine Schwester kommt rein und sagt, dass sie den Arzt ruft. Minuten später kommt ein Arzt hinnein. Nicht den, den ich kenne. Dr. Hasral hieß er doch, oder?

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt