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Tommy

Ich war drauf und dran, Grace an den Haaren aus dem Garrison zu schleifen. Doch ich spürte eine leichte Berührung auf meinem Unterarm, was mich für einen Moment aus meiner Wut riss. Ich blickte in die Augen des Mädchens, dessen Namen ich nicht kannte. „Was soll das werden?", fragte sie ruhig. „Ich statuiere ein Exempel, damit nie wieder jemand in dieser Stadt ungefragt quatscht." „Das tun Sie nicht. Sind Sie wahnsinnig? Sie hat nicht einmal etwas gesagt. Ich habe es mir anhand ihrer Reaktion zusammengereimt. Herrgott." Plötzlich war mir unglaublich peinlich, was ich vorhatte.

Ich bemerkte, wie das gesamte Garrison stillstand und alle Augen auf uns gerichtet waren. Jeder beobachtete die Szene zwischen mir und Tommy angstvoll Aber gleichzeitig schlug mir auch Anerkennung entgegen. Ich hatte langsam genug. „Was ist? Hat es euch die Sprache verschlagen? Glaubt ihr, ich lasse es zu, dass diese junge Frau völlig unschuldig dem irrationalen Zorn von jemandem ausgesetzt ist, der meint er könne tun und lassen was er will ohne Grenzen, um meinen eigenen Hintern zu retten? Bestimmt nicht." Ich erntete tatsächlich Beifall. Tommy jedoch starrte mich fassungslos an. Und wütend. Klasse. Am ersten Abend hatte ich den Hass des wohl mächtigsten Mannes in dieser Stadt auf mich gezogen. Ich bemerkte, wie Arthur aufstand und sich auf uns zubewegte, als wüsste er, es würde knallen, wenn er die Situation nicht entschärfte. Er versuchte, Tommy an der Schulter zu ihrem Tisch zurückzuziehen, doch Tommys Blick war so auf mich fixiert, dass er es nicht schaffte und Tommy ihn abschüttelte. Ich ging einen Schritt auf Tommy zu und berührte ihn leicht an der rechten Wange. Denn als ich ihn vorhin am Arm berührte, stellte ich fest, dass ein wenig seiner Wut verschwand. „Beruhigen Sie sich. Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht beleidigen. Es stört mich nur, wenn jemand Frauen Gewalt antut." Mein Ton war so sanft, dass er einknickte, wie ich an seinen Augen erkennen konnte. Ich musste ihn nicht einmal manipulieren. „Schon gut, es ist okay.", flüsterte ich, so, dass nur er es hören konnte.

Polly

Sie war tatsächlich imstande, Tommy zu beruhigen wie ich erstaunt feststellte. Das hat bisher noch nie jemand auf die Reihe gekriegt seitdem er aus Frankreich zurückgekehrt ist. Und dabei wussten wir nicht einmal, wer sie war. „Das ist unglaublich.", flüsterte Ada neben mir.

Tommy

Ihre Berührung ließ mich erstarren. Was war nur los mit mir? Normalerweise ließ ich mich nie aufhalten. Sie jedoch war in der Lage, die Dämonen, die mich beherrschten, verstummen zu lassen. Und das mit einer einzigen Berührung. Und als wüsste sie, was in mir los war, sagte sie mir dass es okay sei. Das konnte nicht sein. Es war völlig unmöglich und verrückt. Und ich wusste immer noch absolut nichts über sie, außer dass sie wunderschön, frech und unglaublich sanftmütig zugleich war. Ich lehnte meinen Kopf für einen winzigen Moment ein wenig in ihre warme und zarte Hand und schloss die Augen. Nur ein Moment. Nicht mehr. Zum ersten Mal nahm ich ihr Parfum wahr. Selbst dieses roch, als wäre es nicht von dieser Welt. Ich öffnete meine Augen wieder und wich zurück.

Er ließ es einen Moment lang zu. Ich spürte, wie sich sein Herzschlag ein wenig beruhigte. Millisekunden später wich er zurück, als hätte er sich verbrannt. Und der Zauber des Moments verschwand, wir waren nicht mehr unter uns sondern im Garrison. Er sah mich unverwandt an und machte kehrt. „Hört verdammt nochmal auf, so dumm zu glotzen oder ihr verliert eure Augen." Ich erschrak bei diesem Satz. Ich hatte vergessen, wie gefährlich er eigentlich war. Er verließ das Garrison mit schnellen, harten Schritten. Gut, dass er nicht war wie ich. „Danke.", sagte Grace hinter mir. „Aber gern.", sagte ich als ich mich umdrehte und sie anlächelte. Sie stellte mir einen Whiskey auf den Tresen. „Der geht aufs Haus. Für Ihren unglaublichen Mut." Ich dankte ihr herzlich. Arthur nahm neben mir Platz. „Das war verdammt mutig. Heilige Scheiße. Wärst du keine Frau, hätte er dich garantiert erschossen." „Das löst aber auch keine Probleme." „Manchmal nicht, nein. Da hast du recht." Ich sah Grace an. „Einen Whiskey für den lieben Arthur bitte." Der jüngste der drei nahm auf meiner rechten Seite Platz und sagte: „Lieb? Das wäre das so ziemlich letzte Wort, mit dem ich meinen Bruder beschreiben würde." „Zu mir ist er lieb." „Hm. Ich bin übrigens John." „Freut mich.", sagte ich und lächelte ihn an.

Me and the devilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt