Ep 54 - Yeo Sang

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••• inspiriert vom Musikvideo Don't Stop •••

Eine Woche später.
20:49 Uhr.

Im Transporter herrschte drückende Stille. Jeder wusste, wie viel diese Mission bedeutete. Wie viel daran hing, dass wir alle Gegenstände fanden.
Seit einer Stunde ruckelten wir durch die kahle Dünenlandschaft. Übers Navi verfolgte Yun Ho die Route, wo Min Gi, Seth und Jay als Erstes aussteigen würden.
Obwohl mich Jong Ho beobachtete und mir anbot, seine Hand zu halten, ging ich nicht darauf ein. Ich war zu nervös. Ich brauchte Ruhe.
>> Hier <<, sagte Elo, als der Wagen anhielt. Min Gi reichte dieser einen Ring. Denselben, welchen ich auch besaß. >> Wenn etwas ist, ruf mich hier rüber. Denke einfach daran, dass du Hilfe brauchst. <<
In seine Brusttasche stopfte Min Gi den Ring, was Elo offensichtlich missfiel, dennoch nichts sagte.
Seth öffnete die Tür, sprang als Erster hinunter. Half Jay und Min Gi beim Ausstieg. Dann schmiss er die Tür hinter sich zu. Beinahe schauderhaft hallte der Lärm durch den Großraum.
Holprig, dem Sand geschuldet, fuhr Yun Ho an. Fragte nach dem nächsten Ziel, weshalb Elo sich aufrichtete und den Weg zur Fahrerkabine einschlug. Fast stolperte er über Sans Rucksack, als er zurückkehrte.
Weitere zwanzig Minuten hoppelten wir über Sanddünen, bis dieser zu Kiesboden wechselte. Solange, bis wir die Autobahn erreichten. Nach zehn Minuten fuhr Yun Ho ab und landete erneut auf Kiesweg.
Fragend musterte mich Woo Young, bis ich mich erbarmte, seinen Blick zu erwidern.
>> Diese Typen <<, begann er, >> sind die sehr gefährlich? <<
Wahrheitsgemäß zuckte ich die Achseln.
>> Ich hab sie vielleicht drei, vier Mal gesehen <<, sagte ich, >> Zacharias meinte nur, sie sind dumm, aber nützlich, um Leute zu verprügeln. << Ich grinste. >> Also, ich vermute, dass ihr sie im Pokern schlagen könnt. <<
Viel ruhiger wirkte Woo Young nicht. San nahm ihn an der Hand, schenkte ihm ein Lächeln. Irgendwas flüsterte er, aber es war zu leise, um ein Wort zu verstehen.
Bis San und Woo Young den Transporter verließen, fiel ich in eine leere Starre. Zwar wusste ich, wo sich der Shop und der Tresor in diesem befand, dennoch nagte Angst an mir. Unmöglich konnte ich mir vorstellen, dass Lucifer und Zacharias die Koordinaten zu Jonahs Schiff unbewacht ließen.

21:47 Uhr
Ich ergriff Jong Hos Hand und spürte seine Zweite an der Taille, sobald ich wacklig auf den Füßen landete.
>> Pass auf. Nicht, dass du hinfällst. <<
Sorge schwang in seiner Stimme. Zuerst wollte ich abwinken, aber die Angst um mich in seinen Augen brachte mich ab. Stattdessen nickte ich und küsste ihn auf die Wange.
An meiner Schulter stützte sich Elo, um den Wagen zu verlassen. Yun Ho hatte es leichter, der aus der Fahrerkabine schlüpfte. Allesamt versammelten wir uns hinterm Auto. Zwar parkte der Transporter in einer abgeschirmten Waldlichtung, dennoch hegte ich Misstrauen.
>> Du weißt, wo wir lang müssen? <<, flüsterte Elo.
Ich nickte.
Halb krabbelte er in den Wagen, verrenkte sich schmerzhaft und griff nach der Sporttasche. Während er diese zusurrte, schielte ich hinein. Ein Schürhaken. Vermutlich, um die Tür aufzuhebeln.
Nachdem Elo die Hecktüren zuwarf, machten wir uns auf den Weg.
Schnell bewegten wir uns nicht voran. Jeden Moment befürchtete ich, wir könnten angegriffen werden. In der Hand umklammerte ich fest meinen Zaubstab. Für den Notfall.
Von Gasse zu Gasse schlichen wir. Ohne jegliches Murren folgten sie mir. Trotzdem konnte ich Elos kritischen Blick nicht ausblenden. Seitdem ich meine Taten gebeichtet hatte, misstraute er mir. Nie hatte er sich negativ gegenüber mir geäußert, aber die Verachtung las ich in seinen Augen.
Gerade bog ich um die Ecke, als ich Stimmen wahrnahm. Stoppte prompt, kehrte um. Mithilfe des Zeigefingers vor den Lippen deutete ich den anderen, ruhig zu sein.
Angestrengt lauschte ich. Sie redeten viel zu leise, um eine Silbe zu verstehen. Doch paar Wörter schnappte ich auf.
Aus der Hosentasche kramte ich mein Handy hervor, öffnete die Kamera und versuchte, die Szene hinter der Mauer einzufangen. Das waren dieselben Männer, welche mich seit Jahren verfolgten. Paar Hexenmeister lungerten ebenfalls herum.
Eng lehnte ich mich zu meinen Freunden in deren Kreis.
>> Was ist? <<, fragte Yun Ho.
>> Leute bewachen den Shop. <<
>> Gibt's noch einen anderen Weg? <<, fragte Jong Ho.
Bevor ich nickte, ertönten Schritte. Am Handgelenk zerrte Elo mich zurück. Hielt schützend meine Schultern.
Ein teuflisches Grinsen blitzte im Gesicht des jungen Mannes auf. Hinter ihm versammelte sich an ganze Mannschaft an jungen Hexenmeistern. Einer lachte dreckig. Zeigte auf mich.
>> Ist das nicht Sebastians Jüngster? <<
Zustimmendes Gegacker erfüllte die Gasse.
>> Sollen wir mal testen, ob er so gewieft ist, wie sein Ruf ihm voreilt? <<
In ausgestreckter Haltung positionierte er seinen Zauberstab. Funken stoben aus dessen Spitze.
Wie gelähmt starrte ich auf diese. Bewegte noch rechtzeitig meinen Zauberstab, um sie abzuwehren.
Dann legte er nach. Zaubersprüche prasselten auf mich nieder, die ich bloß halbherzig abblockte.
Bis ich eine freie Sekunde fand, in der er nicht aufpasste. Seinen Kopf traf es so hart, dass es ihn zu Boden riss.
Sofort nutzte ich die Gelegenheit und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Bei jedem Schritt wurde mir schwerer ums Herz. Wie oft ich diese Gassen entlang gelaufen war, um mich vor Lucifers Leuten zu verstecken.
Einen Ausweg sah ich, auch wenn ich mir geschworen hatte, dieses Haus nie wieder zu betreten. Uns blieb nichts anderes übrig. Irgendwie mussten wir sie abhängen.
Mir die Seiten haltend kam ich beim Haus zum Stehen. Elos Schnaufen vernahm ich hinter mir. Genauso Jong Hos und Yun Hos.
Im Rhythmus eines Quadrats klopfte ich gegen die Tür, beendete den Code, in dem ich in die Mitte tippte. Dann rüttelte ich an der Klinke. Nichts. Keinen Millimeter bewegte sie sich. Panik schwappte durch meinen Körper. Sonst hatte das immer funktioniert.
Weitere drei Mal probierte ich die Beschwörung, aber kein einziges Mal rührte sich die Tür.
Nervös blickte ich nach rechts, da ich aus dieser Richtung Geräusche wahrnahm. Ich atmete durch. Versuchte, mich zu beruhigen.
Eine Methode fiel mir noch ein. Flach presste ich die Hand gen Tür, strich mit dem Mittelfinger die Rune für „Öffnen" nach. Auch darauf reagierte diese nicht.
Quälende Sekunden, in denen trappelnde Schritte lauter wurden, verstrichen, bis glühende Buchstaben an der Tür aufloderten.
„Will dich nur beschützen."
Verwirrt zog ich die Brauen zusammen.
„Fenster"
Ich umrundete das Gemäuer und spähte hinein. Bis in den Hals pochte mein Herz. Hochbewaffnete Soldaten reihten sich um Tische.
Als ich zu den anderen aufschloss, sauste einer der Hexenmeister ums Eck. Mein Herzschlag beschleunigte sich, dass ich ihn nur noch alle paar Sekunden spürte.
Panisch und ohne einen konkreten Plan rannte ich los, was in einem Desaster endete. Wortwörtlich endete, denn wir strandeten in einer Sackgasse. Für umzukehren, blieb uns keine Zeit mehr. Sie hatten uns eingeholt.
>> Hab schon gehört <<, höhnte der Hexenmeister, welchen ich angegriffen hatte, >> Rennen gehört zu deinen Lieblingsdisziplinen. <<
Vor Elo stellte ich mich und verstärkte den Griff um meinen Zauberstab.
Einige Zeit duellierten wir uns; bunte Funken sprühten und erhellten damit die dunkle Gasse.
Schweratmend hielt ich mir die Brust, beobachtete, ob sich sein Zauberstab regte. Stattdessen schlich sich ein süffisantes Grinsen auf sein Gesicht. Irgendeine Rune beschwur dieser in der Luft. Ehe ich registrierte, welche er zeichnete, riss mich ein Windstoß mit.
Rücklings stieß ich gegen die Mauer, dass mir die Luft für einige Minuten wegblieb. Schwarze Punkte kreiselten vor meinen Augen, sobald ich mit dem Kopf auf den Boden prallte.
Durch einen trüben Schleier erkannte ich Elos kniende Umrisse. Meterweit entfernt erzeugte dieser einen wabernden Schutzwall, durch den kein Zauber drang.
Jong Ho kniete neben mir, seine Augen nass vor Tränen. Zwar bewegten sich seine Lippen, aber in meinen Ohren vernahm ich lediglich ein Fiepen.
Minuten verharrte ich in der Position. Wusste nicht, wie ich mich rühren sollte. Mein Kopf dröhnte vor Schmerzen. Irgendwie rappelte ich mich mit Jong Hos Hilfe auf. Schwankte auf Elo zu.
Unter mich griff ich, ließ in meiner Handfläche schwarze Wirbel entstehen. Ich schleuderte diese in die Luft und pustete einmal. Im selben Moment erstarb jedes Kampfgeräusch. Jegliche Funken erloschen. Erst auf meine Bestätigung hin ließ Elo den Schutzwall sinken.
Wie verpuppte Raupen wandten sie sich in pechschwarzen Kokons. Entsetzt musterte mich Elo.
>> Das ist- Das ist schwarze Magie. <<
Auf seine Feststellung reagierte ich nicht, sagte ihnen stattdessen, sie sollten unter keinen Umständen den schwarzen Staub berühren. Irgendwie fühlte ich mich taub für jeglichen äußeren Einfluss.
Zwischen den Hexenmeistern schlängelten wir uns hindurch. Bei den Letzten, an denen wir uns vorbeiquetschten, färbten sich ihre Gesichter bereits dunkellila.
Elos missbilligender Blick begleitete mich, bis wir vorm Shop standen. Mithilfe des Schürhakens hebelte Jong Ho die Tür auf.
>> Ich fasse nicht, dass du das getan hast <<, murmelte er, >> Du hast ihnen das Leben ausgesaugt- <<
Wut kochte in mir hoch.
>> Für dich <<, unterbrach ich ihn, >> ist es als Engel selbstverständlich, auf wessen Seite du stehst. Ich für meinen Teil hab zu viel gesehen, um mich für eine Weise zu entscheiden. <<
Jong Ho beobachtete mich von der Seite. Sagte nichts. Zum Glück blieb Elo keine Zeit für ein weiteres Argument, denn soeben sprang die Tür auf. Bereits fühlte ich mich schrecklich, dass ich laut gegenüber ihm geworden war.
Während dem Eintreten erklärte ich Ihnen, nach was wir suchten; der Auslöser zur Geheimtür.
Im Shop wuselten wir umher, bis ich vorm Bücherregal verharrte. Paar Bücher schob ich zur Seite, hinter denen sich ein Haken verbarg. An diesem zerrte ich, bis es klickte und das Wandregal sich zur Seite ziehen ließ.
Orange-fluoreszierendes Licht strahlte aus dem Innenraum, welches sich ums Rad des Tresors wandte. Mit ausgebreiteten Handflächen platzierte ich mich vor diesem, murmelte eine Formel und brach damit die Beschwörung. In Sekundenschnelle drehte das Rad durch und die Tresortür eierte auf.
Yun Ho drängte sich an mir vorbei, entnahm das Blattpapier, auf dem die Koordinaten des Schiffes verzeichnet waren, und schmiss dieses in Elos Sporttasche.
Hand in Hand verließ ich mit Jong Ho den Shop. Auf dem Weg zum Transporter beobachtete mich dieser, schwieg. Dennoch öffnete er die Lippen. Guckte mich ungläubig an.
>> Du hast die Leute umgebracht? <<, fragte er dann doch.
Statt ihm zu antworten, kletterte ich in den Wagen. Ließ mich nahe der Fahrerkabine nieder. Sobald Elo, Jong Ho und Yun Ho eingestiegen waren, fuhren wir los.

The Pirate's PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt