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Schweißgebadet wachte ich auf. Kopfschmerzen breiteten sich bei der Bewegung aus und ich stöhnte leise. Ich wollte meine Schläfe anfassen, doch mein Arm schien mitten auf dem Weg auf Widerstand zu treffen. Eine Metallhandschelle war an meinem linken Handgelenk gebunden und an einer Heizung befestigt worden. Ich registrierte erst jetzt die Umgebung und die Situation in der ich mich befand.

Ich lag halb unter einer Decke in einem mittelgroßen Zimmer auf dem Boden. Es war nachts, weshalb ich ihn erst später bemerkte.

Sai saß mit angewinkelten Bein und einem Buch in der Hand auf dem Fensterbrett. Seine Aufmerksamkeit lag schon auf mir, bevor ich ihn angeschaut hatte.

Bei seinem kalten Blick wurde mein Gesicht blass. Seine Augen sahen direkt in mein Innerstes und ließen mich völlig entblößt fühlen. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Und mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich war ihm hoffnungslos ausgeliefert und Sasuke war nicht in der Nähe um mir zu helfen.

Sai klappte mit einem Schlag das Buch zu und ich zuckte zusammen. Die kalte Luft die durch das offene Fenster wehte, ließ mich frösteln. Ich saß angespannt da, doch Sai sagte immer noch nichts und ich war zu nervös, um auch nur einen Ton aus mir herauszubringen. Die Stille wurde lauter. Sai endete endlich den Blickkontakt und schaute nach draußen in die Nacht. Der Mond schien auf ihn. Seine Augen sahen leicht verträumt, dennoch ernst aus.

Am Ende des Raumes registrierte ich noch einen Futon. Daneben eine ANBU-Maske, Schriftrollen, Kunais usw. Er war bestimmt gekommen, um mich an Konoha auszuliefern.

Wie lange war ich bewusstlos gewesen?

„Das du dich von Sasuke verführen lässt, hätte ich nicht von dir gedacht.", erklang nun doch Sai's Stimme.

Ich unterdrückte den Drang den Knutschfleck zu verdecken.

Mir konnte egal sein, was er von mir hielt.

Sai und ich kannten uns aus Konoha. Ich ging früher mit ihm auf die gleiche Schule, aber er war meistens in der ANBU-Ne-Einheit bei Danzou gewesen. Aus diesem Grund haben wir uns nicht oft gesehen. Er schien jetzt kälter, gefährlicher und trainierter zu sein.

„Du weißt sicher was das hier zu bedeuten hat?", sagte Sai, als ich nichts erwiderte. Ich ignorierte ihn weiterhin und wand meinen Blick ab. Warum sollte ich auch mit ihm reden?

Das stellte sich aber als schlechte Idee heraus. Denn Sai warf ein Kunai. Gezielt auf mein Gesicht. Ich wich zu spät aus und die scharfe Spitze streifte meine Wange. Etwas Blut quoll hervor und ich zischte. Sai kniete plötzlich vor mir und hob meinen Kopf grob an.

„Sieh mich nicht so geschockt an. Als wäre das nicht zu erwarten gewesen.", raunte er mir zu und ich kniff meine Augen hasserfüllt zusammen. „Antworte mir nächstes Mal lieber."

Ich nickte widerwillig und war kurz davor ihm eine reinzuhauen. Aber eine Hand reichte nicht, um sich danach zu verteidigen.

Seine dunklen Augen bohrten sich in meine und funkelten amüsiert. Er war sich meinem Nachteil bewusst und nutzte die Lage in der ich mich befand aus.

Meine Wut ließ sich schwer kontrollieren. Aus diesem Grund war ich froh, das er sich endlich von mir abwandte und ich keinen leichtsinnigen Fehler begann.

Aber er hatte zu meinem Vorteil einen begannen.

„Wir werden nicht lange hierbleiben. Wir brechen morgens auf. Diesmal werde ich dich nicht tragen.", stellte Sai klar und legte sich mit seinem Rücken auf seinen Futon am Ende des Raumes.

„Hm.", murmelte ich nur und wartete bis er seine Augen schloss.

Dann drehte ich mich mit meinem Oberkörper nach hinten und suchte nach dem Kunaimesser. Es steckte nicht weit von mir entfernt im Boden fest.

Die Spannung von vorhin blieb. Noch war nichts entschieden. Ich musste erst ein paar Stunden warten, bevor ich etwas unternehmen konnte. Sonst würde ich Sais Aufmerksamkeit geradezu auf mich ziehen. Außerdem bestand auch die Wahrscheinlichkeit, das er überhaupt nicht vorhatte zu schlafen.

Ich versuchte mich etwas zu entspannen und legte mich auch hin. Bei der Wendung raschelte jedoch das Metall der Handschelle an der Heizung. Ich musste nicht zu Sai schauen, um zu wissen, das er es hörte. Aber als ich ihn dann doch ansah, blieben seine Augen geschlossen.

Seltsam.

Dachte er ich hätte gegen ihn keine Chance? War er sich und seiner Fähigkeiten so sicher?

-

Mein Kopf war zu Sai gewandt, sodass ich ihn gut im Auge behalten konnte.

Meine Anspannung machte mich müde. Ich konnte die Zeit nicht mehr richtig einschätzen.

Wenn er mich erwischen würde, würde ich dann sofort sterben? Oder würde er mich erst foltern? So ging das schon seit langer Zeit nach meiner ungenauen Einschätzung. Ab einem gewissen Punkt, den ich als den richtigen Zeitpunkt sah, hatte ich keine Geduld mehr.

Ich schaute mehrmals zu Sai, um sicherzustellen, ob er schlief oder wenigstens seine Augen zu hatte. Dann streckte ich meinen rechten Arm so weit es ging aus, ohne die Handschellen zu bewegen.

Es war möglich, dass es sich um eine Falle handelte, aber etwas anderes blieb mir nicht übrig. Die Möglichkeit, das es auch keine war, bestand immerhin.

Meine Fingerspitzen berührten den Griff des Kunais. Ich kam nicht ganz ran und biss die Zähne zusammen. Ich bewegte vorsichtig meinen anderen Arm, um besser an das Messer heranzukommen.

Ganz leise hörte man die Handschelle. Mitten in der Aktion hielt ich inne und blickte schnell zu Sai. Er schien glücklicherweise nichts zu hören.

Mit einem stummen Gebet streckte ich mich ein letztes Mal und umschloss das Kunai mit meiner Hand. Ich nahm es raus und steckte es in der Seite meines BHs ein, wo eine Messerhalterung eingebracht war.

Ich legte mich in Zeitlupe an der selben Stelle wie davor hin. Mit einem letzten Blick auf Sai, schloss ich dann erleichtert meine Augen.

Obwohl ich weiterhin vorhatte auf der Hut zu bleiben, fiel ich nach der abfallenden Anspannung in einen tiefen Schlaf.

SasukeXreader fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt