POV James
Die rothaarige Frau sieht mich neugierig an, während sie den Rauch ihrer Zigarette in die kalte Nachtluft bläst. Ein Hauch von Mitleid liegt in ihren grünen Augen, als ob sie meine Geschichte bereits erahnt.
"Schade, er sah wirklich nett aus", sagt sie und stubst ihre Zigarette am Fensterbrett aus. "Aber du hast diesen Blick, als ob du mehr zu erzählen hättest. Möchtest du darüber reden?"
Ich überlege kurz, bevor ich mich dazu entscheide, zumindest einen Teil meiner Gedanken zu teilen. Ich muss wissen ob ich alles hier nur träume oder nicht und villeicht hilft es mir wenn ich es einer unbekannten Person etwas erzähle, ich meine ich sehe sie ja nie wieder.
Die Nacht ist kühl, der Regen hat nachgelassen, und die Straßenlichter werfen sanfte Schatten auf den Boden.
"Es ist kompliziert", beginne ich zögernd. "Wir haben einen besonderen Tag miteinander verbracht, aber morgen werden wir uns wohl kaum wiedererkennen. Ich wollte nur eine Erinnerung hinterlassen, etwas, das uns verbindet, selbst wenn wir uns morgen nicht mehr verstehen."
Die rothaarige Frau nickt verständnisvoll. "Manchmal sind es die flüchtigen Momente, die am meisten bedeuten. Du hast den Mut gehabt, etwas zu tun, um diesen Tag unvergesslich zu machen. Das zählt."
"Vielleicht...", murmele ich und spüre, wie sich die Müdigkeit langsam in meinen Körper schleicht. "Aber jetzt muss ich wohl gehen. Die Realität wartet."
Ein leicht sakarstiches Lachen entweicht meinen Lippen.
Sie lächelt. "Komm gut nach Hause, und wenn du mal reden willst, bin ich hier. Ich bin übrigens die Nachbarin von nebenan, Amanda."
"James", antworte ich und mache mich auf den Weg zur Tür. "Danke, fürs zuhören"
Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe, steige ich erschöpft die Stufen zu meiner Wohnung hoch. Der Knutschfleck an meinem Hals pocht leicht, eine ständige Erinnerung an Taylors intensiven Abschiedskuss. Ich schließe die Wohnungstür auf und betrete den kleinen, spärlich eingerichteten Raum.
Ein Blick in den Spiegel bestätigt das, was ich bereits gefühlt habe. Der Knutschfleck ist deutlich sichtbar, ein lila Schimmer auf meiner Haut. Ich seufze und beschließe, dass es Zeit für eine erfrischende Dusche ist. Der Tag war voller unerwarteter Wendungen, und ich will den Gedanken an Taylor zumindest vorerst aus meinem Kopf spülen.
Das warme Wasser prasselt auf mich herab, nimmt den Regen und die Spannungen des Tages mit sich. Die Gedanken schwirren weiter in meinem Kopf, aber die Dusche bietet zumindest einen Moment der Ruhe. Als ich mich abtrockne, fällt mein Blick auf den Spiegel. Der Knutschfleck ist immer noch da ... was habe ich den erwartet, das er etwa verschwindet ? Es ist ein sichtbares Zeichen für einen Tag, den ich so nicht erwartet hatte.
Nach der Dusche widme ich mich dem Aufräumen. Ein paar Klamotten liegen verstreut herum, und ich räume sie in die Ecke. Die Wohnung ist klein, aber es ist mein Zuhause, mein einsames Zuhause. Während ich Ordnung schaffe, überlege ich, was morgen bringen wird. Werden Taylor und ich uns überhaupt wiedererkennen? Werden wir wie die Menschen davor, nach dem heutigen Tag?
James du musst es doch wohl am besten wissen ... Taylor wird nie wieder so sein wie heute.
Heute war eine Ausnahme.
Heute war er nett zu mir.
Heute war er ...
Ich fahre mir durch meine nassen Haare, oh man er war so vieles heute. Er macht mich total durcheinander.
Mit diesen Gedanken setze ich mich auf mein abgenutztes Sofa und greife nach meinem Handy. Die Vorstellung, dass er sich morgen in einen anderen Menschen verwandeln wird, lässt mich merkwürdig fühlen.
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You Are My Life
RomanceJames McMurry, ein kaputter und Selbsthasssender Junge. Ein Junge der von Schuldgefühlen geplagt wird, ein Junge dem alles weg genommen worden ist. Einer der sich und das Leben hasst. Ein Junge der vergessen hat, was Liebe ist und ein Geheimnis mit...