"Of all the dreams I'm chasing, there's only one I choose" Pointless - Lewis Capaldi
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Die nächsten Wochen war Louis lammfromm, total lieb und ständig rücksichtsvoll, er kochte fast jeden Tag, wenn ich von der Arbeit zurückkam, wusch die Wäsche, bügelte sie, putzte die Fenster, renovierte alles in unserer Wohnung, was ihn irgendwie schief anguckte. Seine Therapiestunden hatte er erhöht, ging jetzt anstelle von einmal die Woche gleich drei Mal dorthin und schrieb jeden Tag in sein Tagebuch, von dem er sonst immer nur geflucht und betont hatte, wie bescheuert und sinnlos es war. Und wenn er irgendwann mal doch nichts zu tun hatte, ging er mit Clifford raus, an manchen Tagen sogar sechs Mal, nur um irgendetwas sinnvolles zu tun. Seine Spaziergänge mit Clifford waren die einzigen Male, die er vor unsere Wohnungstür trat. Er wollte nicht ins Queer gehen, wollte sich nicht mit Josh oder Jan treffen, weil er Angst hatte, sich nicht im Griff zu haben. Einerseits fand ich es sehr rücksichtsvoll und reflektiert, andererseits hatte ich zunehmend das Gefühl, er ging zu streng mit sich ins Gericht. Ja, er hatte einen Fehler gemacht und nichts könnte das gut machen oder in irgendeiner Weise entschuldigen, aber hieß das, dass er sich nun sein Leben lang mit totaler Isolation bestrafen müsste und niemals wieder unter Menschen treten könnte? Nicht einmal bei mir traute er sich so richtig, körperliche Nähe zuzulassen. Er hielt mich nachts nicht mehr im Arm, er küsste mich nicht mehr aus freien Stücken und wenn ich zur Abwechslung doch mal für uns kochte, kuschelte er sich nicht wie früher an mich und verwöhnte mich mit Streicheleinheiten und Küsschen. Allerdings war ich froh, dass er es zumindest zuließ, wenn ich auf ihn zu ging, wenn ich ihn in den Arm nahm oder ihn küsste, mich an ihn kuschelte. Hoffentlich könnte die offene Psychiatrie, in die er ab nächster Woche fünf Tage die Woche ging, ihm dabei helfen, seine Schuldgefühle etwas zu reduzieren und sich selbst wieder besser in den Griff zu bekommen.
Auch, als ich heute von meiner Schicht im Kino zurück kam, war er gerade dabei, unser Abendessen zu kochen. Dadurch, dass er in letzter Zeit eigentlich immer kochte, war er deutlich besser darin geworden, doch die traurige Atmosphäre, die ihn rund um die Uhr umgab, verhinderte, dass er sich darüber freuen konnte.
"Hey, du", begrüßte ich ihn, als ich meine Schuhe im Flur ausgezogen hatte und zu ihm in die Küche trat.
"Hi", murmelte er und drehte sich zu mir um, schenkte mir ein minimales Lächeln und fragte mich, wie meine Schicht gewesen war.
"Gut", antwortete ich und legte meine Hände an seine Wangen, hauchte einen kurzen Begrüßungskuss auf seine Lippen und lehnte mich dann mit dem Rücken gegen die Küchentheke. "Aber ich schwitze wie Sau, wirklich. Also im Kino war es dank der Klimaanlage auszuhalten aber die paar Meter eben vom Auto bis hierher haben mich echt gekillt. Von wegen, die Temperaturen steigen abends ab, nichts da."
"Ja, es ist wirklich warm heute", stimmte er zu. "Ich hab schon überall die Fenster und Türen aufgemacht, damit wir ein bisschen Durchzug haben, aber das bringt auch nur bedingt etwas. Clifford wollte vorhin gar nicht vor die Tür, war ihm viel zu sonnig."
Mein Blick fiel auf die Hündin, die hechelnd in ihrem Körbchen lag und bereits ihr ganzes Wasser ausgetrunken hatte. Ich ging zu ihm hinüber, nahm den Napf, wusch ihn aus und stellte ihn ihr frisch aufgefüllt wieder vor die Pfötchen. Dann ging ich zurück zu Louis, der sich wieder dem Herd gewidmet hatte und legte meine Arme von hinten um seinen nackten Oberkörper, drückte ihm einen Kuss auf den Rücken und legte mein Kinn anschließend auf seiner Schulter ab. "Wie lange brauchst du noch?", fragte ich und lugte auf das Gemüse in der Pfanne. "Schaffe ich es noch eben kalt zu duschen?"
"Lass dir ruhig Zeit, ich kann es warm halten."
"Danke." Ich küsste seine Wange. "Ich liebe dich."
Jetzt drehte er den Kopf ein wenig zu mir und lächelte. "Ich liebe dich auch."
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Only For The Brave - Larry Stylinson
Fanfiction"Warum glaubst du, dass etwas mit dir nicht in Ordnung wäre?" "Ich weiß nicht... an manchen Tagen, da denke ich, ich wäre ein Junge und manchmal denke ich, ich wäre ein Mädchen und manchmal da wäre ich gerne beides oder gar nichts oder irgendetwas g...