Kapitel 33

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Ein normaler Tag in der Uni, nur ohne sie. Ich vermisse sie mehr als ich dachte ich könnte je eine Person vermissen. Würde ich vor zwei Jahren sowas von mir geben, würde ich mich selber auslachen. Nein nicht auslachen. Ich wär wütend über mich, weil ich mich dann als so zerbrechlich sehen würde. Ich ignoriere Silans blicke, auch als sie nach mir ruft.  Ich dachte sie hat die Uni gewechselt. Samira ist gerade in der Bibliothek, soweit ich weiß. Es fühlt sich so an als würde man mich beobachten. Ich drehe mich um und sehe, dass sich zwei Schatten verstecken. „Was zur Hölle?", flüstere ich. Ich gehe einfach weiter.

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Ich bin Zuhause und wieder am lernen. Ich kriege ein Anruf von Yusuf.

„Die Jungs wollen raus. Komme später wieder", sage ich und ziehe mir meine Sneaker an und meine Autoschlüssel die auf dem Schuhregal legen. Ich begrüße die Jungs und gebe jeden einen Handschlag. Ich schaue Minuten später runter, auf die Zigarettenpackung die mir angeboten wird. Ich schaue zu Veysel, der diese langsam von mir nimmt und es den anderen anbietet. Ich werde mit der Schulter von Aslan gestupst. „Wieso nimmst du nicht?", fragt Aslan mich. „Hab bevor ich hergekommen bin eine genommen." Er nickt. Wir gehe in die Stadt. Yusuf schaut in die Parfümerie. „Leute mein Parfüm ist in angebot. Lass dahin", sagt er, aber ist schon drinn. „Meine Mutter sagt zu Parfüm Perfüm", sagt Aslan und tastet die Parfüms an. „Meine auch", sagt Veysel lachend. Ich sehe mich um als ich Siyas Parfüm erkenne. Ich drehe mich um und sehe das die Jungs beschäftigt sind. Ich muss dorthin um es zu riechen. Ich merke, dass ich das nicht verdrängen kann.

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Ich schließe meine Augen schmerzvoll als ich das Parfüm mit meinen Sinnen verbinde. Es fühlt sich so an als wäre sie neben mir. Ich sprühe viel auf der smalen Pape und stecke es in meine Jackentasche. An der Kasse zahlt Yusuf sein Parfüm ab. In der Stadt knalle ich gegen jemanden, ignoriere es jedoch da es kein doller schlag war. „Hey!", ruft der Typ. Ich drehe mich um. „Kannst du nicht aufpassen, alter?", sagt er. Ich würde jetzt mit meinen Ring spielen, aber er ist nicht bei mir, sondern bei Siya. Und Siya ist auf der anderen Seite der Welt.

„Azman entspann dich. Mein Freund kann kein Deutsch, entschuldigung." 

„Hat dir deine Mutter nicht beigebracht wie man sich entschuldigt?"

Und so landet meine Faust in seinem Gesicht.

„Azman!", rufen die Jungs. Nein, sie brüllen.

„Alter trenn die."

„Tut es nicht. Wenn ihr dazwischen geht wird er euch auch prügeln. Wenn er wütend ist, ist er nicht zu stoppen."

Aslan versucht trotzdem mich abzuhalten, schafft es jedoch nicht.

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Ich werde aus der Zelle erst befreit, als meine Mutter kommt und mich Backpfeift. Zudem mich mit allen kurdischen Beleidigungen bewerft, die in unserer Sprache exestieren. Öfters beleidigt sie sich selbst, aber das ignoriere ich.

Zuhause geht es weiter. „Du bist wie dein Vater!"
„Ich bin wie Baba?", frage ich sie. „Eure Wut ist die selbe! Eure Art wie ihr mit anderen umgeht und dann doch plötzlich nett seid. Habe ich dich so erzogen Azman?!"

„Ich habe ihn geschlagen weil er dich beleidigt hat!", brülle ich. Habe ich je meine Mutter angebrüllt? Ihr Augen werden glasig. Sie gibt mir eine zweite Backfeife. Mein Gesicht landet zur Seite. Ich schaue stumm zur Seite und dann in Ihr Gesicht. „Dann soll er mich beleidigen! Merkst du nicht das du dir damit dein Leben komplizierter gestaltest?! Willst du wie dein anderer Bruder sein?" Meine Faust ballt sich. Samiras Augen schauen runter, während sie schnieft. „Geh in dein Zimmer", sage ich zu ihr. Langsam bewegt sie sich aus dem Raum.

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Meine Mutter redet seit drei Stunden nichtmehr mit mir. Stattdessen beleidigt sie mich in der Küche, während sie das Geschirr wäscht. Ich gehe aus meinem Zimmer, in die Küche und nehme das Trockene Tuch von Samira, um die Sachen für sie abzutrocken. Sie ist leise, sagt zu mir ich solle mich verpissen doch ich schnalze mit meinem Mund. Samira geht leise aus der Küche.

„Bin bin nicht wie Baba. Ich bin auch nicht wie Hazim."

„Lern deine Wut unter Kontrolle zu haben, auch wenn sie nicht bei dir ist."
Ich sage nichts. „Ich bin nicht mir ihr zusammen." „Derêwa neke", sagt sie zu mir. Sie sieht, wenn man sie versucht anzulügen. Ich bin leise. „Wir waren zusammen. Aber ich habe Mist gebaut." „Kera ker, sie hat dich geheilt. Ich hatte sie gern", sagt sie zu mir. Ich sage nichts. „Immer wenn sie nicht bei mir ist, baue ich mist Mama. Und jetzt hat sie mein Vertrauen verloren." „Wenn du sie wirklich liebst, dann kämpfst du um sie Azman auch wenn du deine Hoffnung schon längst verloren hast. Hat sie verdient so behandelt zu werden? Steh dazu", sagt sie zu mir auf unserer Muttersprache. Es klingt intensiver als auf Deutsch, fällt mir gerade auf. Ich blinzele öfters, nicke dann.

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Ich bin wieder im Fitnessstudio und bin gerade bei der fünfzehnten Liegestütze angelangt, als mein Handy neben mir einen SMS Ton leutet. Ich stütze mich zu Bauch, mit der Hoffnung das sie mir geschrieben hat. Und das hat sie nicht. Im Gegenteil, es ist Samira.

> Habe Hunger, können wir zu Mac Donalds?<

Ich tippe.

>Frag Jasmin. <

> Hat keine Lust, komm schon. <

> Dann musst du zwei Stunden warten. <

Sie schickt mir einen genervten Emoji. Ich lege mein Handy weg.

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Samira schaut mich mit ihren vollen Mund an. Ich mache einen doppelblick als ich merke, dass ich immernoch von ihr angestarrt werde. Ich schüttele kurz meinen Kopf, als frage was sie von mir will. Sie kaut und schluckt runter, trinkt schlürfend ihre Fanta und atmet aus als wäre das alles eine Schippe zu viel für sie.

„Du vermisst sie, nicht wahr?"

„Wen?"

„Sei leise, man sieht es dir an." Ich antworte nicht.

„Halt die klappe und iss dein Essen."

sie kaut und murmelt irgendeine Scheiße und irgendwie erinnert Samira mich an sie.

Ich höre ihr zu. Sie erzählt mir von ihren Stress und ihren erfolgen. Ich bin stolz auf sie, sage es aber nicht. Erst wenn sie es als Ärztin geschafft hat.

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Im Bett liege ich wieder. Es fühlt sich an wie ein Gefängnis. Nur statt das ich die Tage der Freilassung mit Siyas Rückflug austausche. Wie es ihr geht? Mein Leben ist so langweilig. Alles ist irgendwie beim alten, aber auch anders. Ich habe mich verändert. Ich nehme dieses stück Pape in die Hand, rieche dran als wäre ich ihr Stalker, dabei will ich nur die Nostalgie von uns beiden spüren.

Ich wünschte sie würde an meinem Parfüm riechen.

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Ah be Azman.
Habe vergessen das Kapitel zu posten, deswegen jetzt um 1 Uhr Nachts HHHA

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt