Hinter der Tür verbarg sich eine Treppe, die in ein dunkles Kellerabteil führte. Mich wunderte es, dass niemand aufgrund des Quietschen der Tür auf uns aufmerksam wurde. Sobald diese hinter uns zufiel, war es stockduster. Nur schemenhaft machte ich Alec, Seth und Joongie aus. Kaum traute ich mich zu bewegen, in Sorge etwas umzustoßen.
Es roch muffig und modrig. Entweder hatten sie hier unten Leichen verschachert oder der Keller wurde selten benutzt. Inständig hoffte ich auf Zweites.
Mein Handy kramte ich aus der Hosentasche und schaltete die Taschenlampe ein. Überall lagerten Kisten und alte Möbel stellten den Platz zu. Zwischendrin blitzten ausrangierte Kessel und Fläschchen hervor. Mixten sie damit ihre Zaubertränke? Zumindest sprach der Herd, den sie in die hinterste Ecke geschoben hatten, dafür.
>> Lasst uns bitte nicht aufteilen <<, flüsterte ich. >> In Filmen geht das nie gut aus. Und ich kann mich mit nichts verteidigen. Ihr habt wenigstens noch magische Kräfte. <<
Nach einer Weile nickten sie. Dass mich Alec und Seth aus verengten Augen musterten, entging mir nicht. Sie wussten etwas.
Über die knarzende Treppe verließen wir den untersten Raum des Kellers. Irrten eine Weile umher, bis meine Handytaschenlampe eine Deckenklappe entblößte. Es dauerte, bis wir diese hinunterziehen konnten. So lange, dass ich zweifelte, hinaus zu gelangen. Die Leiter führte in einen Gang, der spärlich-grün beleuchtet war. Endlich befanden wir uns in der eigentlichen Burg.
Zimmer für Zimmer suchten wir ab. Ich konnte nicht einschätzen, wie lange wir allein fürs Erdgeschoss benötigten. Zugegebenermaßen, es waren etliche Räume. Allerdings hatte ich mittlerweile jegliches Zeitgefühl verloren.
>> So finden wir ihn nie <<, flüsterte Alec. Mit den Augen verfolgte er das Treppengeschoss. >> Wenn wir uns weiterhin so bewegen, brauchen wir Stunden. <<
Ich ahnte, worauf Alec hinauswollte. Stumm diskutierten sie, dann trennten wir uns. Als Treffpunkt einigten wir uns auf den jetzigen Standort.
Wie angewurzelt blieb ich stehen. Rechts zweigte eine Doppeltür ab, durch welche niemand verschwunden war. Alles andere schien abgedeckt. Sollte es meine Aufgabe sein?
Mit jeglicher Kraft drückte ich die schwere Tür ein und guckte mich mehrmals um. Beim Anblick dachte ich sofort an Versailles. Was nicht dazu passte, war der altarähnliche Bau, der im hinteren Drittel des Saals stand. Dahinter türmte eine seitenlange Glasvitrine, in welcher ein einziger Gegenstand aufbewahrt wurde. Eine Sanduhr. Schwarze und weiße Steine verteilten sich in dieser. Die dunklen Kügelchen belagerten drei Viertel des unteren Teils, der Rest war mit hellen Kugeln im oberen Teil gefüllt. Mir schoss ein Bergiff durch den Kopf. Cromer.
Auf dem ersten Blick machte keine Menschenseele aus. Abgesehen von einem. Quinn. Sofort rannte ich zu ihm. Aufgebahrt auf einem Art Altar ruhte dieser. Die Augen hielt er geschlossen; ich konnte nicht sagen, ob er schlief, bewusstlos oder tot war. Sie hatten ihn in ein dunkelblaues Gewand gehüllt und auf seinem Kopf thronte ein Diadem. Pervers.
Sachte berührte ich seine Wange. Eiskalt. Unerklärliche Panik ergriff mich. Er war doch nicht-
Schallendes Gelächter unterbrach meinen Gedankengang, weshalb ich prompt herumwirbelte. Mit großen Schritten marschierte ein schwarzhaariger junger Mann auf mich zu. Er trug ein fließendes Gewand plus dazugehöriges Cape, in seinem Gürtel klemmte ein Schwert. Locker hätte er aus einem High-Fantasy Roman stammen können. Ohne, dass ich ihn tatsächlich kannte, war ich mir sicher, dass es sich um Zacharias handelte.
Vielleicht eine Armlänge entfernt blieb er vor mir stehen. Auch jetzt fragte ich mich, warum Bösewichte immer attraktiv waren. Im Manhwa dachte ich, es wäre lediglich ein stilistisches Mittel gewesen. Doch nun, er sah verboten gut aus. Was mich allerdings mehr beunruhigte, dass er Joongie glich. Dies war mir schon im Webtoon aufgefallen, hatte es aber auf den Zeichenstil geschoben. Nun bereitete es mir Sorgen.
Seinen Finger bohrte er unterhalb meines Kinns, was mich dazu zwang, meinen Kopf anzuheben.
>> Elo <<, dehnte er. Mit seinen langen, schmalen Fingern umgriff er mein Gesicht und drehte somit leicht meinen Kopf. >> Ich hatte mich schon gefragt, wann du wieder auf der Bildfläche auftauchst. << Leise kicherte Zacharias. Im Augenwinkel bemerkte ich Alec, der hinterm Gitter der Empore hervorlugte. Ich erhaschte noch, dass dieser wegrannte. >> Ich muss zugeben, dass es extrem langweilig ohne dich war. Niemand war hier, der sich über die Gerechtigkeit Lucis und meiner Handlungen beschwert. <<
Lucis? Meinte er damit Lucifer?
Schließlich ließ er von mir. Von oben bis unten musterte er mich.
>> Du sahst mal schöner aus << Zacharias grinste. >> Die Erdenwelt hat dir nicht gut getan. Töricht, dass du wieder in Gamma auftauchst. << Er schielte hinunter zu Quinn. Ein leises Türknarzen vernahm ich, welches ihm offensichtlich entging. >> Aber du hattest schon immer ein Fable für den lieben Quinnie und Alec. <<
Groll und Wut schwoll in meiner Brust an. Vermutlich war das sein Ziel, er wollte mich reizen.
>> Sieht er nicht schön aus? <<, schwärmte Zacharias. Mit dem Zeigefinger fuhr er Quinns Jawline nach. >> Wie ein Prinz <<
Die Hände ballte ich zu Fäusten. Paar Mal tätschelte er meine Wange, dann wandte er sich ab und in seinem Profil tauchte ein teuflisches Grinsen auf.
>> Du hast deine kleinen Piratenfreunde mitgebracht << Zacharias lachte. Ich drehte mich um und erkannte Seth und Joongie. Hinter ihnen versteckte sich Alec. >> Dann wird die Show ja noch lustig. << In großen Schritten entfernte er sich. >> Sie gehören euch. <<
Von jeder Ecke strömten Wachen herbei. Statt dass mich Panik übermannte, spürte ich Adrenalin, welches mich zum Rennen brachte. Im äußeren Augenwinkel sah ich Zacharias, der seine Hand hob. Kurz darauf erreichte mich ein heftiger Windstoß, der mich an die gegenüberliegende Wand schleuderte. Mit einem dumpfen Prall dotzte mein Kopf auf dem Marmor auf.
>> So dass es nicht langweilig wird <<, schrie Zacharias lachend.
Alles um mich herum verschwamm, die Wachen erkannte ich nur als Umrisse. Heißes Blut lief mir die Schläfe hinunter. Ich versuchte, die Finger zu heben, aber ich hatte die Kontrolle über meinen Körper verloren.
Wie ich es anstellte, wusste ich nicht, aber als ich verfolgte, wie die Wachen die drei massakrierten, entfachte der Impuls in mir, sie zu retten. Unter größter Anstrengung richtete ich mich auf, schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Halb torkelnd eilte ich auf sie zu und stürzte mich vor ihnen auf den Boden. Beide Hände presste ich auf den Marmor, links und rechts entstanden wabernde Wände, was die Wachen zurückdrängte. Mir tat alles weh, dass ich schrie.
>> Schnell! <<, rief ich. >> Holt Quinn! <<
Seth rannte an mir vorbei. Knapp beobachtet ich, dass er mit ihm rauslief.
>> Folgt ihm! <<, rief ich. >> Ich komme nach! <<
Zögerlich verharrte Joongie an Ort und Stelle, bis Alec an dessen Handgelenk zerrte. Ich wartete, bis beide den imposanten Eingang erreichten. Ließ dann vom Boden und rannte los. Die Wachen stürzten sich auf mich, doch ich stieß diese lediglich mit einem Fingerzucken hinweg. Trotzdem rappelten sich manche auf und verfolgten mich bis zu den Serpentinen, jegliche restliche Kraft schöpfte ich aus.
Hinter mir vernahm ich Getrampel. Ein Blick über die Schulter verriet mir, dass sie uns mit Waffen nachstellten. Ein tierischer Schmerz jagte mir durch die Schulter, dass ich japste. Spürte heiße Flüssigkeit den Arm hinablaufen. Ständig schlitterte ich über die kleinen Steinchen, welche wegen der Kälte zu einer gefroren Masse zusammengewachsen waren.
>> Festhalten! <<, schrie ich, als ich in Alecs Hörweite war.
Unterm Laufen stolperte ich, Knochen hörte ich knacksen. Unsanft fiel ich zu Boden und rutschte bäuchlings über die Steine hinunter auf Seths Höhe. Mir brannten Arme und Beine. Mein rechter Knöchel pochte schmerzhaft. Angestrengt schnappte ich nach seinem Fuß und drehte den Armreif einmal um mein Handgelenk.
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The Pirate's Prince
FanfictionDer 24-Jährige Park Seong Hwa lebt sein gewöhnliches Studentenleben, bis er auf einer abendlichen Lesung den bekannten Manhwa-Zeichner Kim Hong Joong kennenlernt. Sofort verspürt Seong Hwa eine magische Anziehungskraft zu ihm, als kennen sich beide...