Ep 13 - Seong Hwa

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Angestrengt versuchte ich, mein Gesichtsausdruck zu kontrollieren, um nicht meine Überraschung zu zeigen. Dennoch starrte ich ihn an, was Joongie als Steilvorlage nutzte und mich auf die Lippen küsste. Ich war zu perplex, um die Augen zu schließen. Sofort wünschte ich mir, dass er es erneut tat. Insbesondere, da mir das Gefühl mit ihm vertraut anfühlte, als hätten wir dies schon mehr als einmal getan.
Aber waren wir- Ging das überhaupt-
>> Tatsächlich? <<, fragte der linke Beamte. Kritisch zog er seine Augenbraue hinauf.
>> Sicher <<, erwiderte Joongie und klatschte ihm das Blatt Papier auf seinen Block.
Über meinen Körper legte sich eine Gänsehaut. Ich hatte ein seltsames Gefühl.
Er beäugte den Zettel und schien, gedanklich alle Punkte abzugehen.
>> Und da mir als Teil der königlichen Familie gesetzliche Immunität zusteht sowie deren Angehörigen, steht das auch Elo zu, da wir Eheleute sind <<, erläuterte Joongie.
>> Ja ja, Mylord <<, knurrte der Beamte. >> Soweit ist mir der Gesetzestext bestens vertraut. << Von oben bis unten musterte er mich mit Argusaugen. >> Trägt er seinen Ring nicht? <<
Joongie schüttelte den Kopf.
>> Er hatte ihn einmal verloren und seitdem will er ihn nicht mehr tragen. <<
In meinem Magen nistete sich ein flaues Gefühl ein. Etwas stimmte nicht, das würde nicht gut enden.
Seine Stirn warf bereits furchige Falten, soweit zog der Beamte die Braue hoch. Schließlich klatschte dieser auf das Formular vor sich und schob es Joongie zu. Dann besah er mich mit einem Todesblick.
>> Gut, Mr Laughlin <<, sagte er. Seine Stimme triefte vor Hohn. >> Damit wäre das Gespräch beendet. Sie können auf Ihr Zimmer zurückkehren. <<
Langsam nickte ich, mein Mund war staubtrocken. Ich fühlte nach Joongies Hand und war froh, als er dies erwiderte. Hand in Hand schritten wir den Flur Richtung Patientenzimmer entlang. Dicht hinter uns hielt sich Jay, der sich alle paar Sekunden umschaute. Sobald wir abbogen, flüsterte dieser Schneller.
Vor meinem Zimmer wartete Seth, welcher zwei Louis Vuitton Weekender in der Hand trug.
>> Zieh dich um <<, zischte dieser. >> Ich hab dir Klamotten aufs Bett gelegt. Aber beeil dich. <<
Bevor ich die Türklinke hinunterdrückte, umklammerte Joongie mein Handgelenk. Eine Kette friemelte er unter seinem Pulli hervor, an welcher ein Ring baumelte. Dieser war Silber und vereinzelt mit Lapislazuli besetzt. Denselben trug Joongie auch.
War das-
>> Mein Ehering? <<, flüsterte ich, als er mir diesen auf den linken Ringfinger steckte.
Seth sah aus, als müsste er sich darin hindern, laut loszuprusten.
>> Zieh dich um <<, flüsterte Joongie und schob mich ins Zimmer. Sachte schloss er die Tür.
Auf dem Bett lag eine Jeans und ein Oversized Pulli, unterm Bett standen Converse. Zwar benötigte ich für meinen Fuß nur einen einfachen Verband, dennoch stellte ich mich dumm beim Anziehen an. Insbesondere meine Schulter, wo mich die Kugel getroffen hatte, bereitete mir Probleme. Vom Haken fischte ich einen schwarzen Mantel. Ansonsten war das Zimmer leer, Seth musste in der Zwischenzeit alles gepackt haben.
Hinter der Tür wurde ich prompt von Joongie an der Hand genommen. Wir gingen nicht denselben Weg zurück, den wir gekommen waren. Durch mehrere Gänge schleifte er mich. Jay und Seth liefen uns stumm nach. Schließlich verharrten wir vor einer Tür, welche Sunny von Innen aufdrückte.
>> Beeilt euch <<, flüsterte dieser.
Der darauffolgende Gang war spärlich beleuchtet und leitete in eine Garage. Vermutlich das Parkhaus des Krankenhauses.
Joongie führte uns zu einem SUV, Quinn und Alec warteten bereits in diesem. Öffnete die mittlere Tür und verhalf mir beim Einsteigen. Mit einem breiten Lächeln begrüßte mich Quinn, griff sofort nach meiner Hand, sobald ich saß.
Hinter mir vernahm ich das Klicken des Kofferraums, in welcher Seth die Weekender verstaute, und sich schließlich neben Alec auf die Rückbank setzte.
Gleichzeitig nahmen Joongie und Jay auf Beifahrer- und Fahrerseite Platz. Was mir auffiel, dass diese vertauscht waren. Das Lenkrad befand sich auf der rechten Seite.
Noch immer herrschte Schweigen. Die Stille zog sich solange, bis wir das Ende der Stadt erreichten. Diese war unglaublich schön. Eine kleine Hafenstadt, welche mich an die Dörfer am Meer in Korea erinnerten. Prompt, nachdem wir das Ortsschild hinter uns gelassen hatten, beschleunigte Jay.
Stur geradeaus verlief die Strecke am Felsen und Meer vorbei. Kaum Autos kamen uns entgegen. Allerdings war ich viel zu sehr damit beschäftigt, den Ring zu begutachten. Musste feststellen, dass er nicht annähernd wie ein Ehering wirkte. Vorsichtig zog ich diesen ab und merkte, wie schwer er war. Eine kleine Punze wies auf einen hohen Goldwert hin. Interessanter war die verschnörkelte Innschrift; Haydn Jonathan Laughlin.
Ich war verwirrt. Das war offensichtlich Joongies Ring. Aber welchen trug er? Bis eben war ich davon ausgegangen, dass es ein Familienerbstück war.
Nun fielen mir die Initialen auf. Hong Joong, Haydn Jonathan, HJ. Bisher hatte ihn jeder Jonah genannt, beim Fantreffen meinte er, er wollte lieber Joongie genannt werden. Wow.
Ich beobachte seinen Hinterkopf, wobei mir auffiel, dass er seine Haarfarbe gewechselt hatte. Eine Seite war schwarz, die andere hellblond. Sein Mullet war verschwunden, stattdessen waren die Seiten kurz. In der vorherigen Aufregung war dies vollkommen untergegangen.
Mit der Hand fasste Joongie nach hinten und suchte offensichtlich Meine. Ich hörte ihn lächeln, sobald ich dies erwiderte. Dadurch fiel mir ein kleines Tattoo in Form einer Krone an seinem inneren Handgelenk auf. Was mich schockierte, waren die Narben. Oft hatte ich solche während meiner Praktikumszeit in der Psychiatrie gesehen. Doch eher sah es für mich aus, als hätte er versucht, das Tattoo auf diese Weise zu zerstören. Sorge breitete sich automatisch in mir aus.
>> Sie hätten dich exekutiert <<, sagte Jay.
Ich musterte ihn durch den Rückspiegel.
>> Exekutiert wie hingerichtet? <<, fragte ich.
Lediglich nickte Jay.
>> Du bist als gefallener Engel in diese Welt zurückgekehrt und hast deine Magie verwendet, was nebenbei noch nie geschehen ist. <<
Ich schluckte. Für mich war alles noch surreal. Einesteils verstand ich Zusammenhänge und erinnerte mich an vergangene Erlebnisse, andererseits war mein Leben als Park Seong Hwa noch gedanklich präsent, dass ich mich mit der Person Elo nicht identifizierte.
>> Deswegen mussten wir uns was überlegen <<, begann Seth. >> Jonah ist Prinz des Königs in Hydrus und genießt deshalb Immunität. Das Erste, was uns einfiel, waren Eheleute. Dank Quinnie sind wir an das Formular gekommen. <<
Rechts guckte ich zu ihm, der mich anlächelte. Er deutete zum Rucksack, in welchem sein Laptop verstaut war. Hatte er nicht irgendwas mit IT-Blabla studiert? Oh Gott. Ich hoffte nur, dass dies nie auf ihn zurückführte.
Der SUV zwang sich einen Berg hinauf, was mich unangenehm in den Sitz presste. Schlimmer war, dass dieses „Berg-hoch-und-runter" eine ganze Dreiviertelstunde andauerte. Danach herrschten weite Wiesen. Zwischen diesen fuhren wir hindurch und wurden anschließend von einem Tunnel verschluckt. Knapp ein halber Kilometer war dieser lang.
Dahinter versteckte sich eine heruntergekommene Stadt. Fenster waren mit Brettern verriegelt und alte Propaganda-Poster hingen in Fetzen von Backsteinwänden. Kaum ein Mensch war auf den Straßen. Wenn ich Leute sah, waren sie komplett vermummt. Der innere Kern war verwaist, abgesehen von einem Café, das mit Iced Americano warb.
Nach einer Viertelstunde verließen wir die Stadt und befanden uns zwei Straßen weiter auf einer Autobahn. Noch einen Gang höher schaltete Jay und düste los, denn es war kaum etwas los. Ich hätte sogar behauptet, wir waren die Einzigen.
Bei der vierten Abfahrt bog er ab. Erneut fuhren wir mehrere Straßen entlang, so dass ich irgendwann die Übersicht verlor, und schließlich endeten wir in einer Großstadt. Ich hätte sie mit London verglichen. Der Aufbau war ähnlich. Im Gegensatz zuvor waren Geschäfte hell erleuchtet und Menschentrauben tummelten sich auf den Gehwegen. Auf einem Straßenschild las ich Palace.
Circa eine halbe Stunde gurkten wir durch den dichten Stadtverkehr, bis Jay vor einem alten Gemäuer parkte. An der Tür prangte ein Schild mit den Worten Pub.
>> He Mylord << Jay stach Joongie mit dem Ellbogen in die Rippen. >> Die königliche Hoheit kann nun aufstehen. <<
Verwirrt blickte dieser um sich, anscheinend musste er eingeschlafen sein.
Ich löste mich von dessen Hand und stieg aus. An der Tür hielt ich mich fest, da meine Beine sich wabblig anfühlten. Die Fahrt war lang gewesen.
Etwas verstreut trat Joongie neben mich, guckte mich an.
>> Alles gut? <<, fragte ich.
Er nickte und umarmte mich. Perplex erwiderte ich dies, umgriff seine Taille. Er ließ mich erst los, als Jay uns hineinscheuchte.
Nacheinander gingen wir in den Pub. Die Beleuchtung war dunkel sowie die hölzernen Möbel. Gegenüber dem Eingang befand sich die Theke, rechts und links zweigten Sitzmöglichkeiten ab. Neben dem Tresen war ein Durchgang, dahinter machte ich einen weiteren Raum aus. Jeweils eine Treppe führte in den ersten Stock und Keller. Überall fing ich Gesprächsfetzen auf, Alkohol- und Rauchschwaden roch ich.
Der Bartender ergriff mich sofort mit den Augen und ein Lächeln kräuselte sich um seine Lippen. Ich schätzte ihn auf Ende Zwanzig. Prompt kam dieser hinter der Theke hervor, zog mich in eine feste Umarmung.
>> Elo <<, murmelte er. >> So schön, dich wieder zu sehen. <<
Auch die anderen knuddelte er. Nur Quinn weigerte sich.
>> Die anderen sitzen hinten <<, sagte er und deutete mit der Hand zum Durchgang. << Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. >> Die Patties braten schon. <<
Herzlich klopfte Seth ihm auf die Schulter.
>> Super, Guss <<
An Joongies Hand trat ich durch den Türbogen und erstarrte in der nächsten Sekunde, als ich nach rechts guckte. Mit zwei weiteren Männern saßen San, Woo Young, Yun Ho, Min Gi und Jong Ho am Tisch.

The Pirate's PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt