number twentythree

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"Baby, I'm crazy 'bout you and I would be lyin' if I said that I could live this life without you" In Case You Didn't Know - Brett Young

...

Als ich die Tür öffnete, kam mir kein erwartetes Donnerwetter entgegen, sondern meine völlig aufgelöste Mutter, die mich fest in die Arme schloss.

"Mum", stieß ich erschrocken aus und umarmte sie ebenfalls. "Ist alles okay? Was ist los? Ist etwas passiert?"

"Nein, ich..." Sie löste sich wieder von mir und zwang sich zu einem Lächeln. "Ich bin nur froh, dass es dir gut geht. Ich hab mir solche Sorgen gemacht, dir könnte vielleicht etwas passiert sein."

"Ich hab dir doch gesagt, dass ich bloß zu Louis fahre und... und ich hab vorhin mit Dad telefoniert, hat er nichts gesagt?"

"Doch, doch, aber... Harry, ich kenne diesen Louis nicht, du hast mir nichts über ihn erzählt, ich weiß nicht mal, wo er wohnt und wenn du jetzt auf dem Rückweg mit dem Fahrrad ausgerutscht wärst und-"

"Hey..." Ich schloss sie erneut in meine Arme. "Es ist alles okay, es geht mir gut." Ich schluckte, denn jetzt erst realisierte ich, dass sie sich wirklich Sorgen gemacht haben musste. "Es tut mir leid, es tut mir wirklich leid..."

Sie nickte und löste sich von mir. "Hast du vielleicht Lust, mit mir einen Film zu gucken? So wie früher? Und dann erzählst du mir alles über diesen Louis?"

Ich lächelte. "Gerne."

Als wir ins Wohnzimmer gingen, fiel mir auf, wie merkwürdig still es im Haus war. War Gemma schon gegangen ohne sich von mir zu verabschieden? Ein merkwürdiges Gefühl legte sich über mich und meine Augen begannen, zu brennen. Ich schluckte es hinunter, versuchte, es zu überspielen. "Wo ist Dad?"

Meine Mum schüttelte bloß mit dem Kopf. "Ich weiß es nicht. Es ist vorhin weggefahren. Er hat nicht gesagt, wann er wieder kommt."

Jetzt erst bemerkte ich, wie fertig sie aussah. Unter ihren Augen waren dunkle Ringe, ihre Haare sahen fettig und ungewaschen aus und ihre Körperhaltung war eingefallen.

"Ist alles okay mit Dad und dir?"

"Lass uns den Film gucken, ja Harry?"

Mit so etwas hatte ich gerechnet... Doch ich beschloss, nicht weiter nachzuhaken und mich stattdessen darüber zu freuen, dass meine Mum bereit war, mir zu verzeihen und nicht den Eindruck machte, als würde sie mich zu einer weiteren Woche Hausarrest verdonnern.

...

Am nächsten Morgen holte mich Zayn wie jeden Tag Zuhause ab, wir sammelten Chelsea und Eleanor ein und fuhren gemeinsam zur Schule.

Heute hatte ich sechs Versuche gebraucht, bis ich mit meinem Outfit zufrieden gewesen war und trotzdem war ich es nicht, als ich mich nach der vierten Stunden im Spiegel der Herrentoilette begutachtete.

"Alles okay?"

Ich zuckte zusammen und blickte neben mich. Emrah. Er schenkte mir ein Lächeln und nickte in Richtung Wasserhahn. "Ich mein nur, weil der läuft und du ihn nicht benutzt."

"Ohja, danke", nuschelte ich peinlich berührt. Ich spürte, wie sich meine Wangen röteten, als ich meine Hände unter das kalte Wasser hielt und mir die Seife abspülte. Mein Blick glitt zu Emrah. Er lehnte sich in Richtung Spiegel und fuhr seine Lippen mit einem knallroten Lippenstift nach.

Ich war verwirrt. Wenn er trans war und ein Junge, warum schminkte er sich dann? Warum trug er Röcke? Wäre ich in seiner Position würde ich doch alles tun, um möglichst nicht mit Mädchensachen assoziiert zu werden, oder nicht? Aber ich hatte nicht den Mut, ihn zu fragen. Ich wollte nicht in irgendein Fettnäpfchen treten und ihn verletzen. Denn ich hatte nichts dagegen, nicht im geringsten. Und ich wollte nicht, dass er den Eindruck gewann, ich hätte es. Ich wunderte mich bloß.

Only For The Brave - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt