Only For The Brave - Larry Stylinson

number seventythree

"Lay down a list of what is wrong, the things you've told him all along and pray to God he hears you" How to Save a Life - The Fray

...

TW: Selbstverletzung

...

"Babe, du brauchst eine Pause..." Louis stellte mir eine Tasse Tee vor die Nase. Dann legte er seine Hände von hinten auf meine Schultern und begann, sie zu massieren. "Wann warst du gestern eigentlich im Bett? Ich hab gar nicht mehr mitbekommen, wie du schlafen gegangen bist."

"Ich hab nicht geschlafen."

"Haz..." Er lachte leise und legte seine Arme um meinen Hals, drückte mir einen Kuss auf den Hinterkopf. "Mach bitte eine Pause. Wenn du mir hier umkippst, kann ich dich nicht ins Bett tragen."

"Aber heute Abend ist Abgabefrist", seufzte ich und klebte das nächste Foto auf meine Collage. "Wenn ich mich jetzt ausruhe, schaffe ich das nicht. Ich muss auch noch den Text schreiben, das alles einscannen und hochladen und-"

Ich brach ab, als er plötzlich meinen Hals küsste und mit seinen Händen über meinen Oberkörper fuhr. Von einem Moment auf den anderen verdreifachte sich mein Herzschlag. Ich schloss die Augen. "Mach eine Pause...", wiederholte er seine Bitte, beugte sich über mich und gab mir einen Spiderman-Kuss, der uns beide zum Lachen brachte, weil es dann doch nicht ganz so einfach war, wie es in den Filmen aussah.

Ich lehnte mich mit dem Hinterkopf gegen seine Brust und schloss die Augen. Er hatte recht. Meine Schultern taten weh, mein Rücken, meine Beine, meine Arme... Meine Augen brannten, die Lider waren schwer. Und ich hatte Kopfschmerzen.

"Was hältst du davon, wenn du dich ein bisschen ins Bett legst und ich mache uns beiden in der Zwischenzeit Frühstück?"

Ich legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. "Und du meinst, das bekommst du hin, ja?"

"Danke für dein Vertrauen, love."

Ich grinste. "Ich liebe dich."

Er schüttelte lachend den Kopf und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. "Ich liebe dich."

Ein paar Fotos klebte ich trotzdem noch auf, bis Louis mich förmlich ins Bett zerrte. Nach drei Minuten schlief ich ein und wachte erst wieder auf, als er mich liebevoll an der Schulter rüttelte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass er mich ganze zwei Stunden hatte schlafen lassen. Wie sollte ich denn jetzt meine Deadline einhalten? Warum hatte er mich nicht vorher geweckt? Er wusste doch, dass ich unter Zeitdruck stand.

Ich robbte aus dem Bett und setzte mich zurück an den Tisch, um mit meiner Collage fortzufahren. Louis stellte mir ein Sandwich und eine neue Tasse Tee vor die Nase und setzte sich neben mich. "Kann ich irgendwie helfen?"

"Du könntest mich das nächste Mal früher wecken."

"Du bist völlig erschöpft, Haz, du hast seid zwei Tagen kaum geschlafen. Bist du jetzt ernsthaft sauer, weil ich dich hab ausruhen lassen?"

"Nein..." Seufzend ließ ich meine Stirn gegen seine Brust fallen. "Ich bin nicht sauer, tut mir leid. Ich bin bloß gestresst."

Er fuhr mir durch die Haare und drückte einen Kuss darauf. "Ich weiß... Also, wie kann ich dir helfen?"

Ich gab ihm ein paar Fotos. "Du kannst die hier ausschneiden." Ich erklärte ihm genau, wie er sie ausschneiden sollte, während ich weiter an meiner Zeichnung arbeitete. Seid dem CSD vor drei Tagen arbeitete ich ununterbrochen an diesem Kunstwerk. Es war eine Collage, auf der im Hintergrund eine Zeichnung vom Stonewall-Inn war, davor und darum herum lauter ausgeschnittene Fotos vom CSD, von den Menschen, von den vielen Schildern und außerdem noch Ausschnitte, die ich in alten Zeitungen gefunden hatte, die sich mit der Diskriminierung von queeren Menschen befassten.