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Als die Sonne unterging, wurden mehrere Fackeln aufgestellt. Die Reisfeldarbeiter saßen an den Picknicktischen. Sie aßen, tranken und unterhielten sich. Vereinzelt rannten lachende Kinder an Sasuke und mir vorbei. Das friedliche Leben, welches sich vor uns abspielte, lag so nah, aber für uns so weit entfernt.

„Schön, das ihr euch Zeit genommen habt.", sprach uns eine ältere Frau an, die wir auch beim Lauschen im Hauptgebäude gesehen hatten. „Ich bin Tabitos Patenoma, Yoko. Wie ich gehört habe, seid ihr meinem Mann Kubo schon auf dem Berg begegnet."

Ich nickte zustimmend. „Ja, das haben wir. Das ist Sasuke und ich bin Y/N.", stellte ich uns kurz vor.

„Kommt! Setzt euch zu uns.", nahm Yoko uns auf und wir folgten ihr an einen Tisch in der Mitte des fröhlichen Geschehens. An den großen Tischen wurde viel gelacht und getrunken. Jemand trug weitere Teller mit Yakiniku und leckerem Gemüse vom Grill heran.

Das Knurren meines Magens ging bei der gesprächigen Menge unter. Sasuke der neben mir saß, konnte nun auch nicht länger abwarten und nahm sich eine gute Portion von dem gegrillten Fleisch auf einen Teller.

„Wo ist Tabito?", fragte ich die Patenoma, die sich uns gegenüber gesetzt hatte.

„Er ist mit Kubo am Grill. Sie werden später abgelöst.", erklärte sie mir und trank aus ihrem Glas, das sie anscheinend zuvor stehengelassen hatte.

Ich richtete mich mit meinem Oberkörper auf und schaute über die Köpfe hinweg, ehe ich Tabito lachend mit Kubo am Grill stehen sah. Die Flammen des Grills ließen die beiden Männer im hellen Licht erstrahlen.

Man konnte den Geruch des Essens bis hier hin riechen. Geschickt drehte Kubo das Fleisch um. Seine Ausstrahlung hatte sich in Tabitos Gegenwart verändert. Er gestikulierte stark mit seiner fülligen Gestalt und sprach voller Energie.

Tabito fiel dies gar nicht auf. Mit ungerader Haltung bemerkte er nicht einmal die Blicke der Mädchen, die ihn von einem nahe stehenden Tisch aus beobachten.

„Kubo und ich haben gemeinsam Tabito nach dem tragischen Tod seiner Eltern großgezogen.", erzählte Yoko und ich hörte gespannt zu. „Unser Dorf ist wie eine riesige Familie. Tabito hat sich schnell bei uns eingewöhnt. Dennoch bin ich froh, das er jemanden aus seinem Clan gefunden hat. Der Arme hatte es nicht einfach..."

Der Blick der Frau lag in die Ferne gerichtet und Erinnerungen spielten sich vor ihren Augen ab. Nachdem sie ihre eigene Abwesenheit bemerkte, lächelte sie Sasuke und mich an.

Yoko machte eine große Handbewegung.

„Das hier sind übrigens Kubos Freunde. Sie trinken etwas mehr als sie sollten, aber sie sind sehr freundlich und hilfsbereit. Vor allem Jun hier ist ein ganz Lieber.", erklärte Tabitos Patenoma und zeigte auf einen großgewachsenen Mann, der ein großes Bierfass vor sich stehen hatte und mich hölzern anlächelte. Seine kurzen Haare standen ihm verstrubbelt ab. Er nahm keinen großen Anteil bei den Gesprächen seiner Freunde. An seinen Augen konnte man jedoch erkennen, dass er froh war, hier zu sein. „Und das hier ist Naomi. Sie ist meine engste Freundin. Wir kennen uns schon seit der Grundschule."

„Wir sind unzertrennbar.", stimmte eine ebenso grauhaarige ältere Frau ihr zu. Sie lächelte mit ihren warmen dunkelbraunen Augen und prostete ihrer besten Freundin zu.

Ich stellte Sasuke und mich den Bewohner des Dorfes vor. Sasuke neigte hin und wieder seinen Kopf, um nicht unfreundlich zu wirken.

Plötzlich traten von hinten drei Kinder zu uns und tippten schüchtern auf Sasukes Schulter. Sasuke drehte sich steif um und blickte die Kinder aus seinen tiefschwarzen Augen an.

„Entschuldigen Sie. Wollen Sie mit uns spielen?", fragte der Mutigste von ihnen, während sich ein kleines Mädchen hinter ihm versteckte.

Sasuke zog seine Augenbrauen zusammen und verschreckte die Kinder unbewusst.

Ich stieß Sasuke mit meinem Ellenbogen an.

„Natürlich würde er gerne.", lächelte ich die Kinder lieb an.

Sasuke beugte sich zu mir rüber.

„Tue ich das?", flüsterte er mit tiefer Stimme und ich nickte, wobei ich die aufsteigende Wärme meiner Wangen ignorierte, die durch seine Nähe entstand.

„Nun mach schon.", zwang ich ihn aufzustehen und Sasuke verdrehte seine Augen.

Die Kinder umkreisten Sasuke. Der mutige Junge nahm instinktiv seine Hand und führte Sasuke zu den anderen Kindern. Ich konnte mir ein böses Lächeln nicht verkneifen und verspeiste eine weitere Überfüllung meines Tellers.

Mein Blick schweifte über die Menschen. Den Dorfbewohnern schien Sasukes und meine Präsens nichts auszumachen, obwohl wir gejagte Verbrecher waren. Ich traf nur Wenige, die mich ein wenig länger musterten, aber nichts sagten. Da sie nun wussten, dass mein Verbündeter und ich Tabitos Freunde waren, tolerierte uns jeder. Sie genossen ihr Leben und amüsierten sich prächtig auf dem Grillfest.

Ich stand auf und ging auf einen langen Buffetstand abseits der Picknicktische zu, um mir eine süße Nachspeise zu holen. Ein Erdbeerkuchen lockte mich direkt an und ich fragte mich, ob ich noch für einen Zweiten Platz hätte, weil ich vermutlich nicht nein sagen konnte.

Rechts von mir sah ich, wie Sasuke mit einer Gruppe von Kindern fangen spielte. Sasuke machte es den Kindern schwer und ließ sich kein einziges Mal fangen. Dennoch war es süß zu sehen, wie viel Mühe er sich dabei gab. Die Kinder waren völlig außer Atem, aber wollten einfach nicht aufgeben. Sasuke belächelte deren Ehrgeiz und wandte sich geschickt zwischen den Kindern umher.

„Gefällt dir das Fest?", erklang Tabitos Stimme, der wie aus dem Nichts neben mir aufgetaucht war. Ich schaute zu seinen grünen Augen auf. Seine Wangen schienen noch vom vielen Lachen und der Hitze des Grills zu glühen.

„Sehr!", antwortete ich überrascht. „Die Leute sind mir sympathisch. Also zumindest, die die mir Yoko vorgestellt hat. Und das Essen schmeckt unglaublich lecker!", schwärmte ich und er schmunzelte zufrieden.

„Das freut mich." Tabito schaute zum Erdbeerkuchen. „Den haben Yoko und Naomi gebacken. Das Rezept ist von meiner Mutter."

„Oh. Na dann muss ich ihn probieren.", sprach ich lachend, als hätte ich keine andere Wahl als ihn zu kosten und nahm mir gleich zwei Stücke.

„Wie hast du dir dein Shīsurū alleine antrainiert?", wollte ich nebenbei wissen.

„Ich bin im Besitz von Lehrbüchern der Augenkraft, was mir einiges leichter gemacht hat. Das Meiste habe ich mir selbst beigebracht. Yoko meinte, ich bin von Natur aus begabt und tatsächlich lerne ich auch schnell. Sie kannte meine Eltern und konnte mir zudem ein wenig beim Training helfen. Hast du nichts von deinen Eltern geerbt?"

„Nein. Ich bin auch ganz alleine aufgewachsen.", klärte ich Tabito auf, der mich weich ansah.

„Dann haben dich deine Eltern sicher weggeschickt, als sie im großen Kampf waren.", mutmaßte Tabito. „Auch ich war zum Zeitpunkt bei Yoko."

„Wahrscheinlich.", stimmte ich zu und ignorierte den Schmerz, der mich bei dem Gedanken durchzuckte.

„Ich bedauere, dass wir uns nicht früher getroffen haben.", sprach Tabito aufrichtig und sah mich offen an.

Bevor ich etwas erwähnen konnte, stieg mir ein allzu vertrautes Parfum in die Nase.

Eine Hand streifte unerwartet meinen unteren Rücken entlang und mich durchlief ein heißer Schauer.

Ich hielt für einen Moment überrascht die Luft an und blickte über meine Schulter, um Sasuke nachzusehen, der an uns vorbeigegangen war.

Für einen Wimpernschlag sah er zu mir zurück, aber es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, in der ich in seine geheimnisvollen Augen versank.

Sasuke ging dann weiter, als ob nichts geschehen wäre und ich holte tief Atem, in der Hoffnung mein lautes Herz zu beruhigen.

‚Musste er mich so aus der Fassung bringen?', dachte ich wieder beherrscht und hob meinen Blick zu Tabito, der Sasuke nachdenklich hinterher schaute.

SasukeXreader fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt