Ein gleichmäßiges Piepsen und leises Blubbern drang an mein Ohr. Schreckliche Szenen sah ich vor meinem inneren Auge. Blut, Leichen und Zacharias, der mit einem Schwert auf mich zurannte und mir schließlich eine Pistolenkugel in den Bauch jagte. Immer und immer wiederholten sich die Bilder, bis ich die Lider öffnete. In der Hoffnung, dass ich damit die Sequenzen vertrieb.
Gleißend helles Licht umgab mich, das vom Fenster ins Zimmer schien. In einem beruhigenden Beige waren die Wände gestrichen und mit Landschaftsbildern dekoriert. Mein Blick glitt nach rechts. Dort standen mehrere Sessel und einen Tisch. Direkt neben mir ein Messgerät, das vermutlich meinen Herzschlag kontrollierte. Ich war in einem Einzelzimmer im Krankenhaus.
Krankenhaus? Ich lebte also noch. Aber wie- Schwammig erinnerte ich mich an das Gespräch zwischen Elo und Azrael. Zweiter war geschockt darüber, was Elo tat. Hatte er mich ins Leben zurückgeholt? Mich geheilt?
Regungslos lag ich kerzengerade im Bett, lediglich meine Augen bewegte ich. Ich war zu schwach, um meinen kleinen Finger zu heben. Inständig hoffte ich, dass ein Pfleger oder Arzt mich besuchte. Nicht ewig wollte ich so liegenbleiben.
Was war mit meinen Freunden? Lebten sie noch? Konnten sie Zacharias und seinen Leuten entkommen? Hatte Elo ihnen auch geholfen? Cromer? Wenn Zacharias ihn in die Finger bekam, waren wir geliefert.
Fragen über Fragen, die ich auf die Schnelle nicht beantwortet bekam. Es machte mich kirre.
Ungeduldig blickte ich gen Tür, als würde ich jemanden heraufbeschwören wollen. Als es dunkel im Zimmer wurde, gab ich es auf und schloss die Lider. Während dem Schlafen verging die Zeit schneller. Leider fand ich keine Ruhe. Meine Gedanken rasten. Im Gegensatz zum Rest meines Körpers. Schlimmer war der Schmerz, welchen ich im unteren Drittel meines Bauches verspürte. Die Schusswunde.
Angestrengt horchte ich auf, als ich Schritte auf dem Gang vernahm. Keine Stimmen hörte ich. Vermutlich war es nur eine Person. Oder niemand sprach, denn die Schritte waren mehrfach.
Fast schreckte ich zusammen, als die Tür aufgedrückt wurde, obwohl ich die ganze Zeit darauf gewartet hatte. Sofort erkannte ich Sunny, hinter ihm ein Mann in Pflegerkleidung. Insgeheim hatte ich auf Elo gehofft. Ich wollte ihn sehen. Ihm sagen, dass ich noch lebte und wir nicht getrennt voneinander waren.
Professionell musterte mich Sunny, flüsterte dem Pfleger paar Wörter zu. Dieser tauschte die Infusion aus und nahm mir Blut ab.
Sekündlich wurde ich müder, bis ich den Drang nicht mehr widerstehen konnte, die Lider zu schließen. Schnell schlief ich ein.Dunkelheit umhüllte den Raum, als ich das nächste Mal die Lider öffnete. Zu meiner Erleichterung spürte ich meinen Körper, konnte Finger und Zehen bewegen. Stückweit setzte ich mich auf und rieb meine Augen. Ein angenehmes Gefühl, meinen Körper wie gewohnt bewegen zu können.
Dringend musste ich auf Toilette, allerdings war ich mit jeglichen Geräten und Infusionen verkabelt. Nicht sonderlich traute ich mich, diese zu entfernen. Stattdessen legte ich mich ins Kopfkissen zurück und ignorierte den Drang. Draußen beobachtete ich die Sterne. Automatisch dachte ich daran, wie oft ich bei Nacht aufs Meer rausgefahren war und mich anhand der Sternen orientiert hatte. Bilder vom Kampf mit Zacharias tauchten vor meinem inneren Augen auf. Alle Szenen prasselten auf mich ein. Kämpfe, Leichen und das viele Blut. Ich schweifte zu Elo, der meinen sterbenden Körper zu sich gezogen hatte. Seine verheulten Augen. Den Kuss spürte ich erneut auf meinen Lippen.
Dass mich bisher keiner besucht hatte, machte mir nicht große Hoffnungen, dass meine Freunde überlebt hatten. Auf dem Tisch sammelten sich keine Blumen oder Karten, die darauf hinwiesen. Oder sie hatten schlichtweg nichts mitgebracht. Inständig hoffte ich auf Zweites.
Umso mehr erschreckte ich mich, als die Tür aufgedrückt wurde und Seth und Jay hineinlugten. Im Schlepptau hatten sie Callum und Matty. Zu viert positionierten sie sich ums Bett. Einzeln betrachtete ich sie, ein gigantischer Stein fiel mir vom Herzen.
>> Wie geht's dir? <<, fragte Seth und knuffte meinen Arm. >> Sunny meinte, du bist wieder bei Bewusstsein. Er- <<
>> Er hatte uns verboten, dich zu besuchen <<, fiel Jay ihm ins Wort. Wie ein trotziges Kind klang er.
>> Mir tut mein Bauch weh <<, erwiderte ich. Nervös spielte ich mit den Fingern, ehe ich zu ihnen schaute. >> Was ist passiert, nachdem ich- Ihr wisst schon. <<
Prompt verdüsterte sich Seths Miene. Denselben Ausdruck zierte Jays Gesicht.
>> Sie hatten sich Cromer geschnappt <<, sagte Jay. >> Keiner der Besatzung hat überlebt. Wir vier konnten von Glück sprechen, dass Elo- <<
Durch einen Rippenstoß brachte Seth ihn zum Verstummen. Unsicher guckte ich zwischen beiden hin und her.
>> Was? <<, dehnte ich.
Alle sahen sie zu Boden. Ich verstand nicht, was los war.
>> Elo <<, begann Seth leise. Zwei Minuten druckste er herum, bis er fortfuhr. >> Wurde verbannt. <<
Mit dem Oberkörper schreckte ich auf. Wild schlug mir mein Herz bis in den Hals. Elo war... weg. Unmöglich. Das konnte nicht sein. Etwas musste ich tun. Ich wollte nicht, dass er-
>> Isaac hatte uns davon erzählt. << Verwirrt blinzelte ich Jay an. >> Isaac? Der Hexenmeister, welcher als Spion bei Lucifer ermittelt? Wir hatten ihn vor zwei Jahren darauf angesetzt? <<
Ich nickte. Gerade war ich gedanklich nicht anwesend. Tränen stiegen mir in die Augen. Mein Elo. Gott. Ich hätte unsere Zeit besser genießen sollen.
>> Wo- Hatte- Weiß Isaac, wo sich Elo befindet- <<
Prompt schwieg ich, als ich Seths Blick bemerkte.
>> Wir müssen Cromer finden <<, sagte dieser. Je länger er mich ansah, desto weicher wurde sein Ausdruck. >> Isaac meinte, er ist in Südkorea. << In seinen Augen sah ich, dass das nicht alles war, was er wusste. Zum Schluss gab er sich geschlagen. >> Er wohnt in Seoul und geht zur Uni. <<
Danach verfielen wir in Schweigen. Es war eine stumme Zustimmung, sie wussten, dass sie keine Chance hatten, meine Entscheidung zu ändern.
Zumindest für eine Weile wollte ich diesem Leben den Rücken kehren.
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The Pirate's Prince
FanfictionDer 24-Jährige Park Seong Hwa lebt sein gewöhnliches Studentenleben, bis er auf einer abendlichen Lesung den bekannten Manhwa-Zeichner Kim Hong Joong kennenlernt. Sofort verspürt Seong Hwa eine magische Anziehungskraft zu ihm, als kennen sich beide...