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Ada

Er hatte mich furchtbar zugerichtet. Aber immerhin hatte er mich noch nicht vergewaltigt. Und mein Gesicht hatte er auch verschont. Warum? Als ihm einer seiner Männer mitteilte, dass Tommy und die Blinders gekommen waren, nahm er einen Hammer und zertrümmerte mein linkes Knie. Ich schrie und konnte meine eigene Todesangst in diesem Schrei hören. Er grinste, beugte sich zu mir herunter, sah mir in die Augen und flüsterte: „Damit sie auch wissen, wo sie uns finden." Ich spuckte ihm ins Gesicht. Dafür bezahlte ich mit einem weiteren Schnitt unterhalb meines Brustkorbes. Ich spürte, wie das Blut meinen Körper herunterlief, sich unter dem Stuhl auf dem er mich festgebunden hatte sammelte und sich mit der kleinen Pfütze Blut, die entstanden war, als er mir all die anderen Verletzungen zugefügt hatte vermischte. Ich spürte den Schnitt kaum, da der Schmerz meines zertrümmerten Knies alles übertönte. Er hämmerte in meinem Kopf. Ich wusste nicht, wie lange ich das noch durchhalten würde. Ich wollte aufgeben. Doch dann dachte ich an Tommy, Arthur und John die gekommen waren, um mich zu retten. Und sie würden Luca Changretta dafür, was er mir angetan hatte, büßen lassen. Dieser Gedanke brachte mich zum lächeln, trotz der schmerzhaften Ohrfeige, die ich ebenfalls dafür kassiert hatte, dass ich es mir erlaubte, Luca Changretta ins Gesicht zu spucken. Er war regelrecht empört darüber. Hätte ich nicht bereits genügend furchtbare Schmerzen gehabt, hätte ich die Augen verdreht. Aber ich widerstand diesem Impuls.

Arthur öffnete langsam die Tür, darauf bedacht, kein Geräusch zu machen. Aber wir wurden bereits erwartet. Wir starrten alle in Gewehrläufe. Ich seufzte beinahe. Was für ein Mist. „Einen Schritt weiter und ihr seid Kanonenfutter. Und eure Schwester wird noch mehr leiden.", sagte einer der Männer an Tommy gewandt. Es war derjenige, der sein Gewehr an meine Schläfe gedrückt hatte. Tommy sah ihn an und wenn Blicke töten könnten, wäre der Kerl, der mich mit seinem Gewehr in Schach hielt, tot umgefallen. „Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst...", knurrte Tommy bedrohlich. Weiter kam er nicht, da der Mann das Gewehr entsicherte und Tommy über meinen Kopf hinweg herausfordernd angrinste. Was für eine dumme Idee. Es reichte mir. Ich verdrehte die Augen und packte den Lauf des Gewehres, welches mir gegen die Schläfe gedrückt wurde. Ich stieß es mit meiner übermenschlichen Kraft nach hinten und der Kopf des Mannes flog so heftig nach hinten, dass man sein Genick in der Stille des Raumes brechen hörte. Das Geräusch hallte laut von den Wänden wider und im selben Moment, als er tot zu Boden ging, wurden alle Waffen einzig und allein auf mich gerichtet. Perfekt. Genau das, worauf ich abgezielt hatte. Ich legte meinen Kopf etwas schief und lächelte freundlich. „Na, wer ist der nächste?", fragte ich zuckersüß. Und dann löste sich ein Schuss aus einem der Gewehre, die auf meinen Rücken gerichtet waren. Ich drehte mich blitzschnell um und fing die Kugel im Flug auf. Ich hielt sie für einen Moment zwischen meinen Fingern, stellte fest wer sie abgefeuert hatte und zielte mit der Kugel auf sein rechtes Auge. Ich warf sie und sie landete genau da, wo ich hingezielt hatte. Sie trat aus seinem Hinterkopf wieder heraus und blieb in der Tür stecken. Der nächste, der tot zu Boden ging. Ich lächelte zufrieden. Arthur und John starrten mich fassungslos an aber Tommy grinste stolz. Ich lächelte den dreien zu bevor ich einen Schritt auf den nächsten Schützen zumachte. Der Lauf seines Gewehres zitterte. Er hielt es immer noch auf mich gerichtet. Ich sah ihn mir genauer an und stellte fest, dass er gerade einmal achtzehn sein musste, wenn überhaupt. Und ich erkannte dieselbe Angst, die ich einst hatte, als ich alles tat, um zu überleben. „Wie alt bist du?", fragte ich den Jungen. „Sieb-siebzehn.", stotterte er. Er war noch ein Kind... „Wieso bist du hier?" „Mister Changretta hat... er hat mich meinen Eltern abgekauft.", antwortete der Junge. Mir klappte beinahe die Kinnlade herunter. Ich sah zu Tommy. Er sah genauso geschockt aus, wie ich mich fühlte. „Okay. Warte draußen. Wir reden später. Und solltest du abhauen, vergiss nicht dass ich dich finden werde. Und diese Begegnung überlebst du dann vermutlich nicht.", sagte ich zu dem Jungen. Vielleicht war es noch nicht zu spät für ihn. Vielleicht konnte ich ihn vor einem ähnlichen Schicksal wie dem meinen retten. Vor uns stand nun nur noch einer von Changrettas Männern. Aber er hatte sein Gewehr bereits auf den Boden gelegt und die Hände gehoben um uns seine Kapitulation zu signalisieren. Ich lief einfach an ihm vorbei und beachtete ihn nicht weiter. Tommy und John taten es mir gleich. Nur Arthur konnte nicht anders als dem Mann vor die Füße zu spucken.

Luca

Es machte mir außerordentlich viel Spaß, Tommy Shelbys kleine Schwester zu foltern. Nur dass sie mir ins Gesicht spuckte, das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich konnte die Schmerzensschreie meiner Männer im anderen Raum hören und wunderte mich, dass es nur einen Schuss gab. Mindestens zwei waren gestorben. Kurz darauf hörte ich, wie sich die Tür hinter mir mit einem leisen knarren öffnete. Ich drehte mich lächelnd um, in der Erwartung Thomas Shelby und seine Brüder dort stehen zu sehen. Doch als ich nicht die Shelby Brüder dort stehen sah, fror mir mein Lächeln auf den Lippen fest. Vor mir stand das schönste Mädchen, was ich je gesehen hatte. Sie war von einer Anmut und Eleganz, die zum niederknien war. Doch was mich irritierte, war dass sie völlig allein war. „Du bist hier fehl am Platz.", sagte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte. Sie war heiser. Doch das Mädchen lächelte nur zuckersüß. Dann kam sie langsam auf mich zu, ihre Schritte so anmutig und elegant wie sie.

Me and the devilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt