number sixtytwo

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"Do you know I could break beneath the weight? Of the goodness, love, I still carry for you. That I'd walk so far just to take the injury of finally knowin' you" Unknown / Nth - Hozier

...

Es war mitten in der Nacht, als ich erwachte. Alles um mich herum war düster und kalt, einzig und allein Louis' Körper, der dicht an meinen gekuschelt lag, strahlte eine Wärme aus, die mein Frösteln unterdrückte. Mein Blick wanderte zum Fenster und ich wollte aufstehen, um es zu schließen, doch Louis' Griff hielt mich zurück. Seine Finger hatten sich fest in mein T-Shirt gekrallt und als ich meine Augen auf ihn richtete, sah ich, dass seine Wangen feucht im Licht des Mondes schimmerte.

"Lou?", flüsterte ich, noch immer völlig schlaftrunken und als sein Blick den meinen traf, bildete sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper.

"Es tut mir so leid..." Tränen liefen über seine Wangen.

Allmählich wurde ich immer wacher und mit einem Mal nahm ich wahr, wie nass meine Beine waren, dass meine Hose unangenehm daran klebte, dass auch die Bettdecke feucht zu sein schien. Erneut sah ich in Louis' Augen, doch er wich meinem Blick aus, löste seine Hände von meinem Shirt und vergrub sein Gesicht darin, ehe er begann, heftiger zu weinen. Ich musste ihn nicht fragen, was passiert war, denn der Geruch, der nun in meine Nase drang, machte es unmissverständlich.

"Es tut mir so leid...", wiederholte er immer und immer wieder.

"Hör auf", bat ich. Ich legte meine Hände auf seine und nahm sie von seinem Gesicht. Er schaffte es nicht, mir länger als zwei Sekunden in die Augen zu sehen. Und auch, wenn der Geruch und das nasse Gefühl meiner Klamotten alles andere als angenehm waren, nahm ich mir die Zeit, ihm über die Wangen zu streichen und ihm irgendwie das Gefühl von Komfort zu übermitteln.

Dann setzte ich mich auf und während Louis es mir gleich tat, schlug ich die Decke zurück und kletterte aus dem Bett. Louis rutschte an die Kante und wollte gerade den Rollstuhl zu sich ziehen, als ich ihn stoppte. "Er wird nur dreckig werden." Ich ging ein wenig in die Knie, um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein. "Leg deinen Arm um meine Schultern."

"Haz..." Zum ersten Mal in dieser Nacht sah er mir wirklich in die Augen. "Ich bin zu schwer für dich."

"Ich bin stark."

Meine Worte zauberten ihm ein minimales Lächeln auf die Lippen. "Ich weiß."

Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und dann über die Wangen, ehe er seine Arme um meinen Hals legte und ich ihm unter die Kniekehlen fasste, ehe ich ihn vorsichtig auf meinen Arm hob und mich aufrichtete. Ja, er war schwer, schließlich war er ein wenig größer als ich, doch ich erschrak ein wenig, denn er war nicht so schwer, wie ich es mir vorgestellt hatte, nicht so schwer, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Früher hatte ich aus Spaß manchmal versucht, ihn hochzuheben und verglichen mit damals war sein Gewicht beängstigend gesunken.

Ich war weniger muskulös, als Louis. Schließlich hatte ich in meinem Leben noch nie ein Fitnessstudio von innen gesehen, sondern meine Zeit immer lieber mit malen oder lesen verbracht und so hatte ich meine Schwierigkeiten, ihn vom Schlafzimmer zum Badezimmer zu transportieren. Doch die Willenskraft, ihn nicht fallen zu lassen, gab mir genug Stärke.

"Es tut mir so unfassbar leid", wiederholte er erneut, als ich ihn auf dem Rand der Badewanne absetzte und als ich das Deckenlicht einschaltete, nahm ich erst wahr, wie gerötet seine Augen und wie fleckig seine Wangen waren.

"Es ist kein Weltuntergang", versuchte ich, ihn zu beruhigen, während ich mir mein Shirt über den Kopf zog. "Und nichts, wofür du dich schämen musst. Vor allem nicht vor mir."

Only For The Brave - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt