Kapitel 13

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Mein Bruder ist raus und ist mit Azra nachhause gefahren. Er wollte mich sehen, doch ich wollte nicht, dass er mich so sieht. Ich bin mir sicher er macht sich sorgen um mich. Ich liege seit Wochen im Bett. Das letzte mal als ich rausgegangen bin war aufgrund einer Therapie Sitzung mit meiner Therapeutin. Das Gefühl von Bauchschmerzen, aufgrund des bedenkens das ich viele Vorlesungen verpasse belastet mich. Ich fühle mich so schwach, ich will nichtmal mehr aus dem Bett. Jemand klopft an meine Tür. Tante. „Kiza mîn (meine Tochter), du bist seid zwei Tagen in diesem Zimmer. Ich will das du etwas zu dir nimmst, du hast abgenommen, vorallem im Gesicht. Deine Hautfarbe ist sogar heller geworden. Machen wir uns einen schönen Tag an der Sonne. Du kannst nicht ewig hier hocken. Azman hat mich angerufen und nach dir gefragt, da du nicht an dein Handy gehst." „Ist er am Telefon?" „Ja.." Ich verdrehe leicht die Augen, da sie über abnehmen im Gesicht und meine Blasse Haut geredet hat, während er am Telefon ist. Hätte sie doch gestummt, aber sie kennt sich nicht mit IPhone aus. Ich schließe die Tür auf. Sie schaut mich sorgend an. Ich öffne meine Hand, damit sie mir ihr IPhone reicht, was sie tut. „Ich lerne jetzt", sage ich zu ihr, weswegen sie nickt und sich entfernt.

„Siya?"
„Ja."
„Warum gehst du nicht an dein Handy, ich habe mir sorgen gemacht."
„Ich brauchte Abstand von allen. Haben wir heute etwas wichtiges gemacht?"
„Um ehrlich zu sein Nein. Das übliche. Viele konnten sich nicht die Fachgebriffe merken, weswegen der Professor nochmal alles erklärt hat. Du kannst das ja alles." „Okay gut. Wie läuft es mit unserem Projekt? Konnten die Bakterien absterben?" „Das was wir seziert haben?" „Ja." „Nein. Leider noch nicht. Ich bin aber dabei nachzuforschen. Die Bakterien sind in der Haut wie Stein befestigt. Wenn du das mikroskopierst, wirst du verstehen was ich meine." „Okay." Es ist still. „Und sonst so?" „Samira hat nach dir gefragt."
„Weiß sie davon? Du hast ihr doch nichts gesagt oder?" „Nein." „Gut." „Wo ist dein Telefon?" Ich schaue mich um. „Um ehrlich zu sein Keine Ahnung. Ich habe es lange nicht mehr benutzt." „Lad es auf, ich habe dir die Lösungen geschickt." „Danke." Er schnalzt mit der Zunge. „Wann kommst du nach Berlin?" „Übermorgen. Also am Sonntag." „Ich hole dich ab." „Nein ich fahre mit der Bahn." „Hast du dir schon Tickets geholt?" „Nein. Dass mache ich immer am Automaten." „Brauchst du nicht, ich fahre
dich." Ich seufze und nicke dann. „Okay." „Gut. Wir sehen uns." „Ja. Bis dann."
Ich öffne die Tür und sehe meine Tante, die schnell ein Schritt von der Tür geht. „Hast du gelauscht?"
Sie schüttelt sofort ihren Kopf. „Tante!" „Bist du verrückt? Auf welche Gedanken kommst du?", fragt sie empört und reißt mir ihr Handy davon. Wow Okay. Trotzdem weiß ich, dass sie lügt. Arin ist genauso.

Nachdem ich mich geduscht habe,
höre ich ihre Stimme. „Zieh deine Schuhe an. Wir gehen jetzt spazieren. Das ist gesund." Ach wie ich sie liebe. Es ist Anfang Februar. Also ziehe ich mir einen Spaghetti-Träger mit einer schwarzen- fast grauen Jeans an. Da es kalt ist, ziehe ich dazu noch eine graue Strickjacke, mit Reißverschluss an. Meine welligen Locken föhne ich und lasse diese dann an meinen Schultern fallen. Ich habe wirklich abgenommen. Ich verspüre leichten Hunger. Als ich ins Esszimmer gehe, sehe ich Frühstück. Ich versuche zu schlucken, doch es klappt nicht. Es will nicht runter. Als würde mir meine Leber im Weg stehen und meinen Darm mithilfe meiner Rippen zerquetschen. Horror. „Du kaust seit drei Minuten auf deinem Brot rum, nun schluck es endlich." Ich kann nicht antworten, weswegen ich mein Bestes gebe, damit es nach unten geht. Endlich. Das war schwer. Ich lege mein Brot aufs Teller und tuhe Wasser in meinem Çay. Ich trinke meinen Çay eigentlich ohne Zucker, das mache ich immernoch so. Aber Tante hat mir zwei Zuckerwürfelchen eingemischt.

Als ich unsere Innenstadt betrete schaue ich mich um. Alles beim alten. Es ist Freitag, weswegen viele Schulkinder durch die Stadt lauern. „Ich habe gehört dieser Spielplatz, wo du immer mit Arin und Helin spaziert bist, soll im März wieder eröffnet sein." „Der Hamburger Dom?", frage ich sie schmunzelnd. „Nizanim. Wie auch immer", sagt sie, weshalb ich kurz grinse. „Da bin ich in Berlin und schreibe meine Zwischenprüfung Tante." „Was, aber du hast doch letztens eine Prüfung geschrieben." „Das war meine Semesterprüfung. Die war sehr sehr wichtig. So wäre ich niemals im zweiten Jahr." „Belastet dich dieses Studium nicht?" „Es ist antrengend aber es macht mir Spaß." „Das ist gut. Ich will das aus euch etwas wird." „Ich weiß." „Und Azman? Du wi hez dike?" Ich bin leise. Was soll ich darauf antworten? „Was heißt ob ich ihn mag..Ich verstehe mich mit ihm. Seine Schwester ist sehr nett, sie ist meine Freundin." LÜGE, außer das mit Samira. „Nicht mehr?" „Nicht mehr." Es verletzt mich, sie anlügen zu müssen. „Hast du denn vor zu heiraten?" „Willst du mich loswerden?" „Niemals mein Kind. Ich meine, fühlst du dich nicht allein?" „Doch schon, aber wer braucht dafür einen Ehemann?" „Das hast du schön gesagt", lacht sie, weswegen ich schmunzele. „Nimm ihn, bevor eine andere ihn dir ausspannt." Ich schaue meine Tante verwirrt an. Man kann sie nicht anlügen. „Aber ich kenne Azman doch nicht.." „Doch natürlich. Ich habt als Kinder immer verstecken gespielt und Steine über den See geworfen." Oh mein Gott was? Ich und Azman? Ich meine: Azman und ich?

Winter in BerlinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt