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"Imagine being loved by me" Talk - Hozier

...

Als ich an diesem Morgen aufwachte, fand ich mich in Louis' Armen wieder. Bis eben hatte ich gedacht, ich hätte das alles nur geträumt, doch seine Finger, die ganz leicht über die nackte Haut an meiner Taille strichen, bewiesen mir, dass es wirklich passiert war. Mein ganzer Körper kribbelte und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich schloss die Augen wieder und genoss noch eine Weile die Berührungen, mit denen er mich liebkoste. Diese Berührungen hatte ich so sehr vermisst, ihn hatte ich so sehr vermisst. Ob ihm bewusst war, wie sehr ich ihn vermisst hatte?

Auf einmal musste ich gähnen und verriet damit, dass ich wach war. Sofort brach er seine liebevollen Streicheleinheiten ab und räusperte sich leise, als ich mich auf den Bauch drehte und mich einmal ausgiebig streckte. Anschließend rollte ich mich auf die Seite, damit ich ihn ansehen konnte. Seine blauen Augen musterten mich und einen Moment lang starrten wir uns einfach nur an, ehe ich die Stille schließlich durchbrach.

"Wie hast du geschlafen?"

"Gut." Unsicherheit lag in seinem Blick. Er biss sich auf die Unterlippe und löste sich von unserem Blickkontakt. "Bereust du, was passiert ist? Zwischen uns meine ich... letzte Nacht."

"Nein, wieso sollte ich?"

Louis antwortete nichts auf meine Worte, sondern starrte mich bloß weiterhin an. Seine Augen sahen dabei immer zwischen meinen hin und her und in mir machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Was, wenn er es bereute? Was, wenn er nichts mehr für mich fühlte? Wenn er mich nicht in seinem Leben haben wollte?

"Worüber denkst du nach?", fragte ich, nicht sicher, ob ich seine Antwort überhaupt hören wollte. Doch wir mussten darüber reden. Lieber früher als später.

Die gesamte Hoffnung, die sich die letzten Stunden in mir aufgebaut hatte, begann zu bröckeln. Es fühlte sich beinahe so an, als würde jemand mir den Boden unter den Füßen wegziehen und versuchen, mich zum Einbrechen zu bringen. Louis schwieg noch immer und ich fragte mich, ob ich überhaupt eine Antwort erhalten würde. So hatte es vor einem dreiviertel Jahr auch angefangen. Anfangs hatte er mir noch geantwortet, dann irgendwann nicht mehr und schließlich hatte er aufgehört, mir zuzuhören. Wieso bekam ich das Gefühl, dass sich all das wiederholen würde? Was, wenn sich nichts zwischen uns geändert hatte?

"Ich habe Angst", flüsterte er plötzlich und sah mir tief in die Augen.

"Angst wovor?"

"Dir wehzutun. Mir wehzutun. Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich war und ich habe Angst, dass du das unterschätzt. Ich habe Angst, dass du es doch irgendwann bereust... Was, wenn ich wieder abstürze und dich mit mir ziehe? Ich könnte es nicht ertragen, wenn du meinetwegen... Ich hab das mit uns damals kaputt gemacht. Was, wenn das wieder passiert? Wenn ich..."

"Und wenn nicht?"

"Ich habe Angst. Ich habe solche Angst, Haz. Ständig muss ich an dich denken und wenn du mich berührst, dann... alles kribbelt, mein Herz rast und wenn du mich küsst, dann... fuck..." Er rollte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme im Nacken und starrte an die Decke. "Aber mein Kopf sagt mir, dass das nicht geht, dass ich... ich bin nicht gut genug für jemanden. Schon gar nicht für dich. Ich bin zwar in Behandlung, aber wenn ich rückfällig werde und..." Er brach ab.

"Ich lasse dich nicht abstürzen, Lou. Und ich weiß, dass ich dir keine Flügel geben kann, aber ich werde da sein und dich auffangen."

"Wer sagt dir, dass du das kannst?"

"Mein Ego."

Meine Worte brachten Louis zum Lächeln und allein diese Tatsache ließ mein Herz höher schlagen. Ich hatte aufgegeben gehabt, davon zu träumen, ihn jemals wieder zum Lächeln bringen zu können. Doch jetzt tat er es. Und es war allein meine Schuld.

Only For The Brave - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt