Ep 51 - Yeo Sang

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Erschrocken kreischte ich auf und sank dabei zu Boden. Starrte zu Jong Ho, San, Woo Young und Min Gi. Allesamt hatten sie an Muskelmasse zugelegt.
Hinter mir ertönte ein Quietschen. Wie von Scharnieren. Vor Schreck hatte ich die Klinke losgelassen und nun öffnete sich die Tür Stück für Stück, bis diese gegen den dahinterliegenden Schrank dotzte.
>> Was wollt ihr? <<, fragte ich, völlig außer Atem. Rappelte mich auf.
Jong Ho streckte seinen Arm nach mir aus, aber ich wich automatisch zurück. In seinen Augen las ich Verwirrung. Woo Young beobachtete die Szene, als würde er sich dies für den nächsten Kaffeeklatsch behalten.
Min Gi räusperte sich, hielt mir einen Zettel hin.
>> Elo brauch die Sachen. <<
Aus verengten Augen musterte ich ihn und schnappte nach der Liste. Gut zehn Produkte waren feinsäuberlich notiert.
Einen Blick warf ich über die Schulter in den Laden. Alles war schön aufgeräumt. Eigentlich wollte ich keine Unruhe mehr stiften.
>> Wie dringend <<, setzte ich an, >> braucht er die Sachen? <<
>> So <<, druckste Woo Young herum, >> quasi jetzt? <<
Nach und nach las ich die Medikamente durch. Immerhin hatten wir alles auf Vorrat.
>> Kommt rein <<, gab ich mich geschlagen.
Hinter Min Gi schloss ich die Tür. Stellte meine Sachen vor der Theke ab. Dann begann ich zu suchen. Aus Kisten, Regalen und Schubladen zerrte ich Waren und verstaute diese in einer Papiertüte. Unterdessen folgte mir Jong Ho. Fragte ständig, ob er etwas falsch gemacht hätte. So lange ignorierte ich ihn, bis ich ihn genervt mit in den Pausenraum schleppte. Knapp vor mir kam er zum Stehen. Schielte hinunter zu meinen Lippen. Fast sah es so aus, als wollte er mich küssen.
>> Quinn? <<, sagte er, >> Habe ich irgendwas- <<
>> Warum kümmert es dich? Wir daten uns nicht mal. << Eher war ich verletzt als verärgert. Mir tat es leid, dass ich ihn anmeckerte. Insbesondere, da sich Enttäuschung auf sein Gesicht schlich. >> Du meldest dich kaum bei mir- <<
Er griff nach meinen Händen. Mal wieder zitterten diese.
>> Tut mir leid <<, entschuldigte sich Jong Ho, >> Wir sind ziemlich eingespannt mit Training und dein Bruder beobachtet mich- <<
Durch ein Kopfschütteln unterbrach ich ihn.
>> Ich bin nicht sauer <<, gestand ich. Es fiel mir schwer, meine Gefühle mitzuteilen. Ich sah ihm nicht in die Augen. Guckte stattdessen hinunter zu meinen zitternden Händen, welche er stets umfasste. >> Ich- Ich bin verletzt und vermisse dich. <<
Ein Lächeln umspielten seine Lippen.
>> Ich dich auch. <<
Von meinen Augen schaute er zu meinen Lippen. Ich war mir sicher, er würde mich küssen.
An meiner Taille zerrte er mich nah an sich. Umfasste meine Wange, strich mit dem Daumen über meine untere Lippe. Zurückhaltend küsste er mich, bis ich die Arme um seinen Nacken schlang. Seine rechte Hand glitt zu meinem Hintern, drückte mich fest gegen seinen Körper. Deutlich spürte ich seine Erregung.
Vor Aufregung blieb mir die Luft weg, dass ich mich aus dem Kuss löste und zu husten begann. Auf dem Sofa ließ ich mich nieder. Jong Ho tat es mir gleich. Streichelte meinen Rücken.
>> Sorry <<, murmelte ich.
Amüsiert schüttelte er den Kopf.
>> Ich bin damit schon zufrieden. <<

Wie ich es schaffte, ohne einer Panikattacke zum Krankenhaus und vom Krankenhaus nach Hause zu laufen, grenzte für mich an ein Wunder. Vermutlich lag es an Jong Ho, der meine Hand hielt.
Alec schien bereits zu Hause, sein Auto parkte in der Straße. Statt nach meinem Schlüssel zu kramen, klingelte ich. Drückte den Knopf nach fünf Minuten nochmal, da er sich nicht meldete. Zuerst war ich genervt, bis mich Panik übermannte. Was, wenn ihm etwas zugestoßen war? Lucifers Leute ihm aufgelauert waren?
Hektisch ließ ich meinen Rucksack in die Armbeuge gleiten, um nach meinem Schlüssel zu suchen. Jede einzelne Ecke tastete ich ab, aber meine zitternden Hände ließen es nicht zu. Zeitgleich hörte ich ein Knacksen, das vom Lautsprecher ausging. Gefolgt von einem Hallo. Eilig beugte ich mich der Kamera zu, dass mir schwarz vor Augen wurde.
>> Ich bin's <<, erwiderte ich, >> Quinn <<
Surren ertönte, weshalb ich das Tor eindrückte.
Ich war der Einzige, der während dem Anstieg der Einfahrt ins Schnaufen kam. Erstens, weil meine Freunde durchs tägliche Training in bessere Form waren, und zweitens, immer wieder mogelte sich der Anblick des Gartens in mein Sichtfeld. Tief atmete ich durch, um die Verspannung in meinem Brustkorb zu lösen. Dennoch ergriff mich Schwindel und ich beschleunigte meine Schritte, dass ich automatisch meine Freunde abhing. Zwar rannte mir Jong Ho nach, aber ich wimmelte ihn ab. Erst vor der Haustür traf ich auf ihn wieder.
>> Alles okay? <<, fragte er. Sorge schwang in seiner Stimme. >> Du siehst- <<
Mit einem Mhm würgte ich ihn ab und lehnte mich gegen die schwere Holztür, um sie zu öffnen.
>> Wow <<, machte Min Gi, als sie durch den Flur schritten. >> Seid ihr rich oder so? <<
Zuerst sagte ich nichts, da es mir unangenehm war. Stattdessen schmiss ich ihnen Besucherschlappen hin. Dennoch schwand Min Gis interessierter Blick nicht.
>> Wir- <<, begann ich, endete abrupt. >> Meine Familie- Sie ist seit Jahren im Gesundheitswesen tätig, stellt Medizin her und ist dadurch ein wichtiger Bestandteil des Landes geworden. Und seit der Heirat zwischen meiner Tante, Jonahs Mum, und dem König sind wir irgendwie ein Teil der Adelsfamilie geworden- <<
Scharf sog Woo Young die Luft ein, während er die Hand vor seinen Mund hielt. Aus großen Augen starrte er mich an.
>> Also <<, dehnte er. Kicherte. >> Bist du auch ein Prinz? <<
Ich schüttelte den Kopf.
>> Aber ich stehe theoretisch auf der Thronfolge. Vierter Platz oder so. << Ich spürte, dass meine Wangen rot wurden, als mich Jong Ho von der Seite musterte. >> Egal jetzt <<
Ich führte sie in den Wohnbereich, wo es sich Jonah und Alec mit einem Glas Whisky auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten. Nun wunderte es mich weniger, warum er länger gebraucht hatte, die Tür zu öffnen.
>> Setzt euch <<, sagte ich, während ich die Richtung der Treppen ansteuerte. >> Ich bring mein Zeug hoch. <<
Nachmittags fühlte ich mich besonders erschöpft. Wie heute. Beinahe erleichtert, dass der Tag fast geschafft war, schloss ich die Tür hinter mir. Genoss für einen Moment die Stille. Allein der Gedanke, mich gleich wieder in Gesellschaft zu begeben, war bereits auslaugend.
Neben meinem Schreibtisch stellte ich den Rucksack ab und ließ mich rücklings aufs Bett sinken. Schloss die Lider. Obwohl ich gerne in Jong Hos Nähe war, wünschte ich mir zeitgleich nur für mich zu sein. Vermutlich würde es anders aussehen, wenn ich keinen anstrengenden Uni- und Arbeitstag hinter mir hätte.
Auf die rechte Seite wälzte ich mich, ehe ich beschloss auf Toilette zu gehen. Mir die Hände und das Gesicht zu waschen. Im Anschluss zog ich mir Joggers und Shirt an. Stapfte wieder hinunter ins Wohnzimmer.
Zu meiner Überraschung giftete Alec Jong Ho nicht an, trotzdem saßen sie weit auseinander. Sofort lächelte Alec, als er mich sah.
>> Bruderherz <<, machte dieser. Zerrte mich neben sich auf die Couch, schlang mich in eine Umarmung. Den Kopf vergrub er an meiner Schulter. >> Am liebsten würde ich dich jeden Tag zur Uni fahren. <<
Unsicher lächelte ich, da ich keine Vorstellung hatte, wohin diese Diskussion führte. Über meinen Rücken streichelte er.
>> Ich will mir gar nicht vorstellen, was du alles durchgemacht hast. Echt bewundernd, wie du trotzdem alles so schaffst. <<
Beklommenheit löste der Satz aus. Insbesondere, als Jong Ho und mein Blick sich kreuzten. Ein Teil hatte ich ihm verraten, aber der andere-
Übelkeit nistete sich in meiner Magengegend ein, dass ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Aber dies verhinderte der riesige Kloß, der in meinem Hals saß und mir zeitgleich die Luft zum Atmen nahm. Ein Hüsteln half dagegen auch nicht.
Ich fragte mich, was Alec darüber dachte, wenn er die gesamte Wahrheit wüsste.

The Pirate's PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt