Im Visier

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Sie kam auf mich zu und deutete auf meinen Block. Scheinbar wollte sie etwas aufschreiben, also gab ich ihn ihr und meinen Stift.
Sie zeichnete und schrieb etwas mit zittriger Hand darunter.
Dann reichte sie mir den Block wieder und in dieser kurzen Zeit hatte sie eine Personenskizze angefertigt. Es war eine Frau mit Augenklappe und darunter die Worte: 
~ Опасная женщина ~
Ich konnte es nicht lesen, doch es war eindeutig Kyrillische Schrift. Vielleicht kann mir Mom beim übersetzen helfen.

Hale: „Ich versteh deine Sprache leider nicht, aber ich werde meine Mom fragen. Sie kann viele Sprachen."

Ich zeichnete ihr mein Vorhaben auf, sodass sie hoffentlich verstand was ich ihr gesagt hatte. Sie nickte scheinbar zufrieden.

Hale: „Wie ist eigentlich dein Name? Meiner ist Hale und die beiden sind Naoki und Anzu."

Mädchen: „Name?..."

Hale: „Ja deinen Namen. Du hast doch bestimmt einen oder?"

Mädchen: „Name... Natalia."

Kaum hatte sie gesprochen schien sie sich vor etwas erschrocken zu haben und rannte davon.
So schnell wie sie verschwunden war konnten wir garnicht erst reagieren.

Naoki: „Die sah ganz schön durch aus man."

Anzu: „Sag sowas nicht! Wer weiß was ihr zugestoßen ist! Du bist echt unsensibel!"

Hale: „Nun fangt nicht noch an zu streiten! Sie ist weggelaufen und ändern können wir es jetzt auch nicht."

Naoki: „Sollten wir das nicht wenigstens einen Lehrer melden oder so?"

Hale: „Glaubst du allen Ernstes dass das die hier interessiert? Wir hätten nicht mal bei der Polizei Erfolg auch wenn sie für den Japanischen Raum hier ziemlich auffällig ist."

Anzu: „Ob sie nochmal wieder hier her kommt? Sie tut mir irgendwie leid so ganz allein da draußen."

Naoki: „Sie ist doch kein Hund Anzu! Aber es stimmt schon was Hale sagt. Hier wird das keinen kümmern solange sie nicht öfters hier auftaucht."

Nach der Pause starrte ich immer wieder dieses Bild an was mir das Mädchen gezeichnet hatte. So war mein Vorhaben mich auf die Schule zu konzentrieren passé.
Die nächsten Stunden beschäftigte mich nichts anderes und während des Unterrichts konnte ich nicht mal googeln was die Schrift da heißen könnte. Ich saß wie auf heißen Kohlen und wartete nur das der Tag ein Ende fand.
Endlich läutete nach einer Ewigkeit die Schulglocke und noch nie war ich so schnell auf dem Weg nach draußen.
Ich rannte aus dem Schultor die Straße runter Richtung U-Bahnstation und stieg dort in die Bahn die mich nach Hause fährt.
Dort war es wie immer brechend voll und es gab keinen Sitzplatz. Also konnte ich nicht mal da nachsehen was die Worte bedeuten könnten.
Ich meine, jedesmal wenn ich an meine Tasche gehen wollte, wurde ich nur noch mehr eingequetscht von den anderen Passagieren.
An meiner Zielhaltestelle stieg ich aus und ging etwas schneller Richtung Park.
Dann kramte ich in meiner Tasche und wollte grade mein Smartphone rausholen als ich jemanden hinter mir bemerkte.
Als ich mich umdrehte sah ich eine mir unbekannte Frau die ungefähr so alt wie meine Mom sein könnte.

Frau: „Hallöchen junger Mann! Endlich bleibst du mal stehen. Ich dachte schon das wird nichts mehr mit dir zu quatschen."

Hale: „Sorry kennen wir uns?"

Frau: „Upsi wo bleiben meine Manieren. Ich bin Chisoke Murasaki, aber unter Freunden bin ich einfach nur Chi Chi. Weißt du, ich folge dir schon den ganzen Tag musst du wissen und..."

Hale: „Warten Sie mal... stalken Sie mich?"

Chisoke: „Nicht doch! Du bist mein Auftrag musst du wissen. Daher folge ich dir."

Hale: „Ihr... Auftrag?"

Mir wurde auf einmal richtig mulmig und es herrschte einte Totenstille im Park. Um die Zeit war er normalerweise gut besucht, aber jetzt.... War er so leer und still wie ein Friedhof.
Die Frau schien zwar eine ziemliche Frohnatur zu sein doch so langsam sagte mir mein Instinkt dass etwas mit ihr nicht zu stimmen schien.
Wie konnte ich nicht bemerken dass sie die ganze Zeit da war?!

Chisoke: „Du fragst dich sicherlich warum du nichts mitbekommen hast oder?"

Hale: „Woher wissen Sie..."

Chisoke: „Shhh Shhh! Du bist eben nur ein Junge und nichts besonderes. Du willst sicherlich wissen was den Auftrag beinhaltet oder? Ich sehe dir die Neugier schon an der Nasenspitze an! Los komm! Frag mich!"

Sie wurde irgendwie immer gruseliger und ein plötzlicher Windstoß wehte ihren seitlichen Pony zur Seite. Als ich ihre Augenklappe sah, da erkannte ich sie auf einmal. Sie war die Person auf Natalias Skizze. War das vielleicht eine Warnung die sie dazu geschrieben hatte?!
Tief durchatmen! Ich hatte mein Handy zum Glück aus meiner Tasche gefischt und steckte es langsam in meine Hose während ich sie mit Konversation ablenkte.

Hale: „Was wollen Sie von mir? Dass es offensichtlich nichts gutes ist hab ich mittlerweile auch bemerkt."

Chisoke: „Ich? Ich will garnichts von dir. An Kinder hab ich kein Interesse. Aber meine Auftraggeberin schon Kleiner!"

Hale: „Und was will die?"

Chisoke: „Ich soll dich knebeln, dir einen Sack über den Kopf ziehen und dich verprügeln bis du schläfst."

Sie sagte das mit so einer Freude in der Stimme dass sich mir unweigerlich die Nackenhaare aufstellten.

Hale: „Und warum solltest du das tun?"

Chisoke: „Na Kohle Schätzchen! Also sei so lieb und lass dich brav mitnehmen ja? Dann tut es auch nicht so sehr weh."

Im Visier

Ende

Weißer RauchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt