Am späten Nachmittag erreichten wir Jacks Herrenhaus. Hier würden wir verweilen, bis wir uns schließlich auf die Suche nach Cromer begaben. Ich schluckte.
Jeden grüßte er mit einer Umarmung. Als er die Arme vor mir ausbreitete, wich ich zurück. Hinnehmen wollte er es nicht, denn er machte einen Schritt auf mich zu.
>> Sogar Jonah- <<
>> Ich will nicht <<, unterbrach ich ihn harsch.
In der Vergangenheit hatte ich viele Leute kennengelernt, die mich über diese Grenze hinweg angefasst hatten. Ich wollte das nicht mehr. Seitdem waren mir jegliche Berührungen zuwider. Außer ich stand dieser Person sehr nah. Sofort dachte ich an Jong Ho.
Durch verengte Augen musterte mich Jack, als würde er meinen Gesichtsausdruck analysieren. Vier Minuten verstrichen, ehe er sich an Seth wandte, der ihm einen Trolley zurollte.
Nach meinen Koffern sah ich mich um und erwischte Alec, der sie mit aller Kraft aus dem Auto zerrte. Nicht eine Sekunde zögerte ich, um zu ihm aufzuschließen. Unsanft schubste ich ihn beiseite. Riss am Henkel.
>> Was ist los mit dir? <<
>> Warum muss mich jeder behandeln, als könnte ich nichts selbst erledigen? <<
Dies entsprach nicht annähernd meinem Problem, aber für Alec erschien es glaubwürdig. Gut so.
>> Bitte <<, erwiderte mein Bruder. Machte eine Geste zum Koffer. >> Reiß dir den Arm aus. <<
Mit diesen Worten verschwand er zwischen Elo, Min Gi und San.
Für eine Sekunde bereute ich mein Anblaffen, da sich beide Koffer keinen Millimeter rührten. Bevor er sprach, erkannte ich ihn an seinem Geruch. Ich erwischte mich dabei, dass ich diesen in mir aufsog. Auf meiner linken Seite tauchte Jong Ho auf. Aus seinen großen Augen guckte er mich fragend an. Keinen Moment registrierte ich, dass er mit mir sprach. So vertieft war ich in diese gewesen. Warum war mir nie aufgefallen, wie cute-
>> Hyung? << Meinen Arm stupste er an. >> Soll ich dir helfen? <<
Wärme entfachte an dieser Stelle, die nach und nach durch meinen gesamten Körper strömte.
Mehrmals suchte ich den Platz ab, ob Alec in der Nähe war.
>> Aber mein Bruder- <<
>> Darf ich einem Freund nicht helfen? <<, würgte er mich ab.
Etwas in meinem Magen krampfte sich zusammen. Einem Freund. Stimmt. Wir waren Freunde. Warum nahm mir dieser unbestimmte Artikel dann die Luft zum Atmen? Warum fühlte ich mich... traurig?
Ohne das Gesicht zu verziehen, hievte er beide Koffer nacheinander aus dem Wagen. Stellte sie vor mir ab. Mit einem Lächeln bedachte er mich, als würde er Lob erwarten. Allerdings brachte ich es nicht über mich. Bedankte mich lediglich mit einem Nicken. Vielleicht konnte ich mich täuschen, aber er wirkte geknickt, als er sich abwandte und den Weg zu Woo Young einschlug.
Warte... Hatte Woo Young ihm den Tipp gegeben, mir zu helfen? Spielte er jetzt tatsächlich Armor?
Kopfschüttelnd griff ich nach dem Kofferhenkel. Vorerst hatte ich nun weitaus gravierendere Probleme.Im Bad verbarrikadierte ich mich, als ich den Flugmodus ausschaltete. Zig Nachrichten erreichten mein Handy, sodass sich der Ton überschlug. Sechs entgangene Anrufe von Ash. Alle Mitteilungen löschte ich. Mit Ignorieren war ich bisher gut durchs Leben gekommen. So schnell würde sich das nicht ändern.
Gerade, als ich das Bad verließ, erschreckte mich der Klingelton meines Handys. Für einen Moment schloss ich die Augen; Jong Ho starrte mich direkt an. Fuck.
Obwohl es unsinnig war, tat ich so, als wäre der Augenblick nie geschehen und wirbelte herum. Verriegelte die Badezimmertür, nahm den Anruf an.
>> Baby, endlich <<, ertönte Ash's Stimme an meinem Ohr.
>> Ich hab einen Namen. <<
>> Hast du Zeit? <<, fragte er unbeirrt meiner Reaktion, dennoch klang er ein Stück kühler als zuvor.
>> Ich hab gesagt, ich mach das nicht mehr. Wie oft noch? <<
>> Was? << Verärgerung spürte ich. >> Ficken oder Dealen? <<
Bis in den Hals schlug mein Herz. In meinen Handinnenflächen sammelte sich Schweiß. Am liebsten hätte ich sofort aufgelegt. Trotzdem hinderte mich etwas. Ich wusste, dass ich noch ein bisschen Stoff übrig hatte. Für rund siebenhundert Pfund konnte ich es locker an ihn verticken.
>> Was willst du? <<, fragte ich.
>> Dich? <<, erwiderte er. In meinem Hals befand sich ein Kloß, der mir die Luft zum Atmen nahm. >> Nackt? Auf meinem Sofa? <<
Leer blickte ich zum gegenüberliegenden Fenster. Verfolgte die Regentropfen, welche sich langsam in Schlangenlinien ihren Weg nach unten bahnten.
>> Baby? <<
>> Nein <<, sagte ich. >> Drogen habe ich noch. Siebhundert, dann gehören sie dir. <<
Aus dem Hörer drang ein Schmunzeln.
>> Du gehörst mir nicht? << Leise lachte er. >> Das hat sich vor einem Monat noch anders angehört, als ich dein Stöhnen- <<
>> Willst du sie oder nicht? <<, würgte ich ihn ab. Schluckte. Seinen perversen Fantasien wollte ich nicht lauschen. >> Wann- <<
>> Acht beim Coffee Shop? <<
>> Okay <<
Eine Weile herrschte Schweigen. Keiner legte auf.
>> Zieh dir was Hübsches an, Beautiful <<, sagte er plötzlich, weshalb ich mich zu Tode erschreckte. >> Sodass ich mir danach auf dir einen runter- <<
Ich drückte ihn weg, bevor er es aussprach. Am gesamten Körper zitterte ich. So sehr, dass ich nicht mal mein Handy in der Hosentasche verstauen konnte. Stumm quollen Tränen aus meinen Augen.
Zweimal drehte ich den Schlüssel im Schloss um und stieß mit Jong Ho zusammen, der es gerade so aussehen ließ, als wollte er klopfen. Allerdings fiel seine Fassade schnell.
>> Alles okay? Ich hab dich reden- <<
>> Wie viel hast du gehört? <<
>> Eigentlich << Am Hinterkopf kratzte er sich. >> alles. <<
Ich starrte ihn an. Wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Fuck.
Stattdessen witschte ich an ihm vorbei und steuerte das Zimmer an, in welchem Jack für uns sechs drei Betten zurechtgeschoben hatte. Aufs Vorderste ließ ich mich nieder, welches Jong Ho als unseres erklärt hatte. Immerhin war keiner hierinnen.
Zu meinen Händen guckte ich hinunter. Unentwegt zitterten sie. Ich holte tief Luft. Versuchte, mich irgendwie zu beruhigen. Bis Jong Ho ins Zimmer stürmte und nehmen mir Platz nahm, funktionierte es ganz gut. Danach zitterten sie wieder.
Aus geröteten Augen musterte er mich. Legte seinen Arm um meine Schultern. Bitte hatte er nicht wegen mir geweint. Brauchte er nicht. Das war ich nicht wert.
>> Du dealst? <<
>> Hatte <<, korrigierte ich ihn.
Den Dreck unter meinen Fingernägeln pulte ich hervor. Verrieb ihn an meiner Jeans. Absichtlich guckte ich Jong Ho nicht an, obwohl ich spürte, dass er mich ansah.
>> Klang anders <<
>> Heute noch <<, erwiderte ich, >> Ums im Klo hinunterzuspülen, ist es zu wertvoll. <<
Scharf sog er die Luft ein.
>> Du gehst wirklich? <<
>> Ja <<, blaffte ich ihn an. Riss mich aus seiner Umarmung, stand auf.
Ohne auf ihn zu warten, verließ ich das Zimmer. Rempelte dabei San an. Auf sein Yeo Sangie? ging ich nicht ein und ignorierte ihn.
Rastlos tigerte ich durchs Herrenhaus, bis ich auf Tony stieß, der sich bei mir unterhakte. Sagte, dass es gleich Sandwiches zum Abendessen gab. Keinerlei Räume oder Gegenstände ergriffen meine Augen, wodurch ich flüchten konnte. Ums Essen kam ich also nicht drumherum. Ich verspürte keinen Hunger. Eigentlich wollte ich die Sache mit Ash schnell erledigen.
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The Pirate's Prince
FanfictionDer 24-Jährige Park Seong Hwa lebt sein gewöhnliches Studentenleben, bis er auf einer abendlichen Lesung den bekannten Manhwa-Zeichner Kim Hong Joong kennenlernt. Sofort verspürt Seong Hwa eine magische Anziehungskraft zu ihm, als kennen sich beide...