number seventyfive

475 58 14
                                    

"Can't change the weather, might not be forever, but if it's forever, it's even better" BIRDS OF A FEATHER - Billie Eilish

...

"Siehst du das?", fragte der Physiotherapeut mich, als Louis vor uns auf einer Linie zum anderen Ende des Raums ging. "Er zieht das rechte Bein nach. Das liegt nicht an der Lähmung, sondern daran, dass seine Hüfte bei dem Unfall beschädigt wurde und das bei der Operation nicht berücksichtigt wurde, weil dort im Fokus stand, sein Leben zu retten. Er könnte, wenn er wollte eine neue Operation durchführen lassen, aber das Risiko, dabei eine erneute Lähmung auszulösen, ist sehr hoch. Und dieses Mal wäre es nicht temporär."

"Und das möchte ich nicht", fiel Louis in unsere Unterhaltung ein. "Ich möchte mich nicht noch einmal so fühlen."

Ich dachte zurück an die Zeit nach seinem Unfall. Daran, wie die Lust am Leben immer mehr aus seinen Augen gewichen war. Daran, wie seine Sätze immer kürzer geworden waren. Seine Antworten knapper.

"Ich weiß." Ich schenkte ihm ein Lächeln. "Das ist deine Entscheidung, Lou." Dann wandte ich mich zurück an den Dr. "Ist es möglich, dass Louis wieder Fußball spielt? Irgendwann?"

Mittlerweile waren es drei Abende gewesen, an denen ich ihn völlig aufgelöst auf der Couch gefunden hatte. Er hatte geweint. Die Tränen waren in Strömen über seine Wangen gelaufen, während er immer wieder gesagt hatte, dass er niemals wieder spielen könnte. Es hatte mir das Herz gebrochen, ihn so zu sehen. Es brach mir noch immer das Herz.

"Ja, ganz bestimmt", lächelte mein Gegenüber. "Das ist überhaupt kein Problem. Inzwischen kann er ja sogar fast schon komplett ohne Krücken gehen. Die Lähmung sollte sich in ein bis zwei Monaten beinahe vollständig erledigt haben und danach kann er sicher wieder herum kicken."

"Ich will nicht herum kicken", brummte Louis und ging erneut eine Runde auf der Linie. "Ich will Spiele gewinnen. Ich war einer der besten in meiner Mannschaft. Ich möchte wieder mit meinen Leuten spielen können."

"Herr Tomlinson..." Der Physiotherapeut schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Ich denke, wenn Sie so viel von sich erwarten, frustriert Sie das nur. Gehen Sie für den Anfang mit ihrem Freund in den Park und spielen sie dort ein bisschen. Finden sie Ihre Freude am Sport wieder. Dann sind sie in ein paar Jahren sicherlich auch in der Lage, an Wettkämpfen teilzunehmen."

"In ein paar Jahren? Und wofür mache ich die ganze Physioscheiße hier dann?"

"Louis." Ich griff nach seinem Arm, um ihn zu besänftigen. "Guck mal wie weit du schon gekommen bist, du machst große Fortschritte. Lass uns klein anfangen und dann gucken wir, wie es sich entwickelt, Deal?"

In seinen Augen sah ich, dass ihn das Ganze noch immer aufwühlte, doch er riss sich am Riemen und schien wieder Kontrolle über sich zurück zu erlangen. Er entschuldigte sich beim Dr. für seinen schroffen Ton und versicherte, dass er seine Arbeit wertschätzte und dankbar war, für das, was er schon geschafft hatte. Ich schenkte ihm ein Lächeln und drückte noch einmal seinen Arm, ehe wir uns verabschiedeten und auf den Heimweg machten.

...

Ich schlang meine Arme von hinten um Louis, als er gerade dabei war, Essen zu machen. Mein Gesicht drückte ich zwischen seine Schulterblätter, während ich mit den Händen über seine Brust strich. Er war ganz warm. "Ich lieb dich so", brummte ich leise und küsste seinen Nacken. Ich lugte über seine Schulter und musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu lachen, als ich sah, dass er das Gemüse schon wieder verkohlt hatte. "Aber das mit dem Kochen üben wir noch, ja?"

"Das kann man abkratzen." Er fischte ein Stück Paprika aus der Pfanne und demonstrierte mir mithilfe eines Küchenmessers, dass er sie von dem schwarzen Rand befreien konnte, ehe er sie mir hinhielt. "Das sind Röstaromen", erklärte er und schob mir das rote Gemüse in den Mund, als ich ihn öffnete. Er hob die Augenbrauen. "Und?"

Only For The Brave - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt