In der Taskleiste erhaschte ich die Uhrzeit. 16:32. Wenn ich nicht gleich losging, würde ich zu spät kommen. Insbesondere, da wir uns vorab in Woo Youngs Restaurant treffen wollten.
Dreifach speicherte ich das Dokument, ixte dieses. Den Laptop fuhr ich runter, klappte diesen zu und verstaute ihn im Rucksack. Setzte meine Kopfhörer auf und verließ die Bibliothek.
Seit heute Früh halb sieben saß ich an diesem Platz. Lediglich zum Essen und aufs Klo hatte ich mich bewegt. In zwei Wochen musste ich meine Facharbeit für Psychologie abgeben. Dass San und Yun Ho zu diesem Meet & Greet-Event gehen wollten, durchkreuzte meine abendlichen Studienpläne. Aber mir war es nicht möglich gewesen, abzusagen. Insbesondere, da mich San eine halbe Stunde über FaceTime angebettelt hatte.
Bei der nächsten Bushaltestelle blieb ich stehen und starrte hoch zur Anzeigetafel. Fünf Minuten. Ich schielte auf meine Smartwatch und errechnete den Fahrtweg. Würde knapp werden. Sehr knapp. Lieber ging ich zu Fuß. Dabei konnte ich mir sicher sein, dass ich spätestens in fünfzehn Minuten bei Woo Young war.
Schnell merkte ich, dass ich mich bisher kaum bewegt hatte. Schwindel setzte ein und meine Beine fühlten sich bleischwer an. Woo Young hatte bestimmt etwas für uns gekocht. Zumindest hatte San gemeint, dass er uns Ramen machen wollte.
Sekündlich kontrollierte ich die Uhrzeit auf meiner Smartwatch. Die steigenden Zahlen machten mich nervös. Sans enttäuschtes Gesicht, wenn ich zu spät kam, wollte ich gerne missen. Aus Angst rannte ich. Bei jedem Schritt spürte ich das Poltern des Laptops im Rücken.
Sobald ich das Schild „Woo's Ramen Palace" von Weitem las, verlangsamte ich mein Tempo. Es war zweiundfünfzig. Beruhigend, dass ich nirgends Yun Hos Wagen ausmachte, hieß, er war auch noch nicht da.
Zwei Meter zuvor versuchte ich, meinen Atem zu regulieren. Ich wollte nicht, dass sie dachten, ich wäre halbtot. Dafür, dass ich ihnen immer Snaps vom Sport schickte, sollten sie nicht das Gegenteil sehen. Wäre mir unangenehm.
Als ich das Restaurant betrat, quellte dieses beinahe über. Jeder Platz war besetzt. Abgesehen von einem der hintersten Tische, an welchem San mit seinem Laptop saß. Als er aufschaute, winkte er mir. Ich erwiderte dies und ging auf ihn zu. Ließ mich auf der Bank neben ihm nieder. Eigentlich hatte ich erwartet, er würde an seiner Facharbeit werkeln, doch er hatte die Seite des Veranstalters des Meet & Greet-Events geöffnet. Leichte Enttäuschung nistete sich bei mir ein. Er hatte noch rund zwei Wochen und, nach meinem Kenntnisstand, hatte er noch nicht mal einen Satz geschrieben.
>> Hyung <<, flüsterte San, >> Ich kann's nicht fassen, dass ich sie sehen werde. << Mein judgy Blick entging ihm nicht. >> Es ist mein Lieblings-Manhwa. <<
Über mir nahm ich ein Seufzen wahr. Ohne aufzuschauen, wusste ich, dass es sich hierbei um Woo Young handelte. Auf dem Tablett balancierte er eine Schüssel, welche er vor mir abstellte.
>> Seit zwei Stunden redet er von nichts anderem. <<
Schmollend schaute San hoch. Mit einem Kopfschütteln tat Woo Young dies ab und verschwand im Gang für Mitarbeiter.
>> Seit zwei Stunden zieht er mich damit auf <<, erwiderte San.
Bei Woo Young nicht verwunderlich. Allem, was San Aufmerksamkeit schenkte, was nicht Woo Young betraf, war kategorisch gleich Scheiße.
Den eingelassenen Deckel im Tisch hob ich an und zog Essstäbchen und eine Serviette heraus. Während ich aß, verfolgte ich Sans Surfen. Bei Pinterest suchte er nach Fanarts. Nachdem er ein Bild geöffnet hatte, guckte er mich erwartungsvoll an. Bevor er etwas sagte, stürmte Yun Ho an den Tisch.
>> Sorry <<, schnaufte dieser, >> Min Gi hatte mich aufgehalten. <<
Aus der Küche kam ein Kichern. Yun Ho rollte die Augen und ließ sich gegenüber mir auf dem Stuhl nieder.
>> Nicht so <<, verteidigte er sich. Schlürfend musterte ich ihn. >> Ich musste ihn zur Mall fahren. Er trifft sich mit zwei Freunden im Kino. <<
Ich nickte und trocknete mein Kinn ab.
Als Woo Young ihm seine Ramen brachte, setzte dieser sich auf den zweiten Stuhl. Lange schaute San ihn an.
>> Was? <<, fragte Woo Young.
Eine Haarsträhne steckte San ihm hinters Ohr.
>> Du siehst süß aus. <<
Gleichzeitig schauten Yun Ho und ich uns an. Deren Turtelei nervte, aber zum größten Teil nur, da ich seit ich denken kann Single war. Egal, welche Leute ich auf Dates traf, niemand schien interessiert an mir. Gut, dass ich Freunde hatte, sonst wäre ich einsam.
Während Woo Young sich aufrichtete, küsste er San auf die Stirn und ging drei Tische weiter.
Ich beobachtete ihn, wie er Schüsseln abräumte und neue Bestellungen annahm. Als er damals meinte, er wollte ein Restaurant eröffnen, hatte ich ihn belächelt. Zwar hatte ich gewusst, dass er gut kochen kann, dennoch hieß es nicht, wenn man etwas gut konnte, dass man darin erfolgreich war.
Durch einen Ellbogenstupser und ein leises Schau lenkte San meine Aufmerksamkeit auf den Laptopbildschirm.
>> Das ist der Hauptprotagonist. Ist er nicht attraktiv? << Ich nickte. Gäbe es ihn echt, wäre genau das mein Typ. Helle Haut, engelsgleiche Züge und rosa Lippen. >> Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass der Zeichner seinen besten Freund als Vorlage genommen hatte. <<
Buchstäblich starrte ich San an. Der Gedanke, dass diese Person tatsächlich existierte, ließ mein Herz rasen.
>> Ist er auch da? <<
San nickte. Als ich Yun Ho anschaute, lachte dieser.
>> Setz ihm ein hübsches Bild vor und er ist direkt verliebt. <<
Betreten schaute ich zu meiner Schüssel hinunter. Die letzten Nudeln verschlang ich, ohne jemanden anzuschauen. Mir war es zu peinlich. Sie konnten es mir nicht verübeln. Wer wäre nicht von einem stereotypischen Modelgesicht entzückt?
>> Wir sollten uns auf den Weg machen. <<
Wir stimmten Yun Ho zu, verabschiedeten uns von Woo Young und verließen das Lokal
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The Pirate's Prince
FanfictionDer 24-Jährige Park Seong Hwa lebt sein gewöhnliches Studentenleben, bis er auf einer abendlichen Lesung den bekannten Manhwa-Zeichner Kim Hong Joong kennenlernt. Sofort verspürt Seong Hwa eine magische Anziehungskraft zu ihm, als kennen sich beide...