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Ich lächelte ihn an. „Du tust dasselbe mit mir..." Er lächelte nun ebenfalls. „Lass uns endlich ins Garrison gehen. Dort sind wir gezwungen, uns zu beherrschen." Einige Zeit später hielt mir Tommy die Tür des Garrison Pub auf und ich trat hinein. Sofort hafteten alle Blicke an mir. Und als sie den Mann erkannten, der hinter mir den Pub betrat, sahen sie weg. Wir gingen zur Bar und bestellten einen Whiskey für Tommy und Champagner für mich. Tommy hob sein Glas über den Kopf. Das Garrison wurde totenstill. „Darf ich euch meine bezaubernde Schwester vorstellen? Evelynn Shelby." Er verneigte sich vor mir. Ich musste lachen. Die anderen hoben ihre Gläser und prosteten mir grüßend zu. „Hab keine Angst, niemand wird sich trauen, dich anzusprechen.", flüsterte er mir ins Ohr. Er und seine Familie mussten wirklich verdammt viel Macht besitzen. Tommy erhob sich mit einem letzten Blick zu mir von der Bar und ging zu dem Tisch, an dem der Rest der Shelbys saß, ausgenommen von John. „Wieso gehen Sie nicht zu ihnen?", fragte Grace, als sie mir ein neues Glas Champagner einschenkte. „Er hat es mir nicht erlaubt." „Als ob Sie nach Erlaubnis fragen müssten. Sie sind Teil der Familie, oder?" Genau genommen war ich das nicht, es sei denn ich heiratete einen von ihnen. Das war jedoch unmöglich, dank Tommys Lüge. „Hör zu, Grace. Ich würde lieber unter vier Augen mit dir sprechen." „Dann lassen Sie uns eine rauchen gehen." „Ich bin sechzehn. Hör auf, mich zu siezen, bitte." Ich folgte ihr durch die Hintertür nach draußen in den Innenhof. Grace bot mir eine Zigarette an, die ich jedoch freundlich ablehnte. „Ich rauche nicht." „Oh. Entschuldige." „Hör zu. Kennst du einen Billy Kimber? Tommy hat dich an ihn verkauft." Sie schluckte und sah mich geschockt an. Jedoch blitzte auch Schmerz in ihren Augen auf. Warum? „Er hat was? Was soll ich jetzt tun?" „Sag du bist krank. Erzähl Tommy du hättest Tripper. Kimber wird dich in Ruhe lassen." „Tommy spricht doch kaum mit mir." „Dann werde ich es ihm sagen." „Was wirst du mir sagen?" Tommy. Hatte er es etwa alles gehört?

Tommy

Ich war gerade in ein tiefes geschäftliches Gespräch mit Arthur vertieft, der vor fünf Minuten ebenfalls zu uns gestoßen war, als mich Polly sanft an der Schulter berührte um meine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Thomas." „Was ist, Polly?" „Sie ist weg." Ich suchte sofort mit meinem Blick den Pub nach Katherine ab. Als ich feststellte, dass Polly die Wahrheit sagte, sprang ich auf und ging zu Harry an die Bar. „Wo ist sie?", brüllte ich fast. Mir fiel auf, dass Grace ebenfalls verschwunden war. „Sie ist mit Grace eine rauchen gegangen." Er hatte noch nicht einmal seinen Satz beendet, da war ich schon hinter der Bar und auf dem Weg nach draußen durch die Hintertür. Die beiden zuckten zusammen, als ich meine Frage stellte. Grace sah unsicher zur Seite, zu Katherine. „Sie hat den Tripper." Angewidert sah ich zu Grace. „Natürlich nicht wirklich. Aber es wird dafür sorgen, dass Kimber sie nicht mehr will." Kluges Mädchen. Ich hätte sie dafür küssen können, aber das musste ich mir wohl oder übel für später aufheben. „Brilliant. Das werde ich ihm sagen. Danke." Mir fiel auf, dass Katherine keine Zigarette in der Hand hielt. Hatte Grace ihr etwa keine angeboten? Wie unhöflich. Ich zückte mein Etui, zog eine Zigarette heraus und schob sie Katherine zwischen die Lippen. Mit der anderen Hand fischte ich mein Feuerzeug aus der Tasche. Als ich kurz den Blick von ihr abwandte, nahm sie die Zigarette aus ihrem Mund und führte sie sanft an meine Lippen. „Ich rauche nicht. Hast du das etwa vergessen?", fragte sie unschuldig und kicherte. Ach so war das also. Eine weitere Sache, die sie einzigartig machte.

Grace

Als die beiden dabei beobachtete, wie sie mit der Zigarette hantierten, wunderte ich mich darüber wie intim ihre Berührungen und Blicke waren. Zu intim für Geschwister. Es wirkte, als sollte ich nicht hier sein. Es fühlte sich an, als würde ich etwas verbotenes beobachten. So intim waren Tommy und ich nie gewesen. Aber was mir am meisten auffiel war wie er sie ansah. Er sah sie an, als wäre sie das einzige was für ihn auf der Welt noch von Bedeutung war. Und das Verlangen in seinen Augen, so unscheinbar es auch wirkte, war deutlich. Es fiel den meisten nicht auf, da er normalerweise nicht zuließ, dass jemand seine wahren Gefühlsregungen nicht kannte. Doch mir hatte er einen kleinen Einblick in sein Wesen gestattet und es reichte für mich, um zu wissen dass zwischen ihm und Evelynn sehr viel mehr vor sich ging, als sie mich wissen lassen wollten.

Mir fiel auf, dass Grace uns ein wenig geschockt ansah. „Was ist los? Hast du einen Geist gesehen?", fragte ich sie. „Ihr seid nur sehr... vertraut." Ich lachte auf. „Das sind wir nicht. Wir verstehen uns nur." „Mit mir war er nicht so intim." Ich schluckte unmerklich. Die beiden hatten ein Verhältnis, bevor er mich kennenlernte. So war das also. „Ihr seid zusammen?" „Ich weiß es nicht." Ich sah Tommy an. „Warum klärt ihr beide das nicht? Mir ist kalt, ich gehe rein." Und damit machte ich auf den Absatz kehrt. Das musste ich erst einmal verdauen.

Me and the devilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt