number twentynine

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"I guess I'm prone to overthinking. One thing goes wrong and I can't adjust" Hunger - Harry Styles

...

"Das verstehe ich nicht."

Ich seufzte. "Es ist eigentlich gar nicht so kompliziert. An... an manchen Tagen, da bin ich eben ein Junge, an manchen ein Mädchen und an manchen nichts von beidem."

"Und wie merkst du das?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Es ist so ein Gefühlsding."

Meine Mum nickte langsam. "Aber du weißt, dass du kein Mädchen sein musst, um einen Rock oder ein Kleid tragen zu können?"

"Ja, das weiß ich, ich... wie gesagt es ist ein Gefühlsding. Und wenn ich fühle, dass ich ein Mädchen bin, dann hat das weniger mit meinem Äußeren und vielmehr mit meinem Inneren zu tun. Oder mit der Kombi aus beidem."

Es entstand eine Pause zwischen uns, in der keiner etwas sagte, bis meine Mum irgendwann wieder das Wort ergriff. "Bist du mir böse, wenn ich das alles nicht gleich verstehe?"

"Du musst es nicht verstehen. Ich möchte bloß, dass du mich akzeptierst und..." Ich senkte den Blick auf den Teller mit den Nudeln vor mir. "Und mich immer noch lieb hast."

"Oh Schatz..." Ihre Hand legte sich auf meine und ich traute mich, sie wieder anzusehen. Ein liebevolles Lächeln lag auf ihren Lippen. "Natürlich habe ich dich noch lieb. Ich werde dich immer lieb haben."

"Dad hat mich nicht mehr lieb..."

"Natürlich hat er das. Er hat bloß Schwierigkeiten mit all dem umzugehen. Guck mal, er ist ganz anders aufgewachsen, als du und Gemma. Du weißt doch, wie deine Großmutter ist und dass Glaube und Kirche und all das im Leben deines Vaters immerzu eine große Rolle gespielt hat. Es ist für ihn einfach Neuland und er braucht ein bisschen länger, um sich darauf einzulassen, aber irgendwann könnt ihr zwei sicher darüber reden."

"Ich glaube kaum." Tränen stiegen mir in die Augen. "Du warst doch dabei. Du hast doch mitbekommen, wie er mich angesehen hat. Er hasst mich, Mum. Er hasst mich..."

"Er hasst dich doch nicht."

"Doch." Meine Stimme erstickte und eine einzelne Träne lief über meine Wange. Sofort stand meine Mum auf und kam zu mir, um mich in den Arm zu nehmen. Jetzt ließ ich den Tränen freien Lauf, ließ alles raus, was sich die letzte Woche angestaut hatte. All meine Wut, all meine Enttäuschung und all meinen Frust. Und sie hielt mich fest in ihren Armen, gab mir den Trost und die Liebe, die ich gerade brauchte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es endlich, mich zu fangen und fand meine Stimme wieder. "Wo ist Dad eigentlich?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich habe ihm gesagt, er soll gehen. Ich weiß nicht wo er ist oder wann er wieder kommt." Jetzt glänzten auch ihre Augen verdächtig, doch sie lächelte mich an und strich mir über die Wange. "Niemand darf mein Baby so sehr anschreien."

Auch ich musste jetzt lächeln. "Danke..."

"Bleibst du denn jetzt Zuhause? Kommst du zurück?"

Ich nickte. "Ich denke schon, ja."

"Dann wird dein Louis dich sicherlich vermissen, nicht wahr?"

Ich spürte, wie ich errötete. "Mum..."

Jetzt lachte sie, ehe sie wieder ein wenig ernster wurde. "Hast du Lust, ihn zu fragen, ob er am Freitag zum Essen vorbei kommen möchte? Ich würde ihn wirklich gerne kennen lernen."

"Ich weiß nicht... Was, wenn du ihn doof findest?"

"Solange er dich glücklich macht finde ich ihn ganz bestimmt nicht doof. Weiß er denn Bescheid?"

Only For The Brave - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt