Kapitel 60

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(Jour J - DJ Kays, Wassila, Scridge)

Ich bin stolz auf dich Kiza mîn.
Dein Glück ist mein Glück, also sei glücklich, damit ich auch glücklich bin und dir bei deinem Glück zusehen kann.

Ich wiederhole den kurdischen Satz meines Vaters, welcher in meinen Träumen erschienen ist.

Schluckend sehe ich auf meine zitternden Händen, etwas gelindert. Aber was bringen Träume, wenn sie nicht real sind? An sie zu glauben ist immer gut, so bleibt man immer zielstrebig und hat einen gewissen Sinn, der sich lohnt zu leben. Aber an Personen zu denken, die nicht mehr bei uns weilen, geht das nicht viel mehr in die Richtung verblasster Hoffnung? Wird die Person nicht eher zu etwas Fiktives? Religiös betrachtet, natürlich etwas besonderes und schönes. Man hat die Person erleben können und je nachdem welche Auswirkung sie auf dich hatte, beruhigte sie dich entweder mit ihrer Anwesenheit oder jene andere Erinnerung, die du mit dieser Person erleben konntest. Natürlich kann es auch Richtung Trauer gehen, aber wollen wir an so einen schönen Tag weinen?

Viel lieber stellt man sich vor, dass die vergangenen Personen uns zuschauen und sich mit uns freuen.

„Okay, nein ich kann das nicht", sage ich und schaue Arin hilfeflehend an. Ich will meine Nägel kauen, doch Arin klatscht sie weg. „Du hast deine French Nägel gestern machen lassen. Dran kauen kannst du meinentwegen in zwei Wochen oder so. Heute jedenfalls nicht." Ich atme tief ein und spiele mit meinem Kleid, während sie mich versucht zu beruhigen. „Hey, heute ist ein schöner Tag, sieh dich an. Du bist so hübsch. Statt nervös zu sein solltest du diesen Tag führen, denn heute geht es um dich." Ich nicke nur. „Heute ist meine Verlobung. Heute ist aber auch Azmans Verlobung. Heute ist die Verlobung von Azman und mir. Azman und ich verloben uns", sage ich zu ihr und glaube, ich brauche Champagner, damit ich lockerer werde.
Falls ich heute in Ohnmacht falle, dann aufgrund der Aufmerksamkeit der vielen Verwandten. „Was wenn seine Cousinen schlangen sind? Ich habe gehört viele seiner Tanten sind Hexen..", sage ich zu Helin. Ich habe gehört, dass paar von Azmans Cousinen nicht dicht sind und viele abgehauen sind. „Dann Packe ich die alle an deren Anzügen, weil die ja so unbesonders sein wollen." Ich nicke rasand.

Ich wurde schon geschminkt und werde nun von Helin geschüttelt. „Locker werden Mädel." Ich fange an zu schmunzeln. „Seid ihr alle fertig?", ruft Tante Hazal. „Gleich holt mich Azman ab, richtig?", frage ich Mama.

Heute ist Tante Hazal meine Mama. Sie war schon immer meine Mama, nur konnte mein Herz es nicht erlauben sie so zu nennen, weil meine Mutter, meine richtige Mutter verstorben ist.

Tante Hazal sieht mich an und bittet die Mädchen nach draußen. „Wein nicht, sonst muss sie auch weinen", sagt Helin sauer, Arin zieht sie jedoch raus. Ihre Augen glasig, wie ein Meer das mit ihren Wellen zurecht kommt. Ich gehe etwas näher zu ihr und wische ihr ihre Tränen von den Wangen. Sie nimmt meine Hände und sieht mich lächelnd an. „Sei nicht nervös mein Kind, mach dir nicht so viel Kopf und genieße diesen Tag." Ich nicke und küsse ihre Hand, lege diese dann auf meine Stirn.
Ein Bedeutsamer Moment.

( David's Writings - Christopher Willis)

„Ich gehe jetzt raus und gebe dir paar Minuten um dich aufzufrischen."

Als sie die Tür schließt blicke ich hoch, um meine Tränen zu kontrollieren. Mein Vater wäre sicher emotional geworden. Meine Mutter ebenfalls, nur etwas härter um es zuzugeben. Ich versuche ihn mir wieder wie in meinen Träumen vorzustellen, indem ich meine Augen schließe.

Ich bin stolz auf dich Kiza mîn.
Dein Glück ist mein Glück, also sei glücklich, damit ich auch glücklich bin und dir bei deinem Glück zusehen kann.

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt