number seventyone

421 66 16
                                    

Als ich heute in Louis' Wohnung kam, hatte ich ein komisches Gefühl. Er war heute Morgen beim Frühstück so abwesend gewesen, so weit weg, so sehr versunken in seinem eigenen Kopf. In seinen Gedanken. In seiner Welt.

Ich schloss die Tür auf und zog meine Vans aus, stellte sie ins Schuhregal und hing meine Jacke an die Garderobe, ehe ich meine Tasche auf dem Boden abstellte. Von Louis war weit und breit keine Spur, normalerweise hörte er am Schlüssel im Schloss, wenn ich kam. Ich rief seinen Namen, falls er es möglicherweise doch überhört hatte, doch ich erhielt keine Antwort. Mein Herz wurde mit einem Mal furchtbar schwer und ich ging zu seiner Zimmertür und klopfte dagegen. Mein schlechtes Gefühl bestätigte sich, als ich eintrat: Er lag in seinem Bett, Clifford zu seinen Füßen. Er schlief nicht, seine trüben traurigen Augen sahen direkt in meine.

Ich schloss die Tür hinter mir und kniete mich vor sein Bett, legte meine Hand an seine Wange und strich liebevoll darüber. Ich musste ihn nicht fragen, ob er das Bett heute schon verlassen hatte, denn ich kannte die Antwort.

"Ich liebe dich", flüsterte ich ihm zu und lehnte mich vor, um seine Wange zu küssen. Sein Blick glitt zwischen meinen Augen hin und her, er setzte an, etwas zu sagen, doch dann schwieg er doch, während sich seine Augen mit Tränen füllte. "Shh...", machte ich kaum hörbar. "Ich sage das nicht, weil ich möchte, dass du es erwiderst. Ich sage es, weil ich möchte, dass du es weißt."

"Es tut mir leid..." Seine Unterlippe begann, zu zittern.

"Shh...", wiederholte ich, knöpfte mein Hemd auf und zog es aus, ehe ich zu ihm unter die Bettdecke krabbelte und ihn in meine Arme schloss. Sofort begann er, zu weinen und ich zog seinen Körper enger an meinen, während ich ihm immer wieder zuflüsterte, wie sehr ich ihn liebte.

Es brach mich, ihn so zu sehen. Es brach mich, zu spüren, wie sehr sein Körper vor lauter Schluchzen bebte. Es brach mich, wie fest er seine Finger in meine Haut krallte, als würde es ihn davor retten, zu fallen. Und es brach mich, seine feuchten Tränen an meinem Hals zu fühlen. Doch am meisten brach es mich, zu wissen, dass Louis diesen Schmerz für den Rest seines Lebens in sich tragen würde. Und dass ich nichts dagegen tun konnte.

"Haz?"

"Lou?"

"Ich möchte alleine sein."

"Okay."

"Es tut mir leid..."

"Nicht", bat ich und küsste seine Wange, ehe ich meinen Griff um ihn lockerte und aufstand. Bevor ich den Raum verließ, öffnete ich das Fenster und sammelte die Klamotten ein, die Louis überall auf dem Boden hatte liegen lassen. Auch den Müll, der aus leeren Zigarettenschachteln und Chipstüten bestand, klemmte ich mir unter den Arm und drehte mich dann noch einmal zu ihm um. "Meldest du dich, wenn du etwas brauchst?"

"Kannst du vielleicht... mit Cliff raus...?"

"Natürlich."

"Sorry..."

"Lou." Ich lächelte. "Es ist okay."

"Okay..."

"Cliffi!", rief ich und klopfte mir auf die Oberschenkel, woraufhin der Hund den Kopf in meine Richtung drehte. "Na komm her, spazieren gehen!"

Jetzt bellte er einmal und stand auf, streckte sich ausgiebig und hüpfte dann vom Bett, kam mit wedelndem Schwanz auf mich zu gelaufen. Ich wuschelte xem durch das Fell und schloss dann die Tür hinter uns. Ich schmiss den Müll in den Mülleimer und die dreckigen Klamotten in den Wäschesack im Badezimmer, ehe ich mir Schuhe und Jacke wieder anzog und Cliffords Leine vom Haken an der Wand nahm.

Draußen war es heute recht warm und die Luft roch nach Frühling. Die Sonne stand bereits tief am Himmel und deshalb beschloss ich, die kurze Runde um den See zu drehen, weil ich ungerne im Dunkel draußen unterwegs war.

Only For The Brave - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt