Ep 47 - Yeo Sang

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Vom schrillen Ton des Fernsehers schreckte ich auf. Bemerkte dabei, dass ich mit dem Kopf auf Jong Hos Schoß lag.
>> Alles gut <<, sagte dieser. Kraulte meine Haare. >> Ist nur der Fernseher. <<
Vom Sofaende ertönte ein Räuspern. Allein an der Stimmfarbe erkannte ich ihn. Alec.
>> Lässt du die Finger von meinem Bruder? Das hatte ich dir eben schon mal gesagt. <<
>> Ich- <<
Bevor sich Jong Ho in Rage redete, setzte ich mich auf. Verschränkte die Arme vor der Brust. Eigentlich hatte ich gehofft, dass, seit meiner Aussprache mit Alec auf der Hinfahrt, die Sache gegessen war. Für mich war sein Verhalten nicht erklärbar.
Um mich vom pochenden Schmerz abzulenken, richtete ich meinen Blick aufs Fernsehen. Zwei junge Männer wurden von der Polizei verfolgt. Etwas zu nah an der Realität. Stattdessen beobachtete ich Jong Ho im Augenwinkel. Beide Beine presste er gegen seinen Oberkörper, nutzte die Knie als Ablage für sein Handy. Mit irgendwem schrieb er. Oder er notierte sich etwas. Kaum erkannte man was von seinem Gesicht. Verwuschelt hangen ihm Strähnen in die Stirn und seine Brille beschattete den Großteil seiner Augen. Niedlich war er allemal.
Mir fiel erst auf, dass ich ihn anstarrte, als er sich mit einem Mhm an mich wandte. Leise genug, dass der Fernseher dies übertünchte und Alec nichts hörte.
Hitze stieg mir in die Wangen und ich versteckte das Gesicht partout hinter meinen Händen. Ich hätte schreien können. Unangenehm. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Und die Schaufel weggeschmissen, dass mich niemand ausbuddelte.
>> Quinn? <<
Mit den Händen vorm Gesicht wandte ich mich Alec zu, der mich im ersten Moment verwirrt musterte.
>> Mum hatte mich angerufen << Seine brüchige Stimmlage machte mich nervös. >> Sie meinte, sie holt dich morgen ab. Sie hatte gefragt, wie es dir geht und ich hatte eben erklärt, dass du dich beim Training verletzt hattest- <<
>> Was?! <<, rief ich.
Panik schwoll in meiner Brust. Das ging nicht. So durfte es nicht kommen. All meine Pläne konnten nicht wegen dem scheitern.
Aus großen Augen blinzelte mich Alec an.
>> Sie will, dass du in Sicherheit- <<
>> A- A- Aber das geht nicht <<, fiel ich ihm ins Wort, >> Laut der Weissagung sind es zwei Hexenmeister. Du und ich. I- I- Ich kann nicht- <<
>> Woher weißt du- <<, unterbrach mich Jonah.
>> Ist egal <<, sagte ich, winkte ab.
Alec guckte mich an. Unsicher, was er als Nächstes sagen sollte. So schwiegen wir uns an.
>> Wir müssen eh noch Cromer, das Schiff, das Fernrohr und den Kompass finden <<, erwiderte Alec schließlich.
Herzrasen setzte ein. Ich schluckte heftig. Für ihn definitiv hörbar. Aber er interpretierte meine Reaktion anders.
>> Uns wird nichts passieren. <<
Für einen Teil war ich froh drum, dass er dachte, ich machte mir Sorgen. Trotzdem merkte ich, dass ich mich immer tiefer in meine eigenen Lügen ritt. Wenn ich nicht bald mit der Wahrheit rausrückte, endete alles in einer gewaltigen Katastrophe.
Aber ich tat nichts. Stattdessen setzte ich mich zurück, guckte hinunter zum Verband um meine Hand. Irgendwann verabschiedete ich mich zum Duschen.

Mit einem schwindligen Gefühl suchte ich nach dem Duschen die Küche auf. Füllte Wasser ins Glas.
Als ich dieses wusch, hörte ich Stimmen aus dem Nebenzimmer. Den geringsten Wasserzulauf stellte ich ein, dass ich noch etwas verstand.
>> Sag mal <<, machte Alec, >> Wie oft soll ich dir noch sagen, dass mein Bruder Tabu für dich ist. <<
Ich widerstand dem Drang, die Augen zu rollen. Gleichzeitig wurde ich wütend. Meine Hände zitterten.
>> Wir haben nichts miteinander <<, erwiderte Jong Ho.
>> Trotzdem hast du einen riesigen Crush auf ihn, stimmt's? <<
Anscheinend reichte es nun auch Jong Ho.
>> Und? <<, sagte dieser, >> Er ist süß und attraktiv- <<
>> Aaahhh <<, unterbrach ihn Alec, >> Bist du so oberflächlich? Du magst meinen Bruder nur für sein Aussehen? <<
>> Ich war doch noch gar nicht fertig <<, erwiderte Jong Ho, >> Du versuchst alles, um mich in ein ganz schlechtes Licht zu rücken. Weder bin ich nur an sein Aussehen noch an Sex mit ihm interessiert. Ich mag ihn, weil wir gute Freunde sind. Ich find ihn witzig. Und er hört mir zu- <<
>> Jetzt hörst du mir mal zu <<, fiel ihm Alec erneut ins Wort, >> Mir ist egal, was für Absichten du hast. By the way, ich kauf dir nicht ab, dass dich Sex mit ihm nicht interessiert. Allein dein Blick, wie du ihn angeierst, sagt alles. << Für einen Moment herrschte Stille, dass ich mir Sorgen machte. >> Jetzt zum letzten Mal, ich will nicht mehr, dass du ihn irgendwie ansiehst, anfasst oder- <<
Vor Ärger rutschte mir das Glas aus der Hand. In kleine Teilchen zerbarst dieses im Marmorbecken.
Jong Ho war der Erste, der in die Küche eilte. Trat nah an mich heran, nahm meine Hände in seine.
>> Lass es, bevor du dich verletzt. <<
Unaufhörlich kribbelte es in meiner Magengegend. Jedes Mal sagte er das Richtige. Wie das Male Lead eines Drama.
Der Moment fühlte sich magisch an, bis Alec in die Küche platzte und den nächsten Sturm an Wut aufwirbelte.
>> Du bringst mich zum Verzweifeln. Hatte ich dir eben nicht gesagt- <<
Bevor er aussprach, verschwand Jong Ho im Flur. Böse funkelte ich meinen Bruder an.
>> Du bist unmöglich! <<, schrie ich. Hektisch sammelte ich die Scherben ein. Schnitt mir dabei in die Finger. >> Warum? Warum?! Warum! << Noch immer klaubte ich die Scherben auf. Dadurch fügte ich mir umso mehr Schnittverletzungen zu. >> Warum bist du so? Was soll das? Gib mir einen triftigen Grund. <<
Stumm lehnte er sich gegen die Küchengarnitur. Schüttelte meine Hand, so dass ich die Scherben verlor.
Noch immer schweigend holte er den Verbandskasten hervor und klebte um jede meiner Verletzungen ein braunes Pflaster.
Etwas Trauriges schlich sich auf sein Gesicht.
>> Quinnie <<, seufzte er. >> Ich hab nur Angst, dich zu verlieren. Gefühlt mein halbes Leben, nachdem du verschwunden warst, suche ich nach dir. Und ich will nicht, dass du mir wieder abhanden- << Ein paar Strähnen strich er hinter mein Ohr. Seufzte laut. >> Ich hab Angst um dich. <<
Mir lag ein Argument auf der Zunge, dass Jong Ho bestimmt keine Person war, die einen verletzen konnte, aber ich schwieg. Ich fühlte mich zu ausgelaugt, das mühselige Thema nochmal durchzukauen.
Stattdessen bedachte ich ihn mit einem letzten mitleidigen Blick und verließ die Küche. Kehrte ins Schlafzimmer zurück, in welchem Jong Ho auf unserem Bett saß. Sofort fiel sein Blick auf meine Finger.
>> Quinnie <<, sagte dieser, >> Ich hatte dir gesagt, du sollst die Splitter nicht anfassen. <<
Neben ihm nahm ich Platz. Guckte ihn von der Seite an, was er erwiderte.
Bevor ich mich zum ihm vorlehnte, tat er dies bereits. Hielt die Lider geschlossen.
Sobald sich unsere Lippen sanft berührten, hämmerte mein Herz gegen die Brust. So schnell, dass mir schwindlig wurde. Erst recht, als Jong Ho sachte meine Wange umfasste.
Hinter der Tür ertönte Woo Youngs Lachen, weshalb Jong Ho sich von mir löste. In seinen Augen las ich Verärgerung.
>> Oh <<, machte Woo Young nur. Vom Schrank riss er sein Handtuch. >> Wollte nicht stören. Weitermachen. <<
Damit warf er die Tür hinter sich zu.
>> Was? <<, fragte ich, beinahe panisch, als sich Jong Ho aufrichtete. >> Wir können doch- <<
>> Sorry, Quinn, eben hatte ich noch den Mut. <<
Mithilfe seiner Hand hinderte ich ihn am Umdrehen, aber ließ ihn auf seine Bitte hin los. Unterm Gehen schnappte er nach seinen Sportschuhen. Vermutlich würde er joggen.
Frustriert sank ich rücklings aufs Bett, boxte in die Matratze und verfluchte Woo Young.

The Pirate's PrinceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt