Ich bin wieder in Hamburg. Azman und ich hatten eine Diskussion. Es ging darum, dass er sich heute frei nehmen wollte, ich auf ihn gewartet habe, aber er nicht erschienen ist. Ich dachte wir würden die Tage genießen können, weil wir ja immerhin Zeit miteinander verbringen wollen. Er hat sich mir noch mehr geöffnet und alles ist.. irgendwie perfekt. Und dann will er doch lieber die Nachtschicht machen, statt zu mir zu kommen? Das ist verletzend. Ich habe aber auch Verständnis, er war krank und möchte nichts vernachlässigen. Er arbeitet an seiner Forschung über Tuberkulose. Aber er hätte mir schreiben können. Dann hätte ich mich nicht frisch geduscht, hübsch gemacht, mir eine Jeans angezogen die mir zu eng ist, weil ich während meiner Periode einen aufgeblähten Bauch habe. Ich schaue auf die Uhr. 19:23 Uhr. Ich seufze und ziehe meine Jacke an, nehme meinen Autoschlüssel für meinen schwarzen VW, schließe die Tür, gehe die Treppen runter und steige ins Auto ein. Ich fahre zur Firma und nehme als ich ankomme den Fahrstuhl nach ganz oben. Azman hat ein eigenes Zimmer, für seine Forschung bekommen und diesen suche ich gerade. „Wo ist dieser scheiß Raum", fluche ich und schaue nach hinten gehe jedoch weiter. Ich bleibe stehen und merke gerade das ich, als ich nach hinten geschaut habe, an Azmans Forschungslabor vorbeigegangen bin. Ich gehe zurück und beobachte ihn mit Zehenspitzen durch das obere vernetzte Fenster an der Tür. Ich öffne die Tür und sehe Azman am Mikroskop arbeiten, sehr konzentriert fast schon scharf. „Siya?" Woher wusste er...? „Ja." „Es tut mir leid." Ich antworte nicht und ziehe mir meinen Kittel, mit meinem Namen an, weswegen ich in ein Nebenraum schreite und mich umziehe. Mantel aus, Kittel an. Ich gehe zu Azman und sehe auf das Plättchen. „Wo hast du das her?" „Toter Patient aus dem Krankenhaus." „Ist das ein Stück lungenhals?", frage ich ihn. „Mhm", summt er konzentriert und zipfelt wie ein Neurocirug mit zwei langen Pinzetten und abwechselnd einer Pipette Tröpfchen an der Bakteriellen Krankheit herrum. Ich öffne den Laborkühlschrank und sehe mir meine gestrichenen Petrischalen an und staune, als ich mir den Nährsboden ansehe. „Heftig, guck dir das mal an." „Geht gerade nicht, gleich." Ich nicke. Azman schreibt gerade seine Auswertungsphase auf und ich fange an mit meiner neuen Entdeckungsphase. Mein Block liegt in einem Regal, aber ich werde nicht fündig. „Hast du mein-" Er zerknittert seinen Zettel und sieht mich an. „Was Siya?, was?" Ich stumme. „Es ist schwer mich zu-" Ich unterbreche ihn. „Alles gut ich erledige die Sachen einfach morgen", sage ich verständnisvoll jedoch im inneren unglaublich verletzt, weswegen ich mich im Nebenraum umziehe und er seufzt, seine Stirn reibt und nicht weiß was er wahrscheinlich gleich sagen will, wenn ich gehe. Er ruft meinen Namen, aber ich habe schon die Tür geschlossen.„Fuck!"
Tz.
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Ich esse und gehe ins Wohnzimmer, nachdem ich abgeräumt habe. Ich schaue Superstore und langweile mich. Als mich der Gedanke trifft schlafen gehen zu wollen, klopft es an meiner Haustür. Ich öffne die Tür und sehe Müde in Azmans Augen. Ich schaue ihn an und will die Tür zuknallen, aber er hält den Druck der Haustür mit seiner Hand auf, sodass er die Tür wieder öffnen kann. Ich gehe wieder ins Wohnzimmer und schaue meine Serie. „Wollen wir uns jetzt ignorieren?" „Lass mich einfach Azman." „Siya.." „Alles gut. Ich habe Verständnis, bin einfach nur zu dumm manchmal. Du konntest dich wegen meiner Anwesenheit nicht konzentrieren. Hätte nicht kommen sollen sondern einfach nur Verständnis haben sollen und nicht noch mehr tun." Azman sieht mich an und reibt sich seufzend die Stirn. Ich stehe auf und schaue leicht hoch. „Ich wollte was gutes tun, weil du wahrscheinlich dachtest ich sei sauer auf dich, dass du mich abblitzen lassen hast. Habe aber Verständnis. Ich habe es schlimmer gemacht. Also Sorry." Er sieht zu mir, etwas runter. „Es tut mir leid das ich dich vernachlässigt habe." „Es tut mir leid das ich Stimmungsschwankungen habe." Er versteht und sieht runter zu meinem Bauch. „Ist die Hose nicht zu eng für deinen jetzigen Fall?" Ich nicke. Wenn du nur wüsstest, dachte ich mir. Ich werfe meinen Kopf gegen seine Brust und atme tief ein und aus. Er streichelt meine Oberarme und küsst meine Stirn. Ich kriege eine Gänsehaut. „Sag mir das nächste mal einfach Bescheid, dann müsste ich mich nicht hübsch machen." „Tut mir leid Prinzessin." Als hätte man mich mit Schmetterlingen gefüttert, zieht sich mein Bauch wegen seiner Müden rauen Stimme zusammen. „Ist Okay."

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Winter in Berlin
RomanceAzman Kadever hat seinen Vater verloren - doch statt zu trauern, trägt er seine Wut nach außen. Für andere wirkt er gefährlich, unnahbar. Sein erstes Semester als Biologiestudent muss er wiederholen, zu viel hat er verpasst. Doch es ist nicht nur de...